carolinea 70 - page 6

6
carolinea, 70
(2012)
in Stuttgart, einer fürstlichen Institution, in eine
so enge Verbindung zu treten, dass er 1742 das
Monopol für den Verkauf von Glas und Spiegel-
glas für die Schweiz erlangte.
Ein wichtiges Produkt seiner Werkstatt waren
Möbelstücke mit Intarsien aus verschiedenen
Gesteinen. Mit dem Bau einer eigenen Marmor-
säge in der Matte an der Aare in Bern konnte er
sich 1749 von Lieferanten unabhängig machen
und die vor allem aus dem Berner Oberland
stammenden Marmore selbst zu Platten und In-
tarsien verarbeiten.
J
ohann
F
riedrich
F
unk
I. heiratete E
lisabeth
K
üp
-
fer
. Aus dieser Verbindung ging J
ohann
F
ried
-
rich
F
unk
II (1745-1811) hervor. Er erlernte das
Handwerk des Bildhauers und übernahm zwei
Monate vor dem Tode seines Vaters die Mar-
morsäge und das zugehörige Materiallager zu
einem Preis von 2.400 Kronen (
v
.F
ischer
2001).
Er handelte mit Natursteinen und stellte zu Wer-
bezwecken Echantillons (kleine polierte Muster-
Gesteinsplatten) her, die er an Sammler und
Käufer verschickte. Sein Angebot waren: „Alle
inländischen Sorten Marmor in Mustern zu Na-
turalienkabinetten“.
An der Wende 17./18. Jahrhundert wandelte
sich an den Europäischen Höfen die Mode im
Stil des Mobiliars. Die schweren barocken For-
men der Möbel entsprachen nicht mehr dem
Zeitgeschmack. Dieser Wandel erreichte auch
das wohlhabende Bürgertum in der Schweiz,
das sich auch mit zeitgenössischer eleganter
Ausstattung umgeben wollte. Die in Bern ansäs-
sigen Ebenisten konnten den steigenden Bedarf
jedoch nicht decken, da sie in der Produktion an
strenge Vorschriften gebunden waren. Mit dem
zunehmenden Import von Luxusmöbeln aus
dem Ausland (z.B. Frankreich und Deutschland)
stieg die Gefahr, dass viel Geld außer Landes
floss. Um 1708 lockerte deshalb die Stadt Bern
die bestehenden Vorschriften, um das ansässige
Handwerk zu fördern.
Abbildung 1. Stammbaum der Familie F
unk
nach v. F
ischer
2001.
1,2,3,4,5 7,8,9,10,11,12,13,14,15,16,...246
Powered by FlippingBook