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carolinea, 69
(2011)
Zur Kenntnis einiger Infusorien. Zeitschrift für
wissenschaftliche Zoologie. Bd. XLIX. 1890.
Über den Blastoporus der anuren Amphibien,
sein Schicksal und seine Beziehungen zum blei-
benden After. Zoologische Jahrbücher. Band IV.
1890.
Der Geschlechtsapparat der Taenia echinococ-
cus. Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie
Bd. L. 1890.
Allen meinen Lehrern spreche ich meinen Dank
aus, ganz besonders meinem hochverehrten
Lehrer Herrn Prof. Dr. B
ütschli
.“
Ergänzungen zur Vita
Während seiner Studienzeit und auch später ar-
beitete R. Freiherr
von
E
rlanger
wiederholt an der
Zoologischen Forschungsstation in Neapel (z.B.
E
rlanger
1890
f). Im Jahr 1891 wurde er mit einer
Dissertation über die Kiemenschnecke Viviparus
bei dem bekannten Heidelberger Gelehrten und
Professor Dr. O
tto
B
ütschli
mit summa cum lau-
de zum Doctor phil. (nat.) promoviert. Am 3. März
1893
habilitierte er sich als Privatdozent für Zoo-
logie, ebenfalls in Heidelberg mit einer weiteren
Abhandlung über Viviparus. Er reichte für das
Habilitationsverfahren keine eigenständige Habi-
litationsschrift ein, sondern stellte den Antrag auf
kumulative Habilitation, wie dies nach der Habi-
litationsordnung damals auch möglich war. Dazu
reichte er „Zehn gedruckte Abhandlungen über
Gegenstände aus dem Gebiet der Zoologie“ ein
(
siehe Verzeichnis der Schriften). Im Hinblick
auf seine bemerkenswerten wissenschaftlichen
Leistungen akzeptierte die Fakultät diese Form
der Habilitation „…da die außergewöhnlichen
wissenschaftlichen und sonstigen Leistungen
des Bewerbers eine solche Ausnahme rechtfer-
tigen, ohne dass dadurch ein Präcedenzfall ge-
schaffen wird“.
In der Folge ließ er sich vom Sommersemester
1893
bis zum Wintersemester 1894 beurlau-
ben. Offenbar geschah dies aus gesundheit-
lichen Gründen, und er verband dies wieder
mit einem Forschungsaufenthalt an der Zoolo-
gischen Forschungsstation Neapel. Am 23. April
1897
erfolgte die Ernennung zum außerordent-
lichen Professor. Er widmete sich vorzugsweise
Untersuchungen zur Entwicklungsgeschichte
und veröffentlichte „…eine Reihe werthvoller
Abhandlungen über diesen Gegenstand in ver-
schiedenen Zeitschriften. Seine Untersuchungen
sind mustergültig und berechtigten zu den höch-
sten Erwartungen…“ (Quelle: Fakultätsakten).
Seine Forschungsarbeiten führte er in einem aus
eigenen Mitteln eingerichteten Labor durch. „Lei-
der ereilte ihn schon im Anfang seiner wissen-
schaftlichen Thätigkeit der Tod. Er starb am 30.
November 1897 in Heidelberg“ (H
ess
1904).
Den Universitätsakten sind keine näheren Hin-
weise zum Tod von Freiherr
von
E
rlanger
zu
entnehmen. Solche fanden sich bislang auch
nicht an anderer Stelle. Einen indirekten Hinweis
darauf, dass ihm gesundheitlichen Probleme
zu schaffen machten, liefert aber der Hinweis,
dass er seine Dienst bei der Reichswehr vorzei-
tig quittieren musste und weiter, dass er bei der
Universität eine Beurlaubung beantragte, um im
milderen, mediterranen Klima (Neapel) arbeiten
zu können. Zu seinem Begräbnis finden sich da-
gegen Berichte in den Universitäts-Akten (siehe
auch Stiftung der St. Raphael-Kirche in Neuen-
heim bei Heidelberg).
Wissenschaftliche Würdigung
R
aphael
S
lidell
Freiherr
von
E
rlanger
galt in sei-
ner Zeit als herausragender und hoch begabter
Zoologe. Er war Klassischer Zoologe im Sinne
der Naturforscher des 17.-19. Jahrhunderts, d.h.
er selbst sah sich offenbar nicht als einen Spe-
ziellen Zoologen an, sondern als holistischen
Naturforscher. Im Verzeichnis der „Persönlichen
Mitglieder (der Deutschen Malakozoologischen
Gesellschaft) 1868-1968“ wird er nicht genannt
(
Z
ilch
1968).
Seine Universitätslaufbahn dokumentiert einen
raschen und umfassenden Einstieg in die Natur-
wissenschaften: Nachdem er 1891 promoviert
wurde, hatte er sich bereits 1893 habilitiert und
wurde schon 1897 zum außerplanmäßigen Pro-
fessor ernannt – das alles in nur sieben Jahren.
Der Universität Heidelberg gehörte er von 1892-
1897
an. Sicher kamen ihm dabei nicht nur seine
Herkunft, sondern auch seine finanzielle Aus-
gangsbasis zu Gute. Sein viel zu früher Tod mit 32
Jahren wurde allgemein betrauert (Quelle: Akten
der Fakultät und der Universität Heidelberg).
Sein wissenschaftlichesWerk ist trotzdem als be-
merkenswert einzustufen und umfasst ein breites
Spektrum an Methoden und zoologischen Teil-
disziplinen. Er befasste sich mit mirkroskopisch-
technischen Objekt- und Laborproblemen, der
Entwicklungsgeschichte und der Morphologie
unterschiedlicher Tiergruppen, von den Protozoa
bis zu den Mollusca und weiter im System. Sei-