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immermann
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Naturschutzgebiet „Alter Flugplatz Karlsruhe“
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Beständen – neben anderen nicht einheimischen
Bäumen – die amerikanische Späte Trauben-
kirsche (Prunus serotina) beteiligt, die sich vor
allem bei fehlender Nutzung oder Pflege schnell
und aggressiv ausbreiten kann. Als wertvoll ein-
zustufen sind die Feldgehölze aus Birken, Feld-
ulmen und Stieleichen. Hervorzuheben sind hier
die für trockene Standorte besonders typischen
Ginsterbestände, die nach dem Naturschutzge-
setz Baden-Württemberg (2005) ebenfalls als
besonders geschützte Biotope“ gelten und da-
rüber hinaus bevorzugter Brut- und Revierplatz
des Schwarzkehlchens sind.
Brombeergestrüpp
In Teilbereichen des Geländes hat sich Brom-
beergestrüpp ausgebreitet. Die Brombeeren (Ru-
bus sectio Rubus) sind für das Gebiet – solange
sie nicht dominieren – eine wertvolle Bereiche-
rung. So bieten sie einigen Singvogelarten (z.B.
der Dorngrasmücke) Nistgelegenheiten, geben
Insekten Nektar bzw. im Herbst Saft und schaffen
Nistmöglichkeiten für stängelbewohnende Wild-
bienen (B
reunig
2000).
Fauna
Vögel
Aus dem Gebiet sind rund 90 Vogel-Arten be-
kannt. Davon stehen 41 Arten auf der Roten Liste
Baden-Württembergs (Quellenangaben zu den
Roten Listen vgl. Artenlisten im Anhang). Zehn
Arten des Anhangs I der Vogelschutz-Richtlinie
(
S
symank
et al. 1998) wurden nachgewiesen.
Etwa die Hälfte der Arten nutzt das Gelände so-
wohl als Brut- als auch als Nahrungshabitat, die
andere Hälfte nur als Nahrungshabitat.
Das weite, offene Gelände mit mäßig dichten
bis schütteren Grasflächen, die mit einzelnen,
unterschiedlich strukturierten Gehölzen durch-
setzt sind, ist vor allem für Vogelarten mit Ver-
breitungsschwerpunkt in der offenen bis halbof-
fenen Heidelandschaft ein idealer Lebensraum.
Dementsprechend gehört auch eine große Zahl
der beobachteten Arten zu dieser Gruppe. Der in
Baden-Württemberg vom Aussterben bedrohte
Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe) und das
Schwarzkehlchen (Saxicola rubicola), die bei-
de hier schon gebrütet haben, gehen auf den
Freiflächen auf Nahrungssuche. Sie finden hier
ebenso einen Lebensraum wie das stark gefähr-
dete Rebhuhn (Perdix perdix) und die vom Aus-
sterben bedrohte Haubenlerche (Galerida crista-
ta). Zehn Greifvogelarten finden auf dem weiten
Gelände ein ideales Jagdrevier. Dazu gehören
beispielsweise der Baumfalke (Falco subbuteo),
der Wespenbussard (Pernis apivorus; vgl.Tafel 2)
oder der Wanderfalke (Falco peregrinus) (G
örze
2010,
G
ramlich
2011,
W
eber
2004).
Amphibien und Reptilien
Auf dem Areal des „Alten Flugplatzes“ wurden
zwei streng geschützte Amphibien- und zwei
streng geschützte Reptilienarten (alle FFH-Ar-
ten, Anhang IV; S
symank
et al. 1998) nachgewie-
sen. Die Zauneidechse (Lacerta agilis) und die
Schlingnatter (Coronella austriaca; vgl. Tafel 4)
nutzen als thermophile Arten die offenen Sand-
und lockeren Magerrasenflächen als Sonnenplät-
ze. Als Verstecke dienen die Brombeergestrüppe
und Gehölzinseln. Nur sporadisch treten die zwei
Steppenarten Wechsel- und Kreuzkröte (Bufo
viridis und B. calamita) auf (W
olsbeck
1988,
Z
im
-
mermann
2010).
Stechimmen
Im Gebiet wurden über 70 Stechimmen-Arten
erhoben. Stark vertreten sind mit 33 Arten die
Grabwespen sowie mit 32 Arten die Wildbie-
nen. Meist handelt es sich um wärmeliebende
Arten, die zum Bau ihrer Nisthöhlen auf offene,
trockene Sandböden unterschiedlichen Verfesti-
gungsgrades angewiesen sind. Günstige Verhält-
nisse finden sie daher vor allem im Norden des
Flugplatzgeländes, mit großflächigen, zum Teil
schütteren Sandrasen und besonders wärme-
begünstigten Verhältnissen auf der Binnendüne.
Auch in Bezug auf ihre Nahrung sind einige Ar-
ten stark spezialisiert. So sammelt beispielswei-
se die vom Aussterben bedrohte Kreiselwespe
(
Bembix rostrata) Nektar am Feld-Thymian, der
in älteren Sandrasen und lückigen Magerrasen
wächst. Die Alant-Seidenbiene (Colletes similis)
sammelt im Bereich des Karlsruher Flugplatzes
Pollen bevorzugt am Rainfarn, der in Ruderalve-
getation vorkommt.
Für mehrere der festgestellten Arten sind in
Baden-Württemberg nur wenige Vorkommen
nachgewiesen, eine besondere Rolle spielen
hierbei die in der Oberrheinebene noch verblie-
benen Binnendünen und Flugsandflächen mit
Sandrasen- und Magerrasenvegetation. Von
der Furchenbienenart Halictus smaragdulus ist
ein aktuelles Vorkommen im Stadtkreis Karls-
ruhe nur vom Gelände des „Alten Flugplatzes“
bekannt. Die Grabwespenart Dryudella pinguis
wurde hier außerdem neu für Baden-Württem-