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andrias, 19
(2012)
für Pilzfreunde (pilzepilze.de). Viele Autodidakten
waren auch an wissenschaftlich ansprechenden
Veröffentlichungen beteiligt. Hierzu gehört das
dreibändigeWerk „Die Myxomyceten“ des Bühler
Richters H
ermann
N
eubert
(1935-2003) und sei-
ner Mitautoren W
olfgang
N
owotny
und K
arlheinz
B
aumann
. Letzterer wurde für seine Fotos und
Filme vielfach prämiert, zuletzt 2011 mit dem
internationalen „Meridian Naturfilmpreis“. Als
B
aumann
s Meisterstück gilt vielen der Film „Als
wären sie nicht von dieser Welt – Der unmög-
liche Lebenswandel der Schleimpilze“. Einmalig
für ein Bundesland ist auch eine reich illustrierte
fünfbändige Großpilzflora Baden-Württembergs,
die durch den Lehrer G
erman
J
osef
K
rieglsteiner
(1937-2001) zusammen mit vielen Freizeitfor-
schern erarbeitet wurde. Stellvertretend für viele
Großpilzforscher mit beachtlicher Publikations-
liste sei der Riedheimer Industriekaufmann und
Dolmetscher M
anfred
E
nderle
genannt.
Dass Baden-Württemberg (auch) ein Land der
Mykologen war und noch immer ist, dafür spre-
chen weitere Fakten. So ist der erste populäre
Pilzverein 1918 (damals als gesamtdeutscher
Verein) in Stuttgart gegründet worden. Aus ihm
ging der „Verein der Pilzfreunde Stuttgart e.V.“
hervor. Er ist heute im populären Bereich der
mitgliederstärkste deutsche lokale Pilzverein,
der sogar eine eigene Zeitschrift herausgibt, die
Südwestdeutsche Pilzrundschau. Ferner hat die
„Deutsche Gesellschaft für Mykologie“ ihren Sitz
in Baden-Württemberg (in Karlsruhe) und die
Mehrzahl der 1. Vorsitzenden stammten aus dem
„Ländle“. Prof. L
udwig
K
lein
(1857-1928), Ordi-
narius an der Karlsruher Universität und deren
zweimaliger Rektor, machte 1923 den Anfang.
Momentan steht kein Baden-Württemberger der
Gesellschaft vor. Dies gilt aber nicht für die In-
teressensvereinigung der medizinischen Myko-
logie, der „Deutschsprachigen Mykologischen
Gesellschaft e.V.“ (DMykG), die aktuell von dem
Tübinger Dermatologen Prof. M
artin
S
challer
geleitet wird.
All dies ist Grund genug, die aktuelle Mykologie
in Baden-Württemberg einmal in einem andrias-
Band vorzustellen. Es war uns wichtig, neben
professionellen Mykologen auch Amateure zu
Wort kommen zu lassen. Im ersten allgemeinen
Teil berichten Autoren verschiedener öffentlicher
Einrichtungen über ihre mykologischen Aktivi-
täten in Forschung, im Dienstleistungs- und im
Öffentlichkeitsbereich. Der zweite Teil umfasst
wissenschaftliche Originalarbeiten von Myko-
logen aus den unterschiedlichsten Disziplinen,
meist mit Bezug zu Baden-Württemberg. Es hätte
noch eine Vielzahl potentieller Autoren in Baden-
Württemberg gegeben, doch war Vollständigkeit
nicht Ziel dieses Bandes. Um Vollständigkeit be-
müht haben wir uns dagegen bei der Auflistung
der Adressen mykologischer Institutionen im An-
hang und damit über das „Who is who“ in der
Mykologie Baden-Württembergs.
Mein sehr großer Dank bei der Gestaltung von
„Mykologie in Baden-Württemberg“ gilt zwei
externen Kollegen, Herrn Prof. W
alter
G
ams
(Baarn, Niederlande) und Herrn Prof. J
oachim
W
einhardt
(Karlsruhe), die ich für eine Mitarbeit
gewinnen konnte und die mir bei der Überarbei-
tung der Manuskripte besonders zur Seite stan-
den. Mein Dank gilt ferner Herrn S
tefan
S
charf
für die kompetente digitale Umsetzung, Herrn Dr.
H
ubert
H
öfer
(Leiter der Abteilung Biowissen-
schaften im Naturkundemuseum Karlsruhe) für
die Unterstützung des Projekts, den zahlreichen
Reviewern und dem Förderverein „Freunde des
Naturkundemuseums Karlsruhe e.V.“ für einen
Druckkostenzuschuss. Schließlich danke ich al-
len Autoren für ihre interessanten Beiträge und
die sehr gute Zusammenarbeit.
Morels, mycotoxins and molecules: Mycology
in Baden-Württemberg
At first sight, most people will associate fungi with
a tasty meal as button mushrooms, beefsteak
mushrooms, and morels are very delicious and
common components in our kitchen. Well-known
are also, although rather inconspicuous, fungi
like brewer’s yeast and blue mould of cheese
which we use (industrially) for the production or
refinement of food and luxury food. Antibiotic-
producing moulds are among the useful fungi
as well. We dread other fungi, such as the life-
threatening poisonous death cap, moulds on the
wall or the dry rot fungus in a cellar vault.
Apart from this, fungi often pass unnoticed in
contrast to plants, being omnipresent, or animals,
like squirrels, blue tits or brimstone butterflies in
your own garden. This is astonishing. Finally, the
so-called true fungi, to which most fungal spe-
cies belong, form their own kingdom (Regnum
Fungi) with high diversity. With an estimated 1.5
million species the fungi outnumber the vascular
plants by a factor of five to six. In this context it
should be emphasized that fungi are not related
to plants (Regnum Plantae) but they form a sister
group with animals (Regnum Animalia). Fungi are