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(2010)
behörden bemühte er sich um die Erhaltung
von Standorten, schließlich auch ehrenamtlich
als Naturschutzbeauftragter des Stadtkreises
Karlsruhe ab März 1992. Er beteiligte sich an
der Herausgabe Roter Listen, den heute unent-
behrlichen Instrumenten des Natur- und Umwelt-
schutzes, so an der RL der Pflanzenarten von
Baden-Württemberg (M
üller
et al. 1973), und
besorgte die Rote Liste der Moose in den beiden
ersten Fassungen (P
hilippi
1977, 1984).
Er war nicht nur Gründungsmitglied der Bryo-
logisch-Lichenologischen AG (BLAM), sondern
lange Zeit so etwas wie Geschäftsführer und
ruhender Pol dieser Gemeinschaft. 20 Jahre
lang diente er als Mitherausgeber der Zeitschrift
Herzogia, von Band 3 (2-4), März 1975, bis
Band 10, Dezember 1994, lange Jahre zusam-
men mit dem Lichenologen J. P
oelt
.
Jeweils 57
Jahre gehörte er dem Badischen Landesverein
für Naturkunde und Naturschutz (Freiburg) und
dem Naturwissenschaftlichen Verein Karlsruhe
an. Letzterer verlieh ihm, nachdem er den Verein
von 1978 bis Februar 2006 geleitet hatte, die Eh-
renmitgliedschaft. Im Jahre 2002 erhielt G
eorg
P
hilippi
(
zusammen mit S. C
aspari
)
den mit 5000
Euro dotierten Koppe-Preis. Er stellte die Sum-
me dem botanischen Nachwuchs zur Verfügung.
Der Koppe-Preis zur Förderung der Mooskunde
wurde von R
uprecht
D
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gestiftet, einem Bryo-
logen, mit dem G
eorg
P
hilippi
besonders in den
frühen Jahren in Verbindung stand – D
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hatte
bereits zu P
hilippi
s erster Publikation Moosfunde
beigesteuert.
Person und Persönlichkeit
G
eorg
P
hilippi
war ein Mensch, der bedächtig und
ruhig, aber ausgesprochen ausdauernd an die
Aufgaben ging. Mit seinem weißen R4, den er lan-
ge Jahre nach seinem BMW-Isetta-„Autoerstling“
fuhr, hatte er es nie eilig. Und auch zu Fuß ging es
ausgreifenden, aber fast gemessenen Schrittes,
meist in Bundhosen und Kniestrümpfen. Vegeta-
tionsaufnahmen im Gelände brauchten ihre Zeit,
das verlangte die Gründlichkeit. Stets baumelte
griffbereit die um den Hals gehängte Lupe vor der
Brust. Auch im Gelände bewahrte er seine sorg-
fältige, leicht kursive Handschrift, die Zeilen ent-
glitten ihm nicht. Am Abend nach vollbrachter Ex-
kursion saß er sehr gern in geselliger Runde und
trank sein Bier oder seinen Wein, ob dies nach
Tagesexkursionen war oder beim jährlichen Tref-
fen der Autoren der Belchenmonographie, in ver-
trautem Kreis der Studienfreunde auf der Hütte
des Kommilitonen D
ieter
K
noch
bei Urberg oder
während der mehrtägigen Tagungen der Bryo-
logisch-Lichenologischen Arbeitsgemeinschaft.
Verschmitzt lächelnd konnte er dann manche Ge-
schichte und anekdotenhafte Geschichtchen zum
Vergnügen der Anwesenden erzählen. Manche
seiner trockenen Bemerkungen waren doppel­
bödig und überließen es dem Zuhörer, mehr oder
weniger rasch auf die Pointe zu kommen. Es war
ungemein amüsant zuzuhören, wenn er über Er-
lebnisse während seiner Reisen berichtete, z.B.
über seine Schiffsreise nach Spitzbergen, de-
ren üppige kulinarische Aspekte so ganz anders
waren als der Außenstehende erwartet hätte.
Und er konnte sich auch über einen gelungenen
Streich freuen, etwa wie ein seiner Perigonblät-
ter beraubtes „Mäuseschwänzchen“ (Myosurus
minimus) einem Kommilitonen ernsthaft als neue
Wegerich-Art verkauft wurde. Er wusste viele Ein-
zelheiten von Biographien bekannter Botaniker
und ihrer Werke. Für ältere botanische Literatur,
G
eorg
P
hilippi
auf einer Elsass-Exkursion 1963. – Foto:
privat.