H
öfer
et al.: Spinnen der Alpe Einödsberg
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Einödsberg-Alpe die häufigste Art mit den höchs-
ten Aktivitätsdichten und eudominant in fast al-
len Grat- und höher liegenden Standorten (X03,
X04, > 1800 m). Besonders ausgeprägt war die
Dominanz an den höchst gelegenen Standorten
amWildengundkopf (90 und 58 %, nur Frühjahrs-
fang!). Dagegen trat sie in den tiefer liegenden
Standorten höchstens subdominant auf, mit der
bemerkenswerten Ausnahme von X20 (1720 m).
An den Vergleichsstandorten war sie lediglich
am Berggächtle ähnlich häufig, an allen anderen
Graten trat sie höchstens rezedent (> 3 %) auf.
P. oreophila ist eine im alpinen Gebirgssystem
endemische Art mit Hauptvorkommen in alpi-
nen Rasen, in Höhen über 1700 m. Interessan-
terweise hat M
uster
(2001)
sie aber am nahe
gelegenen Ponten (Hinterstein) nicht gefangen,
weshalb er den Verdacht auf ein Ost-West-Ab-
undanzgefälle am Nordalpenrand äußerte. Nach
den vorliegenden Fängen scheint das Vorkom-
men eher von den vom geologischen Untergrund
bestimmten Standortbedingungen abzuhängen.
Alopecosa pulverulenta (Tafel 1, b) war an den
meisten Nardetum- und Gratstandorten der Ein-
ödsberg-Alpe dominant (10 bis 32 %), seltener
eudominant. An den Referenz- und Vergleichs-
standorten war die Art dagegen nur rezedent
(1 
bis 3,1 %) bis subdominant (3,2 bis 10 %).
A. pulverulenta ist eine weit verbreitete typische
Offenlandart mit Schwerpunktlebensraum (auch
intensiv) beweidete Almen (Milchkrautweiden)
in den östlichen Alpen (M
aurer
&
H
änggi
1990,
­
M
uster
2001)
und Zentralalpen (T
haler
et al.
1978),
die in den Westalpen (Engadin, Alp Flix)
und im Allgäu auch in der alpinen Grasheide häu-
fig ist (L
üscher
&
H
änggi
2007,
M
uff
et al. 2007,
M
uster
2001).
Ihr Auftreten im Untersuchungs-
gebiet entspricht genau diesen Angaben.
Pardosa riparia kommt laut M
uster
(2001)
als
Charakterart beweideter Almwiesen der Sub-
alpinstufe in Betracht. Die Art war an den drei
Referenzstandorten der Einödsberg-Alpe und
einigen Nardetum-Standorten sowie an allen
Vergleichsstandorten eudominant (> 32 % des
Gesamtfangs). P. riparia war auch die häufigste
(
eudominante) Art in Bodenfallenfängen in Wie-
sen und Zwergstrauchheiden an der Baumgren-
ze der gut untersuchten Schweizer Alp Flix (B
ol
-
zern
2004),
vermied dort aber die Umgebung von
Fichten (F
rick
et al. 2007a). Im Engadin und in
den Hohen Tauern (T
haler
et al. 1978) trat sie
dagegen nur vereinzelt in beweideten alpinen
Rasen auf. Wie die meisten Wolfspinnenarten
ist sie stenochron mit Reifezeit und Reproduk-
tionsperiode in sub-alpinen bis alpinen Höhen
zwischen Mitte Mai und Ende Juli. Eine Labor-
studie hat gezeigt, dass P. riparia zumindest in
Höhen um 2000 m höhere Temperaturen bevor-
zugt (F
rick
et al. 2007b). Auch das Vorkommen
auf der Einödsberg-Alpe mit höchsten Aktivitäts-
dichten an allen wärmebegünstigten (tief gele-
genen und/oder südexponierten, geschützten)
Standorten (V01, V10, V14, V15, V26, V06, V08,
X09, X17, X18) charakterisiert die Art als rela-
tiv wärmeliebend im Vergleich zu den anderen
Pardosa-Arten. P. riparia war auch an thermo-
philen, anthropogen überprägten Standorten
unter 1500 m in Oberbayern dominant (M
uster
2002).
B
lick
(1994)
beobachtete in seiner Unter-
suchung von Almflächen, die als Wintersportge-
biet genutzt wurden, unter intensiverer Nutzung
mehr P. amentata, unter extensiverer Nutzung
mehr P. riparia. Auch auf der Einödsberg-Alpe
scheint P. riparia an den am stärksten veränder-
ten Standorten (Grat und Nardetum-Bestände)
von P. amentata, A. pulverulenta und P. oreophila
verdrängt zu werden.
Pardosa amentata hat ebenfalls ihren Schwer-
punkt in beweideten Almen und gehörte auch
auf der Einödsberg-Alpe zu den häufigsten Ar-
ten. Die Art war eudominant an den Blaiken,
an Standorten mit Grünerlensukzession, Milch-
krautweiden und an je einem Nardetum- und
Gratstandort. An vielen anderen Standorten war
sie dominant bis subdominant, an den seit lan-
ger Zeit unbeweideten Referenz- und Vergleichs-
standorten dagegen höchstens rezedent. Am
Ponten im Allgäu war sie selten (M
uster
2001).
Sie dominierte mit 61% die durch hohe Boden-
feuchtigkeit und Staunässe geprägte Langgras-
wiese in den Hohen Tauern (T
haler
et al. 1978).
Die Art beansprucht wohl eine gewisse Feuchtig-
keit, erträgt aber ein hohes Maß an „Instabilität“
des Lebensraums, wie ihr häufiges Vorkommen
an vegetations­armen Standorten (unterhalb von
Schneefeldern, in Bachschottern und Erosions-
rinnen, in Blaiken) zeigt. Sie könnte sich durch-
aus als Zeiger für Störungen im weiteren Sinn
eignen (s. auch B
lick
1994,
T
haler
et al. 1978,
V
lijm
1971).
Alle vier Lycosiden-Arten fehlten an den stark
beschatteten Fichtenwald-Standorten und tra-
ten nur mit wenigen Exemplaren unter der dich-
ten Grünerle auf. Sie repräsentieren also die
Offenland-Fauna. An den zwei Waldstandorten
waren die typischen Waldarten Coelotes ter-
restris, Diplocephalus latifrons und Robertus
truncorum dominant. In der feuchten Streu unter