Seite 100 - Carolinea 68

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carolinea, 68
(2010)
aufliegenden Steinen und zwischen Kieseln zu
finden ist, wo sie Bodeninsekten und deren Lar-
ven auflauert. Zwar kommt sie auch an anderen,
klimabegünstigten Örtlichkeiten der Oberrhein­
ebene gelegentlich vor, ist aber als mediterran
geprägte Art in Süddeutschland an diese gebun-
den. Gleiches gilt für den sehr seltenen Alloe-
orhynchus flavipes, dessen Verbreitungsgebiet
vom Mittelmeergebiet bis nach Süddeutschland
reicht.
Anthocoridae
:
Die Blumenwanzen Anthoco-
ris confusus, A. nemoralis und Orius laticollis
besuchen schon im zeitigen Frühjahr blühende
Weiden und sind später auf verschiedenen Feld-
gehölzen zu finden, während der recht seltene
A. sarothamni als Nahrungsspezialist nur auf und
unter Büschen des Besenginsters vorkommt. Der
wärmeliebende Orius niger bevorzugt hingegen
meist blühende Pflanzen im Magerrasen.
Aradidae
:
Unter der Rinde eines abgestorbenen,
leicht verpilzten Astes wurde im südlichen Feld-
gehölz ein Einzelexemplar der in der Region
weitverbreiteten Rindenwanze Aneurus avenius
gefunden.
Lygaeidae
:
Die Sand- und Magerrasen des Al-
ten Flugplatzes Karlsruhe sind hinsichtlich der
überwiegend am Boden lebenden Langwanzen
durch eine besondere Artenvielfalt gekennzeich-
net.
­
Diese Langwanzengesellschaft besiedelt in
wechselnder Zusammensetzung unterschied-
liche Bereiche des Alten Flugplatzes. Dort wo
eine stärkere Streuschicht, u.a. an alten Kanin-
chenbauten und am Gehölzrand, mit Pflanzen-
resten und Samen Schutz und Nahrung bietet,
ist eine Gemeinschaft kleiner Langwanzen zu
finden mit Ischnocoris hemipterus, Scoloposte-
thus affinis, dem selteneren S. decoratus, Tro-
pistethus holosericeus, Plinthisus brevipennis,
Stygnocoris fuligineus und S. sabulosus.
Im Gewirr niedriger Pflanzen und Grashorste
laufen je nach Wetter größere Langwanzen leb-
haft umher. Es sind dies Emblethis griseus und
E. denticollis, Megalonotus chiragra, M. prae-
textatus, M. sabulicola, Trapezonotus arenarius,
Graptopeltus lynceus, Peritrechus lundi, P. geni-
culatus, P. gracilicornis und Pionosomus varius
als kleinste dieser Arten. Besonders flink sind
Rhyparochromus vulgaris, Pterotmetus staphyli-
niformis, Beosus maritimus und Geocoris gryllo-
ides unterwegs, die bei warmem Wetter auch
auf Gräser und andere Pflanzen aufsteigen.
Vorwiegend auf Sand finden sich Geocoris ater
und Xanthochilus quadratus und zwar sowohl
im Flugsandbereich als auch auf Wegen und
Trampelpfaden, wo sie sich unter kriechend aus-
gebreiteten Pflanzen wie Knöterich und Portulak
verbergen.
Die häufigsten Langwanzen auf dem Boden
des Alten Flugplatzes sind die fünf Nysius-Arten
und Ortholomus punctipennis. Nysius thymi und
N. ericae sind im Spätsommer und Herbst im
lückig bewachsenen Sandrasen besonders häu-
fig. Auch Ortholomus tritt örtlich massenhaft auf,
bevorzugt allerdings etwas dichter bewachsene
Bereiche im Sand- und Magerrasen. Die Vor-
kommen von Sphragisticus nebulosus, eine in
Westeuropa fehlende, südöstliche Art, sind auf
Dünenstandorte beschränkt. Er wurde im Spät-
herbst im Überwinterungsquartier an der Düne
unter Laub gefunden.
Einige Langwanzen bevorzugen bestimmte
Wirtspflanzen oder sind an sie gebunden. Zu ih-
nen gehört der an Salbei lebende Platyplax sal-
viae ebenso wie Heterogaster urticae von Brenn-
nesseln und Dimorphopterus spinolae, der am
Land-Reitgras in den Blattscheiden zu finden ist.
Kleidoceris resedae hat in der Birke ihre vorwie-
Tier
Rote Liste Monat
Trigonotylus pulchellus (H
ahn
, 1834),
Taf. 1 f
R1
VI, VII, VIII, IX
Tropistethus holosericeus (S
choltz
, 1846)
V, IX
Xanthochilus quadratus (F
abricius
, 1798)
RG
V, VII, VIII, IX
Zicrona caerula (L
innaeus
, 1758)
X
Abkürzungen der Sammler: G
ü
H
annes
G
ünther
,
H
a
K
arl
H
ermann
H
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,
H
e
R
alf
H
eckmann
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R
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hristian
R
ieger
,
R
l
S
iegfried
R
ietschel
,
S
t
G
erhard
S
trauss
,
V
o
K
laus
V
oigt
.
Gefährdungskategorien der Roten Liste: R extrem selten, R1 vom Aussterben bedroht, R2 stark gefährdet, R3
gefährdet, RV Vorwarnliste, RG gefährdet, Gefährdungsgrad unklar.