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carolinea, 70
(2012)
was den Kümmerwuchs erklärt. Im Jahr 2012
waren keine Witterungsanomalien zu beobach-
ten, weshalb vor allem die Orobanche-Pflanzen
auf Sandrasen deutlich zahlreicher auftraten und
vitaler als im Jahr davor waren.
Die potenziellen Neufunde von Orobanche are-
naria, O. caryophyllacea und O. minor können mit
einer Einwanderung aus benachbarten Flächen
oder einer Bestätigung älterer Funde erklärt wer-
den. Im Fall der Neufunde von O. elatior und O.
lutea kann nicht gänzlich ausgeschlossen wer-
den, dass die Vorkommen bisher übersehen wur-
den. Unwahrscheinlich ist, dass die Samen nach
über 100 Jahren noch ausgekeimt sind.
Bisher bekannte Verbreitungsformen für Oroban-
che-Samen stellen Wasserausbreitung (Hydro-
chorie), Tierausbreitung (Zoochorie) und Wind-
ausbreitung (Anemochorie) dar. Aufgrund der
geringen Ausmaße der Samen von durchschnitt-
lich 0,3 x 0,2 mm und einem mittleren Gewicht
von 20 µg ist eine Windverbreitung über größe-
re Distanzen theoretisch möglich, in der Praxis
werden Distanzen von weniger als 1,5 m erreicht
(G
inman
2009).Denkbar ist eineVerbreitung durch
verunreinigtes Saatgut über landwirtschaftliche
Nutzflächen, welche die Orobanche-Standorte
häufig auch in Naturschutzgebieten umgeben.
So könnte ein Zusammenhang zwischen dem
Neufund von Orobanche lutea und einer mög-
lichen Aussaat von Luzerne auf der benachbar-
ten Ackerfläche bestehen. Eine weitere bekannte
Verbreitungsform besteht durch den Einsatz von
kontaminierten landwirtschaftlichen Geräten, die
zur Pflege eingesetzt werden (R
öhner
& S
chwö
-
bel
2010). Prinzipiell ist eine Zoochorie unter der
Voraussetzung denkbar, dass beispielsweise
Schafe von einer auf eine andere Fläche wan-
derten, ohne dass eine Säuberung oder Schur
erfolgte. Hier scheinen die räumlichen Distanzen
aber dagegen zu sprechen.
Unklar ist, warum alle 2011 neu gefundenen Oro-
banche elatior-Populationen im Jahr 2012 nicht
mehr bestätigt werden konnten. Zur Klärung der
Frage, ob es sich nur um unbeständige Vorkom-
men handelte oder ob die Art sich eines Tages
etablieren wird, sind weitere Beobachtungen der
Vorkommen in den nächsten Jahren notwendig.
Auch der Status von Orobanche alsatica und O.
picridis im Untersuchungsgebiet ist unklar. Un-
beständige Vorkommen sind ebenso denkbar
wie möglicherweise eine Fehlbestimmung. Auch
werden die bei J
äger
& W
erner
(2005) beschrie-
benen Unterarten von O. alsatica beispielsweise
bei W
örz
et al. (2012) als eigene Arten geführt.
h
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