H
        
        
          öfer
        
        
          et al.: Spinnen der Alpe Einödsberg
        
        
          57
        
        
          seltener beweidete Standorte in alpiner Lage
        
        
          am Rand des Weidegebiets am Wildengundkopf
        
        
          beprobt (Tabelle 2). Eine ausführliche Beschrei-
        
        
          bung der Standorte mit Koordinaten findet sich in
        
        
          H
        
        
          öfer
        
        
          et al. (2010) in diesem Band.
        
        
          Die Fallen am Einödsberg wurden in jedem Jahr
        
        
          dreimal für je 14 Tage fängig gemacht: die ers-
        
        
          te Fangperiode lag in der ersten Junihälfte, die
        
        
          zweite in der ersten Julihälfte und die dritte in
        
        
          der zweiten Septemberhälfte (= normale Perio-
        
        
          den). Die Öffnung im Juni erfolgte möglichst früh
        
        
          nach der Ausaperung der Flächen am Grat. Die
        
        
          Fallenstandorte wurden in ein bis zwei Tagen
        
        
          eingerichtet und in Betrieb genommen. Die Lee-
        
        
          rung der Fallen erfolgte möglichst nach genau 14
        
        
          Tagen, musste allerdings an manchen Terminen
        
        
          wetterbedingt um einen Tag verschoben werden.
        
        
          Die sechs Fallen jedes Standorts wurden einzeln
        
        
          behandelt, nicht fängige Fallen wurden registriert.
        
        
          2005
        
        
          wurden zur Erfassung der Phänologie ein-
        
        
          zelner Arten und des Verlaufs der Aktivitätsdichte
        
        
          alle Bodenfallen über die volle Vegetationsperio-
        
        
          de (16 Wochen) fängig gehalten und im Abstand
        
        
          von zwei Wochen geleert (acht Leerungen). Auf
        
        
          der Grundlage des 2005 erfassten Jahresverlaufs
        
        
          der Aktivitätsdichte wurden die Fallen an den Ver-
        
        
          gleichsstandorten (2007, 2008) für zwei mal zwei
        
        
          Wochen von Mitte Juni bis Mitte Juli aufgestellt.
        
        
          
            3
          
        
        
          
            Ergebnisse und Diskussion
          
        
        
          Spinnen waren mit 32 % des Gesamtfangs nach
        
        
          den Käfern die am zweithäufigsten gefangenen
        
        
          Makro-Arthropoden in Bodenfallen. Über etwa
        
        
          46
        
        
          Wochen in sechs Jahren wurden insgesamt
        
        
          83.618
        
        
          Spinnen gefangen: 81.724 im eigentli-
        
        
          chen Untersuchungsgebiet Einödsberg-Alpe und
        
        
          1.894
        
        
          Spinnen an den 10 Vergleichsstandorten.
        
        
          Bodenfallenfänge sind generell durch einen ex-
        
        
          trem hohen Anteil an Adulten gekennzeichnet
        
        
          (
        
        
          vgl. T
        
        
          haler
        
        
          et al. 1978). Von allen im Untersu-
        
        
          chungsgebiet Einödsberg-Alpe gefangenen
        
        
          Spinnen waren 85 % Adulte, 71 % aller Individu-
        
        
          en waren Männchen. Noch höheren Anteil hat-
        
        
          ten die Männchen und alle Adulten an den Früh-
        
        
          jahrsfängen (83 ± 6 % und 96 ± 4 %). An den
        
        
          69.486
        
        
          adulten Spinnen konnten 158 Arten für
        
        
          das Gebiet der Einödsberg-Alpe inkl. Latschen-,
        
        
          Grünerlen- und Fichtenstandorte sicher nach-
        
        
          gewiesen werden (Tabelle 2), davon 107 Arten
        
        
          mit beiden Geschlechtern, 36 nur anhand von
        
        
          Männchen, 19 nur anhand von Weibchen. In der
        
        
          (
        
        
          sub-)alpinen Weide allein wurden 136 Arten ge-
        
        
          fangen. 41 adulte Individuen konnten bisher nicht
        
        
          zweifelsfrei einer Art zugeordnet werden.
        
