Seite 64 - Andrias 18

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andrias, 18
(2010)
cies richness in the most altered sites nor in the total
pasture area. Consequently, the lower grazing pressure
during the study period did not show any unequivocal
effect on the spider diversity. However, based on ob-
servations in single plots we expect changes in the
dominance structure on the long run and the chance
for alpine species to (re-) colonize the area. The char-
acter species of subalpine meadows Pardosa riparia
and the alpine lycosid species Pardosa oreophila both
increased in abundance, strongest in the plots at the
ridge subjected to cattle grazing.The controlled grazing
is a measure against the spread of dwarf alder and to
maintain a mosaic of vegetation types and microsites
as an important basis for species richness.
Autoren
Dr. H
ubert
H
öfer
,
Staatliches Museum für Naturkun-
de Karlsruhe, Erbprinzenstr. 13, D-76133 Karlsruhe,
E-Mail:
Dipl.-Biol. T
heo
B
lick
,
Senckenberg Forschungsinstitut
und Naturmuseum, Senckenberganlage 25, D-60325
Frankfurt, E-Mail:
Dr. C
hristoph
M
uster
,
Neucamp 29, D-18581 Putbus,
E-Mail:
Dr. D
etlev
P
aulsch
,
Staatliches Museum für Naturkun-
de Karlsruhe, Erbprinzenstr. 13, D-76133 Karlsruhe,
E-Mail:
1
Einleitung
Die Spinnenfauna der deutschen Alpen ist immer
noch spärlich untersucht (M
uster
1999, 2001,
2002).
Aus dem Blickwinkel der Biogeographie
und Ökologie ist daher das Vorkommen von Spin-
nenarten in den geologisch-geomorphologisch
und botanisch einzigartigen Allgäuer Gras- oder
Blumenbergen interessant. Aus dem Blickwinkel
des Naturschutzes interessiert vor allem die ins-
gesamt unzureichend bekannte Bio­diversität in
der Kulturlandschaft (im Gegensatz zu Wildnis-
bereichen). Die Kulturlandschaft ist in Mitteleuro-
pa durch ihre Flächendominanz heute von großer
Bedeutung für den Erhalt der Artenvielfalt. Erklär-
tes Ziel des Arbeitsprogramms ­„Agricultural Bio-
diversity“ des internationalen Übereinkommens
über die biologische Vielfalt (CBD) ist deshalb,
landwirtschaftliche Praktiken zu identifizieren,
die positive Effekte auf die biologische Vielfalt ha-
ben bzw. negative Einflüsse abmildern sowie die
Fähigkeit lokaler Gemeinschaften zu stärken, die
agrarische Vielfalt nachhaltig zu bewirtschaften
(
P
aulsch
2008).
Dafür fehlen aber noch grund-
legende wissenschaftliche Kenntnisse, z.B. zu
Funktion und Regeneration der Artenvielfalt, zur
funktionellen Diversität und deren Veränderung
unter veränderter Nutzung und Klima sowie dem
Wert von Ökosystemdienstleistungen (K
leijn
&
S
utherland
2003).
Gerade die Allgäuer Alpen hat die landwirtschaft-
liche Nutzung seit mehr als 1000 Jahren geprägt.
Ausgehend von einer hohen geologischen Viel-
falt, hoher Reliefenergie und starker Gebirgsglie-
derung sowie im Vergleich mit anderen Gebieten
der Ostalpen hohen Niederschlägen hat exten-
sive Nutzung durch Mahd und Sommerweiden
in den submontanen und montanen Bereichen
dieses Gebiets höchste Artenzahlen bei höheren
Pflanzen erhalten oder sogar erzeugt.
Die Weideflächen der Alpe Einödsberg wurden
allerdings (wie auch auf anderen Alpen) über
viele Jahre mit zeitweise über 2000 Schafen auf
ca. 120 ha sehr intensiv beweidet, was zu einer
deutlich sichtbaren Veränderung der Vegetation
besonders am Grat geführt hat. An den steilen
Hängen des Untersuchungsgebiets dominieren
heute unterschiedlich ausgeprägte Borstgras-
rasen-Gesellschaften (Geo montani-Nardetum
strictae nach R
ennwald
(2000)
oder Geo monta-
ni- und Aveno-Nardetum sensu U
rban
&
H
anak
(2010)
sowie beerstrauchreiche und durch Grü-
nerlensukzession charakterisierte Borstgrasra-
sen). Am Grat herrschen durch das Lägern der
Schafe und die daraus resultierende Eutrophie-
rung dichte und im Sommer hüfthohe, artenver-
armte Dominanzbestände der Rasenschmiele
(
Deschampsia cespitosa) vor, die zum Teil von
Flecken des Läger-Rispengrases (Poa supina)
aufgelockert werden. Weitere Angaben zum Un-
tersuchungsgebiet in H
öfer
et al. (2010) und U
r
-
ban
&
H
anak
(2010)
in diesem Band.
Nach einem Besitzerwechsel 1999 wurde die
intensive Beweidung auf der Alpe, die heute
im Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen liegt,
eingestellt. Mit dem naturschutzfachlichen Ziel,
stark verfilzte Rasenflächen zu öffnen und De-
schampsia cespitosa in den Lägerfluren am
Grat zurück zu drängen, wurde eine kontrollierte
Beweidung zugelassen, und so wird seit 2001
eine Hutungs-Weidewirtschaft mit Jungrindern
in einem deutlich kleineren Weidegebiet (südlich
nur bis unterhalb Spätengundkopf) durchgeführt.
Ein erfahrener Hirte führte jährlich zwischen 70
und 130 Rinder über die Vegetationsperiode
durch das gesamte Gebiet. Standweiden wurden
durch variable Zäune und die tägliche Behirtung
vermieden.
Ebenso wie am Einödsberg steht man heute auch
bei anderen Bergen der Allgäuer Alpen vor der
Entscheidung, Nutzung ganz aufzugeben und die
Gebiete sich selbst zu überlassen oder geschä-