Seite 61 - Carolinea 68

W
irth
:
Flechtengesellschaften der Namibwüste
55
Teloschistes capensis. Dies spiegelt sich selbst
in der Färbung der Landschaft wider. Die orange-
farbene Strauchflechte tritt in unterschiedlichen
Wuchsformen auf und bildet einzelne Polster,
Wülste oder ausgedehnte Matten (L
oris
et al.
2009,
P
fiz
et al. 2010). In diese Matten sind Thalli
von Ramalina angulosa verwoben. Mit hoher Fre-
quenz tritt Xanthoparmelia walteri auf, die teils
locker auf dem Boden liegt oder in Teloschistes-
Polster eingeweht ist, aber im Wesentlichen auf
Steinchen sitzt und Lagern von Teloschistes und
Ramalina Halt gibt. Auch Teloschistes capensis
heftet sich auf kleinen Steinchen und Sandkör-
nern fest. Eine saubere Trennung nach Substrat,
nach Gestein und “Boden” bewohnenden Arten
erscheint nicht sinnvoll und auch kaum möglich,
schon weil hinsichtlich der Kieselgröße und auch
hinsichtlich der ökologischen Bedingungen ein
Gradient ohne natürliche Zäsur vorliegt. In der
Vertikalen existiert vermutlich ein deutlicher Gra-
dient des Feuchtigkeitseintrags: Je höher und
stärker verzweigt die Thalli von Teloschistes sind
(
gilt in geringerem Maße auch für Ramalina oder
Xanthoparmelia walteri), desto mehr werden die
Nebel ausgefiltert und die basal auf kleinen Kie-
seln sitzenden Arten vom Feuchteeintrag abge-
schirmt.
Nach J
ürgens
&
N
iebel
-
L
ohmann
(1995)
sowie
L
oris
et al. (2009) schälen sich die Standortbe-
dingungen für die Teloschistes-Felder wie folgt
heraus: 1. hoher Feuchte-Eintrag (daher nur in Kü-
stennähe), 2. oberflächennahe Gips/Ton-Schich­
ten (hohe Sulfatgehalte), 3. Schutz vor starker
Erosion durch Sand. Lediglich die von Ramalina
angulosa dominierten Felder tolerieren häufige
Sandeinwirkung im Gefolge von Stürmen.
Die Aufnahmen berücksichtigen alle in der Flä-
che vorkommenden Arten, ob freiliegend, wie
Xanthoparmelia hueana, auf Sandkörnern oder
auf Kieselsteinen bis ca. 2 cm Größe festge­
wachsen.
Das Teloschistetum capensis ist in dieser Form
zumindest von Torra Bay bis Alexander Bay ver-
breitet. Wie weit die im Süden von Ramalina an-
Tabelle 6. Teloschistetum capensis – 11 Aufnahmen.
1
2
3
4*
5
6 7
8
9
10
11
Teloschistes capensis*
2
b
2
b
1
2-3
2
b
2
a-b +
2
b
2
b
2
b
2
b
Ramalina angulosa*
1
1
1
1
1
1
-
1/2
m 1
1
2
a
Ramalina spec. aff. ang.
2
a
1
-
1
-
-
-
+
+
-
-
Xanthoparm. tentaculina* 1
+
1
1
1
1
+
1
1
1
+
Xanthoparmelia walteri
2
b
2
b
1-2
a 2a
2
a
2
a
2
a
2
b
2
b
2
b
1
Buellia incrustans
+
+
r
1
1
+
+/2m +
+
+
1
Xanthoparm. dregeana
1/2
m +
1/2
m 1/2m 1-2a 1
1-2
1
1
2
m
-
Lecidella crystallina
1
1
+
1
1
1/2
m +
-
-
+
-
Caloplaca testudinea
2
m
1
1
1
1
1-2
1
+
1
1
-
Caloplaca namibensis
+
r
+
1
-
+
+
2
a
1/2
m 2a
-
Caloplaca elegantissima +/1
+
+
r
1
+
+
1
1
1
-
Toninia lutosa/australis
r
-
-
1
r
r
-
-
-
-
-
Caloplaca volkii
-
r
+
+
r
+
+
-
-
+
-
Buellia stellulata
-
-
+
-
-
-
r
-
+
-
2
a
Xanthoparm. incomosita
-
-
r
-
-
-
-
-
-
-
-
Xanthoparmelia hueana
-
-
-
r
-
-
-
-
-
-
-
Buellia peregrina
-
-
-
-
-
-
r
-
-
-
-
Buellia follmannii
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
1
Xanthodact.cf.inflatum
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
1
Diploschistes actinostomus -
-
-
-
-
-
-
-
-
-
1
*
= als Charakterart einzustufen. 4*: Typusaufnahme – Aufn. 1-2, 4-10: 6-7 km N-NNE Wlotzkas Baken, 1-2,4-6:
2002/2003, 8-10: 2.1989; 3:
Cape Cross (9.2007); 11: Alexander Bay (10.2009); Aufn. 4 an Station S5 in W
irth
et al.
(2006),
Aufn. 5 an S6, Aufn. 6 an S8, Aufn. 7 an S10. Alle Aufnahmen kiesig-sandiger Untergrund, Steinchen max.
2
cm Durchm. Aufn.fläche 1-10: 1 m
2
,
eben; 11: 15 m
2
, 15
°, NNE. Deckung: 1-2: 45 %, 3: 15-20 %, 4: 40 %, 5, 10:
35 %, 6: 25 %, 7: 15-18 %; 8-9: 35-40 %.