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carolinea, 69
(2011)
reserves and the Iris sibirica meadows were managed
for reasons of nature conservation.
Autor
Dr. M
arkus
P
eintinger
,
Arbeitsgruppe Bodenseeufer
(
AGBU), Güttinger Str. 8/1, D-78315 Radolfzell, E-mail:
1
Einleitung
Die Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica) gehört
zu den charakteristischen Pflanzenarten des Bo-
densees. Sie kommt vor allem in seenahen Streu-
wiesen in hoher Abundanz vor und ist während
der Blüte im Frühjahr aspektbildend. Iris sibirica-
Wiesen sind dokumentiert aus dem westlichen
Bodenseegebiet (P
hilippi
1960,
L
ang
1973)
und
vom Eriskircher Ried am Obersee (W
interhoff
1993).
Pflanzensoziologisch werden die ähnlich
ausgeprägten Iris sibirica-Bestände entweder als
eigene Assoziation „Iridetum sibiricae“ gefasst
(
P
hilippi
1960,
K
orneck
1962,
L
ang
1973,
B
ohner
et al. 2001), zu verschiedenen eng umgrenzten
Molinion-Gesellschaften gestellt (Cirsio tuberosi-
Molinietum/Allio suaveolentis-Molinietum, L
ang
1973,
O
berdrofer
1983,
G
oebel
1995)
oder dem
weiter gefassten Molinietum caeruleae zugeord-
net (W
interhoff
1993,
B
urkhart
et al. 2004).
Regelmäßige Bestandszählungen ergaben, dass
in einzelnen Populationen die Bestände rückläu-
fig waren, obwohl die Flächen unter Naturschutz
standen und keine Veränderung der Nutzung zu
erkennen war. Dies wurde zum Anlass genom-
men, die Verbreitung und Soziologie von Iris sibi-
rica im westlichen Bodenseegebiet und mögliche
Veränderungen zu untersuchen. Hierzu wurden
die Bestandszählungen der Naturschutzzen-
tren Mettnau und Wollmatinger Ried des Natur-
schutzbunds Deutschland (NABU) ausgewertet.
Zudem wurden alte bisher unpublizierte Vegeta-
tionsaufnahmen des Autors (1986-1993) mit neu
angefertigten (2003-2009) verglichen, um Verän-
derungen der Gesellschaftsstruktur erkennen zu
können. Iris sibirica-Wiesen werden häufig durch
die hohe Artmächtigkeit der namensgebenden
Art charakterisiert (z.B. K
orneck
1962: „
optimal,
Deckung bis 75%“). In dieser Arbeit sind jedoch
alle Streuwiesen mit Iris sibirica berücksichtigt,
unabhängig vom Deckungswert der Art. Es wird
im Wesentlichen folgenden Fragen nachgegan-
gen:
1.
Wie ist Iris sibirica im westlichen Bodensee
aktuell verbreitet, und ist ein Rückgang im
Vergleich zum Beginn des 20. Jahrhunderts
festzustellen?
2.
Welche Bestandstrends weisen die unter-
suchten Populationen zwischen 1992 und
2008
auf?
3.
Wie ist Iris sibirica im westlichen Bodensee-
gebiet vergesellschaftet und gibt es Hinwei-
se auf Vegetationsveränderungen zwischen
1988-1993
und 2003-2009?
2
Untersuchungsgebiet
Die Landschaft des westlichen Bodenseege-
bietes ist geprägt durch dieVergletscherung wäh-
rend der letzten Eiszeit (Würm). Bei der anschlie-
ßenden Verlandung wurden im Bodenseebecken
Beckentone und dann Seekreide abgelagert. In
flachen Teilen des Sees sind so großflächige
Riedlandschaften entstanden (S
chreiner
1974).
Die früher als Streuwiesen genutzten Flächen
werden seit den 1970er Jahren aus Naturschutz-
gründen gemäht. Im westlichen Bodenseegebiet
sind diese sogenannten Seeriede vor allem am
Untersee zu finden, außerdem im Mündungsbe-
reich der Stockacher Aach. Eine Torfbildung fin-
det aufgrund der Wasserstandsschwankungen
des Bodensees nicht statt, da bei Niedrigwas-
ser organisches Material wieder abgebaut wird.
Die Böden der Seeriede sind kalkreich, weil sie
über Seekreide entstanden sind. Entlang der Zu-
flüsse in den westlichen Teil des Bodensees ist
Iris sibirica nur in den Versumpfungsmooren an
der Radolfzeller Aach zu finden (Bohlinger und
Hausener Aachried). Die Umgebung des Boden-
sees liegt bei rund 400 m ü NN und ist, was die
jährlichen Durchschnittstemperaturen anbelangt
(8,9
°C), begünstigt im Vergleich zum Umland.
Die durchschnittlichen Niederschläge betragen
im westlichen Teil des Sees nur 849 mm pro Jahr
(
Konstanz 1961-1990, Daten des Deutschen
Wetterdienstes).
3
Methode
Die aktuellen Nachweise stammen von Be
obachtungen seit den 1980er Jahren. Die histo-
rischen Nachweise beruhen im wesentlichen auf
B
aumann
(1911)
und im geringeren Umfang auf
J
ack
(1900).
Im Rahmen des Monitoring-Progamms der
NABU-Naturschutzzentren Wollmatinger Ried
und Mettnau wurden 16 Bestände in fünf Na-