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carolinea, 69
(2011)
Geprägt wurde die Entwicklung der Vegetation
von den Bodenverhältnissen und der Nutzungs-
form, die auf dem Flugplatz jahrzehntelang
durchgeführt wurde. Die trockenen, nährstoff-
armen und weitgehend sauren Standorte, die auf
der Binnendüne außerdem durch das Auftreten
sehr lockerer Sande gekennzeichnet sind, las-
sen nur solche Pflanzen gedeihen, die sich an
diese besonderen Bedingungen angepasst ha-
ben. Diese bilden besonders charakteristische
Pflanzengesellschaften.
Die Bewirtschaftung des Geländes beschränkte
sich vor allem in den letzten Jahrzehnten auf
das für den militärischen Betrieb notwendige
Kurzhalten der Vegetationsdecke durch Mahd
und extensive Schafbeweidung; gedüngt wurde
nicht. Auf diese Weise waren die Flächen nur ge-
ringen Nährstoffeinträgen ausgesetzt, und eine
Wiederbewaldung wurde verhindert. Durch die
auf dem Gelände zahlreich vorhandenen Kanin-
chen, durch mechanische Störungen und imWe-
sentlichen durch den Tritt der weidenden Schafe
entstanden darüber hinaus immer wieder neue
Bodenverwundungen, die für lockere und offene
Sandstellen sorgten.
Sandrasen-Gesellschaften
Die lockeren, bewegten Sande der Binnendüne
und die durch die Nutzung entstandenen Bo-
denverwundungen waren die Voraussetzung für
die Entwicklung der an nährstoffarme, trockene
und wenig verfestigte Standorte angepassten
Sandrasen-Gesellschaften. Diese sind deshalb
im Gebiet vor allem im nördlichen Teil auf dem
Dünenbereich verbreitet. Kleinräumige Wech-
sel in der Oberflächenbeschaffenheit lassen die
Sandrasen in einem Mosaik verschiedener Ent-
wicklungsstufen (Sukzessionsstadien) und damit
wechselnder Artenzusammensetzung auftre-
ten. Als typische Vertreter sind der Bauernsenf
(
Teesdalia nudicaulis) (vgl. Tafel 3; RL BW: 2;
Quellenangaben zu den Roten Listen vgl. Arten-
listen im Anhang), das Silbergras (Corynephorus
canescens) (RL BW: 3), der Scharfe Mauerpfef-
fer (Sedum acre) sowie der Frühe (Aira praecox)
(
RL BW: 3) und der Nelken-Schmielenhafer (Aira
caryophyllea) (RL BW: V) zu nennen.
Magerrasen
Durch geschlossene, dichtere Vegetationsbe-
stände charakterisiert sind die Pflanzengesell-
schaften „bodensaure Magerrasen“. Sie sind im
Ablauf der Sukzessionsentwicklung die „Nachfol-
ger“ der Sandrasen auf denjenigen Böden, die
längere Zeit nicht mehr bewegt oder aufgerissen
wurden und daher durch Humusanreicherung in
der Bodenbildung etwas weiter fortgeschritten
sind. Diese Bedingungen waren insbesondere
auf den schon früh konsolidierten Sanden der
Flugsandflächen gegeben.
Typisch ausgeprägte Magerrasen, die von Rotem
Straußgras (Agrostis capillaris) und von Schaf-
schwingel (Festuca ovina) dominiert werden, ha-
ben im südlichen Teil des Schutzgebietes ihren
Verbreitungsschwerpunkt. Eine große Anzahl ty-
pischer Arten der Magerrasen kommen hier vor,
wie zum Beispiel die in der Roten Liste Baden-
Württemberg auf der Vorwarnliste geführten Ar-
ten Berg-Sandrapunzel (Jasione montana) und
Sprossende Felsennelke (Petrorhagia prolifera).
An lückigen Stellen sind bodensaure Magerra-
sen kleinräumig mit Sandrasen verzahnt.
Borstgrasrasen
Das Borstgras (Nardus stricta; vgl.Tafel 3), das nur
noch in den Hochlagen des Schwarzwaldes und
bei Baden-Baden größere Vorkommen besitzt,
war früher auch in der Rheinebene auf sandigen,
mageren Wiesen und Weiden weit verbreitet, heu-
te ist es eine besondere Rarität. Das Borstgras
auf dem „Alten Flugplatz“ ist das größte Vorkom-
men im gesamten Stadt- und Landkreis Karlsruhe
und daher einzigartig. Die Borstgrasrasen erfüllen
eine besondere Funktion als Lebensraum etlicher
naturschutzfachlichwertbestimmender Artengrup-
pen und sind somit ein „Leitbiotoptyp“ des Ge-
biets. Sie sind Wuchsort der wertbestimmenden
Pflanzenarten der Borstgrasrasen, Magerrasen
und Sandrasen. Sie sind außerdem Lebensraum
seltener Insekten- (Nachtfalter, Heuschrecken,
Stechimmen) und Vogelarten der offenen bis
halboffenen Heidelandschaft.
Ruderal-Fluren
Verzahnt mit den Magerrasen sind an einzelnen
Stellen Pflanzengesellschaften, die als Ruderal-
Fluren bezeichnet werden. Sie haben sich dort
entwickelt, wo Fremdmaterial aufgebracht wurde.
Die Ruderalgesellschaften sind im Schutzgebiet
zum Teil außerordentlich artenreich. Teilweise
zählen die Bestände, insbesondere wegen ihrer
Nachbarschaft zu Magerasen und Sandfluren,
zu den für Wildbienen wichtigsten Lebensräu-
men des Gebietes.
Gehölze
Gehölze haben sich im Gebiet besonders im
nördlichsten Teil angesiedelt. Leider ist an diesen