J
ungbluth
:
R
aphael
S
lidell
Freiherr
von
E
rlanger
169
ne Leistungen werden in den Referatenorganen
und durch zahlreiche Rezensionen in den Fach-
zeitschriften im In- und Ausland entsprechend
gewürdigt. Bemerkenswert ist auch, dass er
sein Laboratorium an der Universität Heidelberg
selbst finanzierte.
In den vollständig erhalten gebliebenen Universi-
tätsakten und auch in den Fakultätsakten findet
sich der Schrift- und Verwaltungsverkehr zur Pro-
motion und zur Habilitation von R
aphael
Freiherr
von
E
rlanger
.
Als ein Beispiel sei hier der Wort-
laut der Einladung zur öffentlichen Antrittsvorle-
sung nach dessen Habilitation wiedergegeben:
„
Einladung zur öffentlichen Probevorlesung, wel-
che Dr. R. Freiherr
von
E
rlanger
zur Erlangung
der venia legendi bei der naturwissenschaftlich-
mathematischen Facultät der Rupprecht-Carls-
Universität zu Heidelberg Freitag, den 3. März
1893,
mittags 12 Uhr im Hörsaale für Zoologie
abhalten wird. Thema: Einführung in die Morpho-
logie der Mollusken.“
Der bekannte badische Naturforscher und Lim-
nologe R
obert
L
auterborn
(*23.10.1869
Lud-
wigshafen; † 11. September 1952 Freiburg im
Breisgau) benannte 1898 zu Ehren von R
aphael
S
lidell
Freiherr
d
’
E
rlanger
ein Infusorium der
Gattung Trichorhynchus (B
albiani
1863),
das
bis dahin nur aus Cysten in Baummoosen von
der Südseeinsel Tuamotu bekannt war (L
auter
-
born
1898).
L
auterborn
widmete diese neue Art
Trichorhynchus vom Oberrhein 1898 „… dem
Andenken an meinen lieben, so früh dahinge-
schiedenen Freund, Professor R
aphael
von
E
r
-
langer
…“.
E
rlanger
hat unter anderem auch über Mikro-
skopiertechnik und Bärtierchen (E
rlanger
1895)
geforscht (M
ach
2007).
Im Zusammenhang mit
der Embryologie des Bärtierchens Macrobiotus
macronyx werden diese Forschungen gewürdigt,
siehe M
ach
2007.
Nach seinem Tode finanzierte
im Wesentlichen die Familie von E
rlanger
zum
Andenken an Freiherr R
aphael
S
lidell
von
E
r
-
langer
den Bau der katholischen Sankt Rapha-
els Kirche in Neuenheim bei Heidelberg (1903-
1905).
Das wissenschaftliche Werk
1.
Viviparus-Forschung: Zur Entwicklung von
Paludina vivipara II.Theil
(
= Habilitationsschrift,
Inhaltsangabe, siehe Abb. 2)
E
rlanger
wurde im Jahr 1891 mit der Arbeit
„
Zur Entwicklung von Paludina vivipara. I. Theil“,
Inaugural-Dissertation der Naturwissenschaft-
lich-Mathematischen Fakultät der Ruperto-Ca-
rolinischen Universität Heidelberg, promoviert
(
Morphologisches Jahrbuch, 1893, Band 17 Heft
3,
S. 1-35, Tafeln XX-XXII). Im Rahmen seines
Habilitationsverfahrens legte er zwei Jahre spä-
ter den 2. Teil dieser Arbeit als Habilitationsschrift
vor (Abb. 2). Ihr Inhalt sei hier kurz skizziert, um
die Bedeutung von R.
von
E
rlanger
als Zoologe
und Malakozoologe am Ende des 19. Jahrhun-
derts zu belegen (vgl. auch sein Schriftenver-
zeichnis):
„
Im ersten Teil dieser Arbeit habe ich bei der
Besprechung der Entwicklung des Herzbeutels
und der Niere eine eingehende Beschreibung
der Vorgänge, welche sich in der allgemeinen
Gestaltung des Embryos abspielen, gegeben, so
dass ich auf dieselben hier nicht wieder zurück-
zukommen beabsichtige. Um das ungefähre Alter
der behandelten Stadien zu bezeichnen beziehe
ich mich auf die im ersten Teile in toto abgebil-
deten Embryonen. Es soll jetzt die Entwicklung
des Nervensystems, des Cirkulationsapparates
und der Geschlechtsorgane behandelt werden.“
Hieran schließt sich eine Beschreibung der
postembryonalen Entwicklung anhand makro-
skopischer Präparationen und der angefertigten
umfangreichen Schnittserien durch ältere Em-
bryonen an. Dabei verwendet er (wohl als einer
der Ersten) die Bezeichnungen „Kommisur“ und
„
Konnektiv“. Drei Figuren im Text und auf zwei
Tafeln dokumentieren die erzielten Befunde.
Die Arbeit ist, nach der o.g. Vorbemerkung in
folgende Abschnitte untergliedert: „A. Nervensy-
stem, B. Sinnesorgane, C. Circulationsapparat,
D. Geschlechtsapparat, Litteratur-Verzeichnis
(
Folge und Schluß)“. Es folgen abschließend die
Erklärungen der beiden Tafeln mit ihren Figuren
(
Tafel I = 14 Figuren; Tafel II = 12 Figuren) auf der
Grundlagen von Querschnitten.
Im Text hat er seine Ergebnisse und Erkennt-
nisse immer wieder mit denen anderer Natur-
forscher verglichen und diskutiert. Dies findet in
zahlreichen Fußnoten seinen Niederschlag. Di-
ese Untersuchung – sowie auch seine anderen
–
sind charakteristisch für das äußerst präzise
und kenntnisreiche Arbeiten von R. von E
rlan
-
ger
.
Sie begründen seinen in sehr kurzer Zeit
erworbenen wissenschaftlichen überragenden
Ruf und seine Expertise. Er hat bereits vor über
100
Jahren mit einem „schlichten Photonenmi-
kroskop“ mehr gesehen und zutreffend interpre-
tiert als heute so mancher Forscher mit seinem
„
high-tec Equipment“. Das verdient auch heute