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R
ietschel
&
S
trauss
:
Wanzenfauna im NSG „Alter Flugplatz Karlsruhe“
91
gende Wirtspflanze, kann aber, dank ihrer Häu-
figkeit, von vielen Pflanzen gestreift werden. Das
einzige Exemplar von Arocatus longiceps hat
sich wohl von einer in der Nachbarschaft stehen-
den Platane auf den Alten Flugplatz verflogen.
Diese artenreiche Langwanzen-Gesellschaft des
Alten Flugplatzes kennzeichnet zusammen mit
den elf Randwanzen-Arten einen Trockenstand-
ort von hoher Diversität, in dem Arten von mittel-
europäischer und mediterran geprägter Verbrei-
tung vertreten sind.
Berytidae
:
Die Stelzenwanzen Berytinus monti-
vagus und B. geniculatus waren nur örtlich am
Boden an und unter niedrigen Schmetterlings-
blütlern (besonders Medicago) zu finden. Neides
tipularius hingegen ist ein weithin verbreitetes
Charaktertier der Magerrasen, das auf dem Alten
Flugplatz am Boden zwischen niederliegenden
Pflanzen und Flechten lebt und gelegentlich
auch an Gräsern aufsteigt.
Pyrrhocoridae
:
Die Feuerwanze (Pyrrhoco-
ris apterus) hat sich in den letzten Jahrzehnten
stark ausgebreitet und ist als Ubiquist auch auf
dem Alten Flugplatz vorhanden. Selbst wenn ihre
auffallenden Massenvorkommen an bestimmte
Pflanzen (Linden, Malven) gebunden scheinen,
so ist sie doch hinsichtlich ihrer Nahrung poly-
phag und saugt an Samen, Früchten, Aas und
toten Insekten bis hin zu toten Artgenossen.
Coreidae
:
Insgesamt elf Arten der Rand- oder
Lederwanzen sind auf dem Alten Flugplatz behei-
matet, unter ihnen auch Seltenheiten. Auf Sand-
boden im Mager- und Borstgrasrasen kommt
Spathocera dalmanii fast überall dort vor, wo ihre
Nahrungspflanze, der Kleine Sauerampfer (Ru-
mex acetosella), wächst. Die gleiche Wirtspflan-
ze nutzt die mediterrane, vom Alten Flugplatz
mit nur einem Nachweis belegte Haploprocta
sulcicornis. Sie wurde auch an wenigen Stellen
am Mittelrhein, im Nahe- und Moseltal sowie im
Elsass (R
eiber
&
P
uton
, 1876: 59 „
pas rare“) ge-
funden. In jüngerer Zeit konnte sie vereinzelt zwi-
schen Gernsbach und Mannheim nachgewiesen
werden (R
ietschel
, 2007: 311).
Der dem Alten
Flugplatz nächste Fundort liegt bei Leopoldsha-
fen (H
arms
,
mdl. Mitt.). Auf den ersten Blick hat
die Art große Ähnlichkeit mit Syromastes rhom-
beus, die in der krautigen Vegetation und Gras-
flur der Region nicht selten ist.
Weitere, am Boden meist versteckt lebende
Randwanzen sind Bathysolen nubilus, Ceralep-
tus lividus, Arenocoris falleni, A. waltlii und die
beiden Arten der Gattung Coriomeris, C. denti-
culatus und C. scabricornis. Alle diese Arten sind
zwar in Mitteleuropa weit verbreitet, kommen
jedoch als typische Bewohner trockener Mager-
und Sandrasen nur örtlich vor. Sie halten sich oft
unter Schmetterlingsblütlern, aber auch unter
verschiedenen anderen Pflanzen auf und kom-
men nur bei günstigem Wetter zum Vorschein.
Großwüchsige Ampfer-Arten sind die Wirtspflan-
zen von Coreus marginatus, der adult auch im
Brombeergestrüpp des Flugplatzes zu finden ist
und wie der im Feldgehölz heimische Gonocerus
acuteangulatus an Früchten und Beeren saugt.
Rhopalidae
:
Unter den Glasflügelwanzen sind
Corizus hyoscyami an verschiedenen Kräutern
und Myrmus miriformis an Süßgräsern in Mittel-
europa am weitesten verbreitet und dementspre-
chend auch auf dem Alten Flugplatz anzutreffen.
Brachycarenus tigrinus, Rhopalus subrufus, R. pa-
rumpunctatus, Stictopleurus abutilon und S. punc-
tatonervosus bevorzugen als wärmeliebende
Wanzen die Krautschicht im offenen Gelände und
sind dort vor allem im Hochsommer nicht selten.
Cydnidae
:
Die Erdwanze Microporus nigrita lebt
hauptsächlich im sandigen Boden des Flugsand-
bereiches an den Wurzeln verschiedener Gräser,
besonders am Silbergras (Corynephorus cane-
scens). Auch die zweite, nur mit einem Fragment
nachgewiesene Erdwanze Sehirus luctuosus
lebt vorwiegend versteckt im Boden.
Acanthosomatidae:
Als einzigen Vertreter der
Familie der Bauchkielwanzen ließ sich Acantho-
Jahr
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2004, 2005, 2006,
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