Seite 46 - Carolinea 68

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carolinea, 68
(2010)
wässern der Rhone regelmäßig zu beobachten,
sofern diese noch regelmäßig überflutet werden
(
B
ornette
et al. 1998,
van
­
G
eest
2005).
Im Ge-
gensatz dazu hat sich die Verschiebung in der
Artenzusammensetzung und die räumliche Ver-
teilung der makrophytischen Gesellschaften im
Salmengrund in den letzten 15 Jahren kaum
verändert. V
an
G
eest
et al. (2005) identifizierten
extreme Sommerfluten und das Trockenfallen
der Gewässer als maßgebliche Ursachen für die
massiven Vegetationsveränderungen niederlän-
discher Rhein-Seitengewässer. Es scheint, dass
der Zutritt erheblicher Mengen von Grundwas-
ser, die ein völliges Trockenfallen des Gewässer-
bodens verhindern, eine gleichermaßen stabili-
sierende Wirkung auf die Hydrophytenvegetation
hat wie das (bisher) kaum von Hochfluten des
Rheins bewegte feinkörnige Sediment des Sal-
mengrundes. Zudem fehlt im Salmengrund die
Nymphaeiden-Vegetation, die in den Seitenge-
wässern des Niederrheins zu einem erheblichen
Teil für die starken Schwankungen der Vegeta­
tionsbedeckung verantwortlich ist. Am Nieder­
rhein verlieren die Gewässer überdies schnell
ihren Artenreichtum und einen Großteil ihres
Makrophytenbestandes, wenn sie nicht mehr tro-
ckenfallen (
van
G
eest
2005).
Dass dies im Sal-
mengrund nicht der Fall ist, könnte dem Einfluss
des Grundwasserzustroms zuzuschreiben sein.
Eine Kombination von geringer Wassertiefe und
hoher Wassertransparenz scheint sich beson-
ders begünstigend auf einen üppigen submersen
Pflanzenbewuchs auszuwirken. Eintrübungen
sind zwar bei Hochwasser im Salmengrund zu
beobachten, aber selten von langer Dauer.
Größe und Zusammensetzung der
Diasporenbank
Mit Werten zwischen 0 und 60 Arten und 0 bis
maximal ca. 1,5 Mill. Diasporen/m² weisen Ge-
wässer gewaltige Unterschiede hinsichtlich
­
Umfang und Artenzahl ihrer Diasporenbanken
auf (K
och
et al. 2005, S
chütz
2008
a). Deutliche
Unterschiede gibt es vor allem zwischen per-
manenten und temporären Gewässern. Die Se-
dimente permanent wasserführender, von der
umliegenden Aue abgeschnittener Gewässer
enthalten in der Regel weniger Diasporen und
sind artenärmer als die Sedimente temporärer,
durch eine höhere Störungsintensität ausge-
zeichneter Gewässer, die sich in stark wech-
selnden Wasserständen, gelegentlichen Über-
schwemmungen, Sedimentumlagerungen und
regelmäßig trockenfallenden Flachwasserberei­
chen äußert (A
bernethy
&
W
illby
1999,
H
enry
et al. 1996). Diesen Unterschied zeigt auch ein
Vergleich zwischen dem Salmengrund und dem
permanent wasserführenden, von der Aue ab-
geschnittenen Eggensteiner Altrhein nördlich
von Karlsruhe, einem Gewässer mit geringer
Störungsintensität. Die Diaspo­renbank des Eg-
gensteiner Altrheins enthielt insgesamt 46 Arten
und ist mit durchschnittlich 4,4 Arten/1000 cm³
Sediment und 2.100 Diasporen/m² (emers kul-
tivierte Proben) signifikant diasporen- und ar-
tenärmer als die Diasporenbank des Salmen-
grundes (S
chütz
2008
a, b). Mit einem mittleren
Wert von 8.140 Diasporen/m² und Artenzahlen
zwischen 1 und 20 je 1000 cm³ Sediment liegt
der Salmengrund allerdings im unteren Bereich
der Spanne der von A
bernethy
&
W
illby
(1999)
untersuchten, dem Salmengrund hinsichtlich
Genese und Morphodynamik vergleichbaren
Gewässer in Nordwest-Europa, die zwischen 16
und 35 Arten und im Mittel 15.450 Diasporen/m²
aufwiesen. Dies gilt auch dann, wenn im Salmen-
grund die ca. 10 % bei emerser Kultivierung nicht
erfassten Keimlinge rein submers wachsender
Arten hinzugezählt werden. Eine mögliche Er-
klärung könnte im Ausmaß der Eindeichung der
untersuchten Auen liegen. Da der Oberrhein weit
stärker von seiner Aue abgeschnitten ist als die
von A
bernethy
&
W
illby
(1999)
untersuchten
Flüssen in Frankreich (Loire/Allier), Irland und
Schottland, überfluten Hochwässer auch eine re-
lativ kleinere Fläche und transportieren vermut-
lich eine geringere Menge Diasporen von weni-
ger Arten. Bei Vergleichen absoluter Artenzahlen
ist allerdings zu beachten, dass diese Werte von
der untersuchten Sedimentmenge abhängig ist.
Je größer die Sedimentmenge, desto höher ist
die Wahrscheinlichkeit, dass auch viele in der
Vegetation seltene Arten entdeckt werden. Dies
ist oft ein wesentlicher Grund für geringe Ähn-
lichkeiten zwischen Diasporenbank und ober-
irdischer Vegetation. So wurden fast alle in der
Diasporenbank des Salmengrundes fehlenden
Arten als „selten“ in der Vegetation eingestuft
(
Tab. 2). Weitere Gründe für eine geringe Ähn-
lichkeit zwischen Diasporenbank und Vegetation
im Salmengrund wie auch in anderen Gewäs-
sern ist die kurze Lebensdauer der Samen vieler
Auegehölze, die deshalb auch keine dauerhafte
Diasporenbank aufbauen, sowie die geringe Sa-
menproduktion bzw. die rein vegetative Vermeh-
rung vieler Wasserpflanzen (S
chütz
2008
a).
Geradezu konträr verhält es sich bei Sumpfpflan-
zen und besonders bei annuellen Schlammbo-