H
orak
&
W
oas
:
Hornmilben der Alpe Einödsberg
97
Die Hornmilben (Acari: Oribatida)
der Alpe Einödsberg im Naturschutzgebiet
Allgäuer Hochalpen
F
ranz
H
orak
&
S
teffen
W
oas
Kurzfassung
Aus Beifängen einer sechsjährigen Untersuchung der
Boden-Makroarthropoden auf der Alpe Einödsberg
wurden 9.302 Hornmilben als Vertreter der Boden-
Mesofauna bestimmt. Ausgewertet wurden Oribatiden
aus zu Beginn der Untersuchung (2003) beim Ein-
setzen von Barberfallen an 21 Standorten ausgesto-
chenen und im Berlese-Tullgren-Apparat extrahierten
Bodenkernen
;
aus im Juni 2004 probeweise mit einem
D-Vac-Apparat an 14 Standorten erhobenen Saugpro-
ben sowie aus dem Frühjahrsfang (Juni) 2005 der Bo-
denfallen an 26 Standorten. Die für eine Untersuchung
der Mesofauna ungewöhnliche Kombination dieser
Methoden erbrachte eine hohe Individuen- und Arten-
ausbeute und ermöglichte aufgrund des Designs auch
die Auswertung der Oribatiden-Taxozönose in Hinblick
auf Unterschiede zwischen Habitattypen und auf Be-
weidungseffekte. Vor allem die Saugproben erbrachten
hohe Individuenzahlen und eine erhebliche Erweite-
rung des Artenspektrums.
Von den für das Gebiet nachgewiesenen 85 Arten sind
10
Arten neu für Deutschland: Phthiracarus bryobius
J
acot
, 1930,
Phthiracarus montanus P
erez
-
I
ñigo
, 1969,
Phthiracarus spadix N
iedbala
, 1983,
Platynothrus capi­
latus (B
erlese
, 1914),
Epidamaeus berlesei (M
ichael
,
1898),
Oppiella (Moritzoppia) incisa (M
ahunka
&
M
ahun
-
ka
-
P
app
, 2000),
Ramusella fasciata (P
aoli
, 1908),
Ra­
musella elliptica (B
erlese
, 1908),
Trichoribates biarea
G
jelstrup
&
S
olhoy
, 1994,
und Trichoribates monticola
(
T
rägardh
, 1902).
Da bisher noch keine systematische
Aufnahme von Hornmilben aus dem deutschen Alpen-
raum vorliegt, wird hier eine kommentierte Artenliste
vorgestellt.
Die Oribatidenzönosen der Borstgrasrasen (Nardeten)
in steiler Hanglage sowie der durch die zurück liegen-
de, langjährige intensive Schafbeweidung am stärksten
veränderten Gratstandorte (Lägerfluren) zeigten jeweils
eine charakteristische, deutlich von Grünerlen- und
Fichtenstandorten verschiedene Artenzusammenset-
zung (Synusien). Charakterart für die Grat-Lägerfluren
ist Oromurcia sudetica, die in Bodenfallen (häufig) und
Bodenproben (wenige Ind.) ausschließlich an Grat-
standorten gefangen wurde. Daneben charakterisieren
auch die hohe Stetigkeit und teilweise extrem hohe
Individuenzahlen (v.a. in Saugproben) von Scheloriba­
tes (Hemileius) initialis, einer bisher als Waldbewohner
betrachteten Art, die Lägerfluren am Grat. Dieselbe Art
wurde aber auch an fast allen Nardetenstandorten in
hoher Zahl gefangen. Charakterarten für die beweide-
ten Nardeten sind Archipteria coleoptrata und Oriba­
tula tibialis.
Der Artenreichtum war mit 54 in den (ehemals bewei-
deten) Borstgrasrasen deutlich höher als in den Läger-
fluren am Grat (29 Arten). Am artenreichsten war der
niemals beweidete Referenzstandort (Aveno-Narde-
tum: 37 Arten). In den anderen Habitattypen im Unter-
suchungsgebiet Fichtenwald und Grünerlensukzession
wurden überwiegend Arten nachgewiesen, die in den
von grasartigen Pflanzen dominierten Offenlandflä-
chen nicht oder weniger häufig und stetig auftraten.
Der Vergleich der Oribatidenzönosen von Standorten,
die während des Untersuchungszeitraums mit Rindern
beweidet wurden, mit aktuell unbeweideten Standorten
zeigte nur geringe Unterschiede. Auf unbeweideten und
beweideten Nardetenstandorten wurden vergleichbare
Artenzahlen nachgewiesen (48 bzw. 51 Arten). Die
­
Artenidentität lag bei 0,65 (Sörensen-Index). In aktuell
unbeweideten Lägerfluren wurden 25 Arten gefangen,
in beweideten 19 Arten. Die Artidentität lag bei 0,68.
Allerdings fand die Beweidung mit 70 bis 130 Rindern
auf ca. 120 ha an den einzelnen Standorten im gesam­-
ten Untersuchungszeitraum nur über wenige Tage statt,
war also insbesondere im Vergleich mit der früheren
Beweidung mit mehr als 2000 Schafen sehr extensiv.
Abstract
Oribatid mites (Acari: Oribatida) in Bavarian
alpine grassland
Although directed to macro-arthropods like spiders
and carabid beetles, a six-year project on the effect
of intense sheep pasturing in the past and recent ex-
tensive cattle pasturing on alpine grassland habitats
also yielded mesofauna. We identified and evaluated
oribatid mites from soil cores, extracted with Berlese-
Tullgren-funnels, from suction samples of the soil
surface and vegetation and from pitfall traps. This un­
usual combination of methods yielded a large number
of individuals and species, enhancing the inadequate
knowledge base of this taxon in the alpine region. Of
85
identified species 10 were new for Germany: Phthir­
acarus bryobius J
acot
, 1930,
Phthiracarus montanus
P
erez
-
I
ñigo
, 1969,
Phthiracarus spadix N
iedbala
, 1983,
Platynothrus capilatus (B
erlese
, 1914),
Epidamaeus
berlesei (M
ichael
, 1898),
Oppiella (Moritzoppia) incisa
(
M
ahunka
&
M
ahunka
-
P
app
, 2000),
Ramusella fasciata
(
P
aoli
, 1908),
Ramusella elliptica (B
erlese
, 1908),
Trich­oribates biarea G
jelstrup
&
S
olhoy
, 1994
und
Trich­oribates monticola (T
rägardh
, 1902).
Beside an