P
eintinger
:
Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica) im westlichen Bodenseegebiet
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turschutzgebieten nahezu jedes Jahr erfasst. Je
nach Gebiet betrug der Erfassungszeitraum zwi-
schen 11 und 26 Jahren (Details s. Tab. 1 und 2).
Während der Hauptblütezeit wurden die Blüten-
stände von Iris sibirica gezählt, da eine Zählung
der Individuen wegen des vegetativenWachstums
und den dichten Beständen nicht möglich war. Es
wurden meist die gesamten Bestände ausge-
zählt; lediglich im Radolfzeller Aachried wurden
ca. 2/3 des Gesamtbestandes und im Wollmatin-
ger Ried nur zwei Zählflächen erfasst. Die Lage
der Bestände bzw. Zählflächen sind bei den NA-
BU-Naturschutzzentren hinterlegt. Die Numme-
rierungen bzw. Namensgebungen erfolgen nach
den dort gebräuchlichen Bezeichnungen.
Um den langfristigen zeitlichen Populationstrend
zu berechnen, wurde eine Spearman-Rangkorre-
lation mit anschließendem Signifikanztest durch-
geführt, da eine Normalverteilung der Daten
nicht vorausgesetzt werden kann und Ausreißer
weniger den Trend beeinflussen als bei parame-
trischenTests.Da der Beginn des Monitoring-Pro-
gramms zwischen den Untersuchungsgebieten
variiert, wurde als Bezugszeitraum 1992-2008
gewählt, um eine Vergleichbarkeit des Trends zu
gewährleisten (für die Stockacher Aachmündung
finden sich Daten aus früheren Jahren in P
eintin
-
ger
1990).
Lediglich im Wollmatinger Ried liegen
Zählungen erst seit 1998 vor. Für die grafischen
Darstellungen wurden die Daten log
10
-
transfor-
miert. Der Trend in den Grafiken wurde mit einer
linearen Regressionsgeraden sichtbar gemacht;
die entsprechenden Signifikanzen stammen je-
doch von der Spearman-Rangkorrelation.
Die Vegetationsaufnahmen wurden nach der Me-
thode Braun-Blanquet zwischen 1986 und 1993
angefertigt, aber bisher nicht publiziert (Ausnah-
me zwei Vegetationsaufnahme von der Stock­-
acher Aachmündung bei P
eintinger
1990).
Er-
neute Aufnahmen erfolgten zwischen 2003 und
2009.
Die Lage der früheren Vegetationsauf-
nahmen wurde auf kleinmaßstäblichen Karten
festgehalten und konnte während der Wieder-
erhebung schätzungsweise auf 20 m genau an
denselben Orten erfolgen. Die Größe der Aufnah-
men lag einheitlich bei 10 m². Die Nomenklatur
folgt W
isskirchen
&
H
aeupler
(1998)
und K
operski
et al. (2000). Bestimmungskritische Arten konn-
ten nur teilweise unterschieden werden. Sowohl
Agrostis stolonifera als auch A. gigantea kamen
in den Iris sibirica-Wiesen vor, konnten jedoch
nicht in allen Fällen sicher bestimmt werden.
Agrostis stolonifera scheint häufiger gewesen zu
sein, A. gigantea kam vor allem an gestörten und
teilweise auch nährstoffreichen Stellen vor. Auch
Galium palustre und Galium elongatum kamen
in den Aufnahmeflächen vor, konnten jedoch im
Rahmen dieser Untersuchung ebenfalls nicht
unterschieden werden. Während letztere Art vor
allem in Röhrichten vorkam, bleibt unklar, welche
Sippe in Streuwiesen am häufigsten ist. Aus der
Myosotis scorpioides-Gruppe wurde nur M. ne-
morosa in den Iris sibirica-Wiesen festgestellt
(
zur Artabgrenzung s. P
eintinger
1996);
Myosotis
scorpioides kam in den Seerieden meist in Röh-
richten vor. Bei Symphytum officinale handelte
es sich durchweg um die nur weiß- und kleiner-
blütige subsp. bohemicum; rotblühende Pflanzen
wurden nie beobachtet. In den Seerieden war
Valeriana officinalis s.str. die einzig vorkom-
mende Art der Valeriana officinalis-Gruppe. Die­
se Pflanzen am westlichen Bodenseeufer sind
diploid (T
itz
1981)
und nach Kulturversuchen
frühblühender als Pflanzen derselben Art aus
anderen Regionen Baden-Württembergs (S
e
-
bald
1977).
Die Pflanzen wurden teilweise als V.
pratensis bezeichnet (L
ang
1973,
B
urkart
et al.
2004).
Dabei handelt es sich nach S
ebald
(1996)
jedoch um eine tetraploide Sippe mit unklarem
systematischem Rang.
Um die klassische pflanzensoziologische Tabel-
lenarbeit zu überprüfen, wurde eine indirekte
Ordination durchgeführt (DCA = Detrended Cor-
respondence Analysis, J
ongmann
et al. 1995).
Die Artmächtigkeit r wurde dem Wert 0,1 bzw. +
dem Wert 0,5 gleichgesetzt. Arten wurden nicht
in die Analyse einbezogen, wenn sie in weniger
als fünf Vegetationsaufnahmen vorkamen. Im
Ordinationsdiagramm wurden die Faktorenla-
dungen (site scores) der Vegetationsaufnahmen
dargestellt. Dabei wurden die zwei Vegetations-
einheiten (Tab. 3 und 4) und die beiden Unter-
suchungszeiträume mit unterschiedlichen Sym-
bolen dargestellt. Die Analyse wurde mit dem
Modul „Vegan“ in R durchgeführt (O
ksanen
et al.
2009).
4
Ergebnisse
4.1
Verbreitung
Von insgesamt 25 Iris sibirica-Fundorten, die vor
1910
festgestellt wurden, konnten nach 2008
noch 13 bestätigt werden (Tab. 1, Abb. 1). Von
drei kleinen Populationen (Mindelsee, Weiler und
Hausener Aachried) wurden keine historische
Nachweise in der Literatur gefunden. Es wird je-
doch davon ausgegangen, dass diese 1910 be-