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öfer
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V
erhaagh
:
Vorwort
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von uns genutzten Landschaft überlebt. Auch in
unseren Breiten fehlen noch grundlegende wis-
senschaftliche Kenntnisse zur Zahl der in einzel-
nen Lebensräumen vorkommenden Arten, be-
sonders aber zur Regeneration von Artenvielfalt,
zu Fähigkeit und Dauer der Regeneration von
Ökosystemen, den Veränderungen von Diversi-
tät und Ökosystem­funktionen unter veränderter
Nutzung sowie unter veränderten klimatischen
Bedingungen. Die 9. Konferenz der Mitgliedsstaa-
ten der CBD (COP 9) hat deshalb 2008 in Bonn
die Vertragsstaaten aufgefordert, Forschung be-
züglich Status und Trends der biologischen Viel-
falt in Agrarlandschaften zu fördern. Deutschland
und die EU haben inzwischen jeweils eigene
Biodiversitäts-Forschungsstrategien entwickelt.
Das Staatliche Museum für Naturkunde Karlsru-
he (SMNK) betreibt seit Jahrzehnten Forschung
zur Artenvielfalt und Diversität wirbelloser Tiere
(
Insekten und Spinnentiere), in Lebensräumen
Süddeutschlands ebenso wie in den Tropen. In
den letzten Jahren wurden dafür erhebliche För-
dermittel von „Dritten“ eingeworben (V
erhaagh
2007)
und die Arbeitsfelder der beteiligten Wis-
senschaftler haben sich von der Grundlagen-
forschung in anwendungsbezogene Öko­logie
ausgeweitet (B
eck
et al. 1994, H
öfer
et al. 2007,
V
erhaagh
et al. 2009). Untersucht wurden vor al-
lem die Funktionen und Leistungen der Boden-
tiere und Mikroorganismen in Abhängigkeit von
Lebensraumbedingungen unter menschlichem
Einfluss. Von besonderem Interesse sind Indika-
toren (Zeiger) für bestimmte Ökosystemzustän-
de und Schlüsselfunktionen für den Erhalt der
Systeme. Zunehmend wurden die Forschungs-
ergebnisse einer breiten Öffentlichkeit über Aus-
stellungen, Internetseiten, Videos, spezielle Ver-
öffentlichungen (H
öfer
et al. 2007, 2008 a, b) und
Präsentationen auf den CBD-Konferenzen (COP
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in Curitiba und COP 9 in Bonn) zugänglich ge-
macht. Bereits in den Forschungsprojektanträgen
werden die Vorgaben der CBD berücksichtigt.
Besonders wertvolle Entscheidungsgrundlagen
z.B. im Naturschutz sind langjährige Untersu-
chungen (sog. Monitoring) unter Einbeziehung
verschiedener Organismengruppen sowie die
interdisziplinäre Zu­sammenarbeit von Botani-
kern, Zoologen und Boden­kundlern. Wichtig im
Hinblick auf die Anwendung der Ergebnisse ist
die Einbeziehung unterschiedlicher Interessens-
gruppen bereits in die Untersuchungen (trans-
disziplinärer Ansatz). Gerade hier kann ein Na-
turkundemuseum, zu dessen Aufgaben ja neben
der Forschung zur Biodiversität die Vermittlung
von naturkundlichen Erkenntnissen gehört, auch
in Zukunft eine wichtige Rolle spielen.
Ein schönes Beispiel für einen solchen
Forschungs­ansatz ist das Einödsberg-Projekt,
über dessen Fragestellungen und Ergebnisse in
diesem Band ausführlich berichtet wird. In dem
sechsjährigen Projekt wurden von 2003 bis 2008
die botanische und zoologische Artenvielfalt auf
einer Alpe (Alm) bei Oberstdorf im Allgäu und
deren Veränderung nach jahrzehntelanger in-
tensiver Schafbeweidung sowie der seit 2001
praktizierten extensiven Nutzung erfasst. Ge-
rade die Alpen sind ein Paradebeispiel für eine
naturräumlich vielfältige und ständig im Wandel
befindliche europäische Kulturlandschaft.
Im Projekt zusammengearbeitet haben Botaniker
der Arbeitsgemeinschaft Vegetation der Alpen
(
AVEGA), Zoologen vom SMNK und dem Büro
Arten-Biotope-Landschaften in Freiburg und Na-
turschützer vom Landesbund für Vogelschutz in
Bayern (LBV). Finanziert wurde das Projekt vom
Bayerischen Naturschutzfonds über den LBV.
Alle Arbeiten wurden in Absprache und Zusam-
menarbeit mit der Landesgeschäftsstelle des
LBV, dem Gebietsbetreuer Allgäuer Hochalpen,
der Alpgenossenschaft, dem Alpwirtschaftlichen
Verein, dem Besitzer der Alpe und dem Hirten
durchgeführt. Auf Grundlage der wissenschaftli-
chen Untersuchungen können nun der Zustand
der Alpe beurteilt und Entscheidungen zur weite-
ren Nutzung getroffen werden.
Wie steht es nun um die Biodiversität des un-
tersuchten Gebiets? Wie viele Arten leben auf
einem solchen Stück genutzter Landschaft – ei-
ner Alpe von ca. 200 ha Größe, mitten im Na-
turschutzgebiet Allgäuer Hochalpen? Obwohl bei
weitem noch nicht alle Pflanzen- und Tiergrup-
pen erfasst und ausge­wertet wurden, ergibt sich
aus den Studien und Beobachtungen bereits
jetzt die beeindruckende Zahl von 1200 Arten
(
aktueller Stand siehe
An
Wirbeltieren (ohne den Mensch) sind 53 Arten
zu nennen: 41 Vogel-, 9 Säuger-­, 2 Reptilien-
arten und 1 ­Amphibienart. An Wirbellosen wur-
den 256 Spinnentier-, 38 Hundertfüßer- und Tau-
send­füßer-, 62 Laufkäfer-, 131 Schmetterlings-,
12
Ameisen- und 2 Regenwurmarten nachge-
wiesen. Von den Botanikern wurden 647 Gefäß-
pflanzenarten bestimmt. Aus artenreichen Grup-
pen wie den Moosen, Flechten und Pilzen sowie
Heuschrecken, Kurzflügelkäfern, Zweiflüglern,
Hautflüglern und weiteren Insektengruppen darf
man sicherlich noch mit mindestens 1000 weite-
ren Arten rechnen.