Wissenschaftliche Mitteilungen
125
Rosetten freizulegen, erzielt. Die Pflege, wel-
che die Pechnelke als Saumart und Charakter-
art von Trockenbiotopen erfährt, kommt dabei
auch anderen Pflanzen­arten zugute. So wur-
de auf von Vegetation und Laub freigestellten
Pechnelken-Standorten in Heidelberg eine teils
starke Vermehrung der seltenen Farnarten Nor-
discher Streifenfarn (Asplenium septentrionale
(
L.) H
offm
.)
und Schwarzstieliger Streifenfarn
(
A. adiantum-nigrum L.) festgestellt.
Die Fähigkeit zur Ausbreitung scheint gering.
Jungpflanzen wachsen auf allen Flächen meist
in unmittelbarer Nähe (bis ein Meter) der Mutter-
pflanzen, zuweilen wurde eine Ausbreitung bis fünf
Metern, möglicherweise bedingt durch die Bewe-
gung von Laub und Heu bei der Biotoppflege, be-
obachtet. Nur die nach der durch das Umweltamt
Heidelberg erfolgten Freistellung der Felswand
am Auerstein neu entstandenen Vorkommen lie-
gen ca. 15-20 m abseits der alten, allerdings auch
20-30
Höhenmeter unmittelbar hangabwärts.
Fazit
Die Entdeckung zahlreicher neuer Populationen
der Pechnelke in Heidelberg und Umgebung
sollte nicht zum Anlass dienen, die Gefährdung
der Art herabzustufen, sondern als Chance für
die Biotoppflege gesehen werden. Die meisten
Vorkommen können ohne kontinuierliche Pflege
nicht überleben. Die Populationen lassen sich
aber durch gezielte Pflege leicht erhalten sowie
vergrößern, und die bisherigen Erfahrungen zei-
gen, dass Maßnahmen zur Pflege der Pechnelke
auch anderen Arten der Trockenstandorte zugu-
te kommen.
Danksagung
Der Verfasser dankt Herrn F
ranz
A
uer
für die Mitteilung
des Pechnelken-Vorkommens am Steinberg.
Abbildung 1. Dichter Bestand von Keimlingen der Pechnelke (Lychnis viscaria L.) im lichten Eichenwald über Granit
nach Entfernen der Laubschicht im vorigen Winter. Valerieweg bei Heidelberg.