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andrias, 18
(2010)
1
Einleitung
Der Linkerskopf (2459 m ü. NN) stellt aus flo-
ristischer und vegetationskundlicher Sicht ein
wertvolles Kerngebiet der Allgäuer Alpen dar.
Schon im vorletzten Jahrhundert wurde er von
bedeutenden Botanikern, wie S
endtner
(1854)
und V
ollmann
(1912)
erkundet. Neben der ins-
gesamt hohen Diversität sind auch zahlreiche
am Linkerskopf vorkommende Pflanzenarten
national bedeutsam. Einige besitzen dort ihren
einzigen Wuchsort in den Bayerischen Alpen.
Der Linkerskopf ist dadurch eine hochalpine Vor-
rangfläche des Naturschutzes der Bayerischen
Alpen und Teil des FFH- und Naturschutzgebiets
Allgäuer Hochalpen, dessen Artenvielfalt auch
weiterhin zu erhalten und zu fördern ist. Dies er-
fordert eine hohe Sensibilität und Verantwortung
für das Gebiet.
Zusammen mit der Rotgundspitze markiert der
Linkerskopf den südlichen Rand des Mergel-
zuges, der dem dolomitischen Allgäuer Haupt-
kamm vorgelagert ist. Von Oberstdorf betrachtet,
fällt der Gipfelaufbau des Linkerskopfes durch
eine markante Pyramide auf, die nach Nordwe-
sten mit einem scharfen Grat abfällt (Tafeln 1 und
2,
a). Die steilen Osthänge fallen als alpine Mer-
gelrasen oder vegetationslose Mergel-, Fels- und
Schutthalden ins Bacherloch ab (Tafel 2, b). Die
weniger steilen und durchgehend mit Rasen be-
standenen Westhänge laufen in die Verebnung
der Linkersalpe aus. Dieses glazial überformte
Plateau um die Enzianhütte und der Gipfelbe-
reich des Linkerskopfes stellen das eigentliche
Untersuchungsgebiet dar (Tafeln 2, a und 3, a).
Die Jahrzehnte lange unbehirtete Schafbewei-
dung führte am Linkerskopf vor allem in den
Hochlagen zu massiven Schäden an der Vege
tation. A. R
ingler
(
pers. Mitt.) mahnte bereits
1977
an, die Schafbeweidung, die seinerzeit
mit etwa 300 Tieren bis auf den Gipfel reichte,
zu stoppen. Damals schon beklagte er den Ver-
lust wertvollster Urwiesen an der Nordflanke.
Zu Beginn der Untersuchungen waren weite
Grat- und Gipfelbereiche stark eutrophiert und
massiv verändert. Insbesondere dominierte die
Rasenschmiele Deschampsia cespitosa. Da die-
se durch spätere Kieselsäureeinlagerungen von
Schafen und Rindern nur in sehr jungem Zustand
gefressen wird, konnte sie sich im Laufe der Zeit
als Weideunkraut stark ausbreiten und einen
dichten Filz ausbilden, der konkurrenzschwä-
chere Arten verdrängt. Neben früher Beweidung
im Juni scheint die Mahd die einzige Möglichkeit
die Rasenschmiele zurückzudrängen bzw. sie in
ihrer Vitalität zu schädigen.
Im Rahmen der Bestandsaufnahme durch die Al-
penbiotopkartierung (Bayerisches Landesamt für
Umwelt 2001-2004) wurde von den Autoren be-
reits auf das Problem hingewiesen. Mit dem Ge-
bietsbetreuer des Landesbundes für Vogelschutz
in Bayern e.V. (LBV) für die Allgäuer Hochalpen
wurde als Ziel festgelegt, die Schafbeweidung in
den sensiblen Hochlagen zu beenden und eine
für alle Interessensgruppen akzeptable Lösung
zu finden. Erste Gespräche mit den Grundstücks
eigentümern,Vertreternder Alpgenossenschaften
und Verbände sowie den zuständigen Behörden
verliefen viel versprechend. Im Einvernehmen
wurde die Beweidung oberhalb der Enzianhüt-
te 2004 bereits teilweise, 2005 dann vollständig
eingestellt. Erstmalig gelang es damit. die Schaf
beweidung am Linkerskopf durch Aufstellen eines
Weidezauns auf den Bereich der Linkersalpe zu
begrenzen (Tafel 4, a). Als Pflegemaßnahme
wurden in 2004 und 2005 stark verlägerte, von
Rasenschmiele (Deschampsia cespitosa) domi-
nierte Bereiche um die Linkersalpe jeweils ein-
malig gemäht (Tafel 4, b). Die hier vorgestellten
Begleituntersuchungen sollten die Auswirkungen
der Nutzungsaufgabe auf die Vegetation der
Hochlagen dokumentieren.
Im nördlich benachbarten Gebiet der Einödsberg-
Alpe zwischen Spätengundkopf und Schmalhorn
(
Tafel 1) wurde von 2003 bis 2008 ein LBV-
Projekt durchgeführt, das die Auswirkungen der
Nutzungsumstellung von intensiver Schafbewei-
dung zu extensiver Jungrinderbeweidung auf
die Vegetation und Artenvielfalt der Bodenfauna
untersuchte (H
öfer
et al. 2010, U
rban
&
H
anak
2010).
Solche Untersuchungen müssen über ei-
nen längeren Zeitraum fortgeführt werden, um
fundierte Ergebnisse zu erhalten, die dann zu ei-
ner gebietsspezifisch angepassten, vegetations
verträglichen Nutzung führen.
Die Erkenntnisse aus den beiden Projekten sollten
auf andere ehemalige und aktuelle Schafweide-
gebiete der Allgäuer Hochalpen und andere Be-
reiche der Bayerischen Alpen übertragbar sein.
2
Untersuchungsgebiet
2.1
Ausgangssituation
Wie die gesamten Allgäuer Alpen liegt auch
der Linkerskopf auf Grund der Stauwirkung der
Nordalpen im Bereich des ozeanisch getönten
Alpenrandklimas, das sich durch hohe jährliche