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G
ruber
& S
ommerfeld
: Orobanche im Oberrhein-Tiefland und im Kraichgau
19
Abbildung 2. Veränderungen
der 2012 festgestellten Popu-
lationsgrößen der einzelnen
Orobanche-Arten im Vergleich
zu Daten aus dem Vorjahr;
angegeben ist die Anzahl der
Fundorte der jeweiligen Art.
4 Diskussion
Auf 35 % aller Standorte wurden in beiden Jah-
ren trotz geeigneter Habitate und zahlreicher
Vorkommen potenzieller Wirtspflanzen keine
Orobanche-Arten beobachtet. Insbesondere
Orobanche-Arten und ihre Wirtspflanzen auf tro-
ckenheißen Standorten waren im Jahr 2011 in
wenig vitalem Zustand. Eine Erklärung für beide
Beobachtungen ist im Lebenszyklus von Oro-
banche zu finden. Vor der eigentlichen Keimung
befinden sich die Samen im Status der Konditio-
nierung; hierbei handelt es sich um eine 10- bis
15-tägige Phase, in der nicht nur die chemischen
Reizstoffe der Wirtspflanze, die Strigolactone,
von Bedeutung sind, sondern auch Faktoren wie
Bodentemperatur und Bodenfeuchtigkeit eine
große Rolle spielen. Strigolactone spielen vor
allem in der Rhizosphäre eine bedeutende Rolle,
da sie den Parasiten durch den Konzentrations-
gradient zum Wirt führen (X
ie
et al. 2010).
Jeder Orobanche-Samen kann drei Zustände
innehaben: den dormanten oder den nicht-dor-
manten Zustand sowie die Konditionierung. Der
Samen kann zwischen allen Zuständen wechseln
oder auch absterben. Eine erfolgreiche Keimung
setzt neben einer erfolgten Konditionierung eine
Bodentemperatur von etwa 20 °C und einen
ausreichend feuchten Boden voraus (R
öhner
&
S
chwöbel
2010). Je höher die Temperatur über
20 °C oder unter 15 °C liegt, desto höher ist die
Wahrscheinlichkeit für eine Keimungshemmung.
Steigt die Temperatur nach der Konditionierung
nicht auf 20 bis 25 °C an, wird der Samen wieder
in den Zustand der Dormanz fallen (G
renz
& S
au
-
erdorn
2006, H
öniges
2009).
Trockene und überdurchschnittlich warme Früh-
lingsmonate, wie sie im Jahr 2011 auftraten, sind
Konditionierung und Keimung der Orobanche-
Samen somit abträglich. Da in jenem Jahr selbst
die Wirtspflanzen insbesondere auf Sandrasen
wenig vital waren, stand den wenigen gekeimten
Orobanche-Samen ein unterdurchschnittliches
Nährstoff- und Wasserangebot zur Verfügung,
Koelerion
glaucae
Bromion
erecti
Arrhenatherion
elatioris
Trifolion
medii
Tabelle 4. Vergesellschaftung von Orobanche-Arten;
nicht berücksichtigt sind verschollene oder ausgestor-
bene Vorkommen sowie Fundorte, an denen weder
2011 noch 2012 Pflanzen gefunden wurden.
Orobanche alba
2
Orobanche amethystea
3
1
Orobanche arenaria
1 2
Orobanche caryophyllacea
4 4
Orobanche elatior
4
Orobanche lutea
1
Orobanche minor
2
Orobanche teucrii
1
1...,13,14,15,16,17,18,19,20,21,22 24,25,26,27,28,29,30,31,32,33,...246
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