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immermann
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Naturschutzgebiet „Alter Flugplatz Karlsruhe“
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fingerspinne Cheiracanthium campestre, die
Springspinne Sitticus distinguendus und zwei
Krabbenspinnen (Xysticus sabulosus, X. striati-
pes). Ebenfalls bemerkenswert ist der Fund der
stark gefährdeten Springspinne Sitticus saltator.
Mit dem Nachweis auf dem „Alten Flugplatz“ in
Karlsruhe ist dies der dritte Fundort in Baden-
Württemberg. Dies unterstreicht, welche Be-
deutung das Gebiet für die Tierwelt hat. Auch
für diese Art gilt, dass ihr Überleben durch Suk-
zession bedroht ist. Insgesamt acht Arten sind
gefährdet (z.B. Plattbauchspinnen: Drassyllus
villicus, Zelotes electus, Z. longipes; Baldachin-/
Zwergspinnen: Trichopterna cito; Krabbenspin-
nen: Xysticus luctator und Dornfingerspinnen:
Cheiracanthium virescens) und zwölf Arten be-
reits auf der Vorwarnliste (G
efa
Ö 2005, 2007,
H
emm
&
H
öfer
2011,
L
anger
2002).
Vielfalt, Einzigartigkeit, Repräsentanz
Die – für ein städtisches Gebiet – hohe Vielfalt
an Tier- und Pflanzenarten ist eine Besonderheit
am „Alten Flugplatz.“ Insgesamt konnten über
300
Moose, Farn- und Blütenpflanzen, 90 Vogel-
arten, 70 Stechimmenarten und 20 Heuschre-
ckenarten nachgewiesen werden. Hinzu kommen
Funde von rund 150 Spinnenarten, rund 50 Lauf-
käferarten sowie über 160 Schmetterlingsarten
(
Nachtfalter). Die Vegetationsstrukturen aus Ge-
büsch- und Baumbeständen in den Randlagen,
verschiedenartige Pflanzengesellschaften sowie
das kleinflächige Mosaik verschiedener Sukzes-
sionsstadien lassen dem Gebiet darüber hinaus
eine bemerkenswerte Strukturvielfalt zukommen,
von der insbesondere die Tierwelt profitiert. Ein
Großteil der genannten Lebensräume ist durch
die FFH-Richtlinie und/oder den § 30 BNatSchG
sowie § 32 des Naturschutzgesetzes Baden-
Württembergs gesetzlich geschützt.
Von besonderer Einzigartigkeit sind die offenen,
trockenen und nährstoffarmen Standorte und
deren Lebensräume, die deutschlandweit in den
letzten Jahren stark zurückgegangen und somit
besonders selten geworden sind. Die Überbau-
ung sowie die Aufforstung auch der kleinsten,
freien Sandflächen mit Kiefernmonokulturen hat
in den letzten Jahrzehnten zu zunehmender De-
zimierung solcher Flächen geführt und die früher
in der Umgebung häufigeren Landschaftsele-
mente auf nur noch wenige Restflächen redu-
ziert. Unter den Tieren und Pflanzen, die auf den
Flächen des „Alten Flugplatzes“ vorkommen, be-
findet sich eine hohe Anzahl gefährdeter, stark
gefährdeter oder vom Aussterben bedrohter
Arten. Die Flächen werden von Fachleuten als
überregional bedeutend eingestuft.
Flugsandfelder und Binnendünen – durch exten-
sive Weidenutzung geprägt – waren früher in der
Oberrheinischen Tiefebene verbreitet. Das NSG
„
Alter Flugplatz Karlsruhe“ repräsentiert daher
ein für den Naturraum typisches und kulturhi-
storisch wertvolles Landschaftselement. Diese
hochwertigen Lebensräume sind der Grund für
das Vorkommen etlicher spezialisierter Tier- und
Pflanzenarten.
Schutzbedürftigkeit
Das Naturschutzgebiet wird derzeit vor allem zu
Erholungszwecken genutzt. Erholung und Frei-
zeitdruck spielen ganztägig – konzentriert in den
Morgenstunden sowie an Spätnachmittagen bis
in die Abendstunden – eine große Rolle (Tabel-
Tabelle 2. Nutzungen und durch sie verursachte mögliche Beeinträchtigungen im NSG „Alter Flugplatz Karlsruhe“.
Nutzungsart
Beeinträchtigungs-Art
Grad
Erholung und Freizeit
Trittbelastung der Flora und Fauna
+++
Beunruhigung der Brutvögel durch Verlärmung und freilaufende Hunde
+++
Eutrophierung durch Hundekot
++
Vandalismus (Zerstörung von Besucherlenkungs- und Infotafeln)
+++
Sonstiges
Organische und anorganische Ablagerungen
(
vor allem Gartenabfälle und Müll)
++
Einstellung der Nutzung
Brache/Verbuschung
+
Erläuterung:
+ = mittlerer, ++ = hoher, +++ = sehr hoher Beeinträchtigungsgrad