carolinea, 69
(2011): 123-126, 1
Abb.; Karlsruhe, 15.12.2011
123
Die Pechnelke (Lychnis viscaria L.) in
Heidelberg – Verbreitung und Reaktion auf
Biotoppflegemaßnahmen
Sdravko Vesselinov Lalov
Abstract
The sticky catchfly (Lychnis viscaria L.) in Heidel-
berg – Distribution and reaction to habitat manage-
ment measures
An update of the distribution of the sticky catchfly
(
Lychnis viscaria L.) in Heidelberg, Baden-Württem-
berg, Germany is given. Threats to the different popula-
tions and experiences from habitat management are
discussed.
Einleitung
In Baden-Württemberg wird der Pechnelke (Ly-
chnis viscaria L.) von Seiten des Naturschutzes
starke Aufmerksamkeit entgegengebracht. Die
Art steht auf der Roten Liste (B
reunig
&
D
emuth
1999,
landesweit RL 3 (gefährdet), im Odenwald
RL 3, sonst meist RL 2 (stark gefährdet), mit
ausführlichen Erläuterungen zur Art). Sie ist im
Artenschutzprogramm für besonders gefährdete
Pflanzenarten, im Aktionsplan Biologische Viel-
falt und im 111 Arten-Korb der Naturschutzver-
waltung vertreten (
).
Obwohl die Pechnelke fast landesweit verbreitet
ist, bestehen nur noch am Rande des Odenwalds
dichtere Vorkommen; sie muss als vom Ausster-
ben bedroht angesehen werden. Der landes-
weite Bestand wird auf wenige 1.000 Individuen
geschätzt, nur wenige Vorkommen befinden sich
in Schutzgebieten. Alle Vorkommen der haupt-
sächlich in Saumgesellschaften wachsenden Art
können durch Veränderungen der Habitate leicht
vernichtet werden. Als wirksamste Maßnah-
me wird der Biotopschutz angegeben (S
eybold
1993).
Verbreitung in und um Heidelberg
Noch im neunzehnten Jahrhundert war die Pech-
nelke im Gebiet „verbreitet, besonders häufig
an sonnigen Bergabhängen vom Haarlass bis
Weinheim“ (S
chmidt
1857) (
gemeint sind die
Bergstraßenhänge nördlich von Heidelberg bis
ins Heidelberger Neckartal zwischen Neuenheim
und Ziegelhausen, nördlich des Neckars). Auch
D
öll
(1843)
gibt die Art pauschal von Bergstra-
ße und Haarlass an, D
ierbach
(1819)
verzichtet
sogar auf die Angabe einzelner Fundorte. In
den damaligen lichten, devastierten Wäldern mit
zahlreichen Fels- und Rohbodenstandorten, wo
durch Waldweide und Laubstreunutzung laufend
offene Bodenstellen entstanden, und im Bereich
magerer Wiesen, unbefestigter Raine und ex-
tensiv genutzter Hänge und Weinberge waren
wohl überall geeignete Standorte für die Licht lie-
bende Art vorhanden, so dass die Nennung ein-
zelner Vorkommen entfallen konnte. Während an
der Bergstraße u. a. zwischen Schriesheim und
Dossenheim auch heute noch mit mehreren 100
Individuen die wohl größten Vorkommen landes-
weit bestehen, kann in Heidelberg nicht mehr von
einer geschlossenen Verbreitung gesprochen
werden. Auf Nachfrage waren lokalen Natur-
schützern und Botanikern nur zwei Vorkommen
mit jeweils ca. 20 Individuen an der Heidelberger
Bergstraße am Auerstein bei Handschuhsheim
sowie im Neckartal am Stiftsweg bei Ziegelhau-
sen bekannt. Im Folgenden werden die Heidel-
berger Funde der Pechnelke zusammengefasst:
Die Vorkommen konzentrieren sich auf drei
Teilgebiete: Bergstraße bei Handschuhsheim
mit Schwerpunkt um den Auerstein, Neckartal
nördlich des Neckars mit Schwerpunkt um den
Haarlass (in der Umgebung des NSG „Russen-
stein“) und Neckartal südlich des Neckars in der
Umgebung des Valeriewegs. Die beiden ersten
Teilgebiete liegen innerhalb der von D
öll
(1848)
und S
chmidt
(1857)
genannten Grenzen, ledig-
lich bei den Vorkommen am Stiftsweg kann von
einer Ausbreitung über diese hinweg gesprochen
werden. Bei denVorkommen südlich des Neckars
handelt es sich um Neufunde, zumindest sind
dem Verfasser aus dem gesamten Odenwald
südlich des Neckars keine älteren Pechnelken-
Funde bekannt.