        
          
            3.1
          
        
        
          
            Artenspektrum und Artenreichtum
          
        
        
          Die Arten sind 17 Familien zugeordnet, mit 86
        
        
          Arten sind die Linyphiidae mit großem Abstand
        
        
          die artenreichste Familie (54 %), gefolgt von
        
        
          den Lycosidae mit 22 (14 %), Gnaphosidae mit
        
        
          12
        
        
          und Thomisidae mit neun Arten. Artenreichs-
        
        
          te Gattung ist Pardosa mit 11 Arten. Von den 80
        
        
          Gattungen treten 50 mit nur einer Art auf (Tabelle
        
        
          2).
        
        
          Pro Standort wurden in den drei Standard-
        
        
          Fangperioden pro Jahr zwischen 11 und 36 Arten
        
        
          (
        
        
          Mittelwert 19) nachgewiesen. Am artenreichsten
        
        
          waren die beiden tief liegenden Kalkrasen-Stand-
        
        
          orte mit Latschen (36 bzw. 31 Arten), am ärmsten
        
        
          eine Blaike. Am von der Schafbeweidung ausge-
        
        
          nommenen, aber auch wärmebegünstigten Re-
        
        
          ferenzstandort V10 (Aveno-Nardetum) wurden
        
        
          zwischen 16 und 26 Arten pro Jahr gefangen
        
        
          (
        
        
          Mittelwert: 21). Einige der von der Vegetation
        
        
          her stark veränderten Gratstandorte gehörten zu
        
        
          den artenreichsten (Tabelle 3). Eine gerichtete
        
        
          Veränderung der Artenzahl über den untersuch-
        
        
          ten Zeitraum konnte weder für einzelne Standor-
        
        
          te noch insgesamt beobachtet werden. In 2007
        
        
          wurden an allen Kernstandorten deutlich weniger
        
        
          Individuen und auch Arten gefangen (Abb. 2).
        
        
          Ursache ist vermutlich eine im zweiten Fangzeit-
        
        
          raum aufgetretene 8-tägige Kälteperiode (vom
        
        
          4.7.
        
        
          bis 12.7.2007). An allenVergleichsstandorten
        
        
          der benachbarten Grate zusammen wurden 65
        
        
          Arten nachgewiesen, darunter 11 Arten, die am
        
        
          Einödsberg nicht gefunden wurden (Tabelle 2).
        
        
          Von den 169 in dieser Untersuchung nachgewie-
        
        
          senen Arten werden in der Roten Liste Bayerns
        
        
          (
        
        
          B
        
        
          lick
        
        
          &
        
        
          S
        
        
          cheidler
        
        
          2003) 32
        
        
          Arten für das Gebiet
        
        
          Alpenvorland/Alpen (RL Av/A) aufgeführt, 27 für
        
        
          Bayern (RL BY) und 44 (26 %) für Deutschland
        
        
          (
        
        
          RL D) (Tabelle 2). 14 Arten weisen geogra-
        
        
          fische Restriktion auf, und von vier Arten wird
        
        
          bei schlechter Datenlage eine Gefährdung an-
        
        
          genommen. Bemerkenswert sind Nachweise der
        
        
          als verschollen geltenden Wolfspinnenart Par-
        
        
          dosa giebeli und der vom Aussterben bedrohten
        
        
          Gnaphosa nigerrima sowie der häufiger gefan-
        
        
          genen Pardosa sordidata und der vereinzelt ge-
        
        
          fangenen Arten Erigone jaegeri und Synageles
        
        
          hilarulus (stark gefährdet).
        
        
          In der vorliegenden Untersuchung wurden zwi-
        
        
          schen 18 und 153 (Mittelwert 75) Individuen pro
        
        
          Falle (während 36 bis 40 Tagen!) gefangen. M
        
        
          us
        
        
          -
        
        
          ter
        
        
          (2001)
        
        
          hat in seiner umfangreichen Untersu-
        
        
          chung der Spinnenfauna der mittleren Nordalpen