Seite 41 - Andrias 18

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Flora und Vegetation der Alpe Einödsberg
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rischen Alpen andernorts nicht nachgewiesen
wurden.
Andererseits sind seltene Arten rot blühender
Habichtskräuter, für die die Borstgrasrasen um
den Einödsberg ein bekanntes Zentrum dar-
stellten, in ihrer Artenzahl und Individuendichte
zurückgegangen. Das vom Aussterben bedrohte
Braunrötliche Habichtskraut (Hieracium fusce­
scens) (Tafel 4, b) und weitere Seltenheiten
wie Hypochoeris uniflora (Tafel 4, c), Crepis co­
nycifolia und Antennaria carpatica finden in den
Aveno-Nardetum-Beständen unter dem Späten-
gundkopf letzte Rückzugsrefugien im UG. In den
Grünerlengebüschen ist Cortusa matthioli (Ta-
fel 4, d) selten und nennenswert. Das Heilglöck-
chen besitzt ein Areal mit zerstreutenVorkommen
in den Allgäuer Hochalpen in Hochstaudenfluren
und Grünerlengebüschen und ein östlich abge-
rücktes, disjunktes Kleinareal in den Lenggrieser
Bergen am Fockenstein.
Vergleicht man das edaphisch und standört-
lich gut vergleichbare Beweidungsgebiet am
Einödsberg zwischen Schmalhorn und Späten-
gundkopf mit den floristischen Vielfaltszentren
der Allgäuer Mergelberge (z.B. das Gebiet um
die Höfats mit Älpelesattel, das Fellhornge-
biet mit Söllereck und -kopf, den Gratverlauf
zwischen Schochen und Laufbacher Eck, den
Grat vom Rauheck zum Kreuzeck, die Schwar-
ze Milz, das Schreckseegebiet mit Kirche, das
Rappenseegebiet, vom Schneck über den Salo-
ber zum Giebel und die Laufbichelkirche), so ist
eine deutliche Verarmung erkennbar. Diese ist
auf die Übernutzung zurückzuführen. Die Jahr-
zehnte lange Beweidung mit über 2.000 Scha-
fen hat am Einödsberg Spuren an Flora und Ve-
getation hinterlassen, die jedem Bergwanderer
sofort ins Auge fallen. Am deutlichsten ist die
Veränderung der Vegetation an den bereits be-
schriebenen Lägerfluren am Grat. Vergleichbare
Standorte am Berggächtle zwischen Salober
und Giebel werden genau an solchen Standor-
ten von den wertvollsten Hochlagen-Gratrasen
der Bayerischen Alpen besiedelt. Diese pri-
mären Elyneten besitzen mit Erigeron uniflorus,
Ligusticum mutellinoides, Alchemilla flabellata,
Saussurea alpina, Antennaria carpartica, Hier­
acium piliferum, Draba carinthiaca, Nigritella mi­
niata, Lloydia serotina, Cerastium alpinum ssp.
lanatum und Avena versicolor (U
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2008)
zahlreiche floristische Besonderheiten,
die in dieser Artenkombination in Deutschland
singulären Charakter besitzen (M
eusel
1952).
Dass am Einödsberg ein vergleichbares Diver-
sitätszentrum vorlag, belegen die Relikte Lloydia
serotina und Saussurea alpina, die am Wilden-
gundkopf in kleinen Populationen vorkommen.
Erigeron uniflorus und Ligusticum mutellinoides
konnten sich ebenfalls an unzugänglichen, be-
rasten Felstreppen halten, die offensichtlich nie
von Schafen beweidet wurden.
Die Geo montani-Nardetum-Bestände des UG
unterscheiden sich von anderen, nicht mit Scha-
fen beweideten Borstgrasrasen durch eine große
Anzahl an Arten der Fettweiden. So finden sich
neben Deschampsia cespitosa, die eine cha-
rakteristische Zeigerart für Schafbeweidung ist,
zahlreiche weitere Weidezeiger des Cynosurion
bzw. Poion alpinae. Lediglich die Randbereiche
des ehemaligen Schafweidegebietes, v.a. die am
SW-Rand vorkommenden Aveno-Nardetum-Be-
stände, sind in ihrer Artausstattung vergleichbar
mit unbeweideten Beständen andernorts und zei-
gen noch eine artenreiche Flora mit zahlreichen
Besonderheiten (D
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ippert
2001, 2004).
Sie
wurden wohl nur selten und dann nur sehr ex-
tensiv von Schafen frequentiert. Diese Flächen
wurden bis Anfang des 20. Jahrhunderts noch
gemäht.
3.4
Kommentierte Artenliste der im
Untersuchungsgebiet nachgewiesenen
Gefäßpflanzen
Die Artenliste in Tab. 1 bezieht sich auf alle
nachgewiesenen Pflanzenarten innerhalb des
zu untersuchenden Beweidungsgebietes und
unmittelbar angrenzender Bereiche. In diesem
Ausschnitt der Allgäuer Hochalpen konnten von
2002
bis 2008 647 Arten höherer Gefäßpflan-
zen nachgewiesen werden. Davon sind 58 in der
Roten Liste Bayerns als „gefährdet“, 12 als „stark
gefährdet“ und 3 als „vom Aussterben bedroht“
eingestuft. Als „ausgestorben“ wurde der Glet-
scher-Hahnenfuß eingestuft, der im Nordostkar
des Wildengundkopfes (V
ollmann
1914)
vor etwa
20
Jahren noch vorkam. Die Population am Wil-
dengundkopf konnte trotz intensiver Nachsuche
von den Autoren nicht mehr bestätigt werden.
Sie scheint der Hochlagen-Schafbeweidung zum
Opfer gefallen zu sein.
Aus der vorliegenden Bearbeitung wurden zahl-
reiche Belege an das Staatsherbar München
übergeben und von den Wissenschaftlern der
Botanischen Staatssammlung bearbeitet.
3.5
Schlussfolgerungen
Insgesamt lässt sich nach 6 Jahren folgendes
Resumée ziehen: Die Aufgabe der intensiven