Andrias 19 - page 287

F
ischer
: Ein Basidiomycet als Neubürger
229
Kurzfassung
Mehrjährige Erhebungen zu Vorkommen und Aus-
breitung invasiver Basidiomyceten sind selten. Der
Mittelmeer-Feuerschwamm Fomitiporia mediterranea
M. F
ischer
, ein Weißfäule-Erreger, gilt als einer der
Verursacher der sog. Esca-Krankheit der Weinrebe,
die sich seit etwa 20 Jahren rasch in Mitteleuropa aus-
breitet. Die Art bildet perennierende resupinate Frucht-
körper an Weinreben (Vitis vinifera), vor allem an Tot-
stöcken. Die vorliegende Darstellung beschreibt einige
Aspekte zu Vorkommen und Ausbreitung von F. medi-
terranea vor allem im Südwesten Deutschlands. Eine
Versuchsfläche mit etwa 1.600 Rebstöcken im Bereich
Kaiserstuhl wurde in den Jahren 2002-2007 auf dasVor-
kommen von Fruchtkörpern sowie mit F. mediterranea
assoziierter Weißfäule beobachtet. Innerhalb dieses
Zeitraumes hatte sich die Anzahl der Fruchtkörper sehr
deutlich von 8 auf 55 erhöht; die Fruchtkörper sind da-
bei zufällig über die Anlage verteilt. Eine Teilrodung der
Fläche ergab, dass von 366 untersuchten Stöcken alle
mit F. mediterranea infiziert waren. Kreuzungstests he-
terokaryotischer Mycelien isoliert aus dem Bereich von
Fruchtkörpern zeigten eine ausgeprägte genetische
Diversität, wodurch eine Ausbreitung des Pilzes über
luftverbreitete Sporen – und nicht von Stock zu Stock
– nahe gelegt wird. Der Schwerpunkt des Auftretens
von F. mediterranea liegt im Mittelmeerraum. Innerhalb
Deutschlands finden sich Fruchtkörper am häufigsten
im Südwesten; sie werden seltener oder fehlen ganz
nach Norden und Osten. Mycelnachweise sind dage-
gen deutlich häufiger und liegen inzwischen für fast alle
Weinbauregionen Deutschlands vor. Der Pilz erreicht
in Deutschland seine nördliche Verbreitungsgrenze,
bedingt auch durch das fast ausschließliche Vorkom-
men an Vitis vinifera.
Abstract
An alien basidiomycetous species: on the distribu-
tion and spread of Fomitiporia mediterranea (Hy-
menochaetales) in viticultural areas of Baden, with
some reference to the occurence in Germany.
Extensive monitoring of the distribution and the spread
of invasive basidiomycetes is rare. The white rot fungus
Fomitiporia mediterranea M. F
ischer
is considered one
of the causal agents of the so-called esca disease of
grapevine, spreading rapidly over Central Europe within
the last 20 or so years.The species forms perennial and
resupinate fruit bodies on Vitis vinifera, mostly on dead
vines. The present manuscript describes some aspects
of the distribution and spread of F. mediterranea with
emphasis on southwestern Germany. An experimental
plot containing appr. 1.600 vines located in the Kaiser-
stuhl area was monitored for the existence of fruit bod-
ies and white rot from 2002 through 2007. Within this
period the number of fruit bodies increased distinctly
from 8 to 55; fruit bodies are randomly distributed over
the plot. Partial uprooting of the plot revealed virtually
all vines (366 out of 366) to be infested with F. mediter-
ranea. Mating tests based on heterokaryotic mycelia
isolated from the fruit body area demonstrated a dis-
tinct genetic diversity, indicating a spread of the fungus
by airborne spores. The main distribution of F. mediter-
ranea is in the Mediterranean area. Within Germany,
fruit bodies are mostly found in the southwestern part,
they become rare or fully absent in other regions. Myc-
elia, however, may be demonstrated quite frequently,
and in the meantime have been shown for almost all
wine growing regions of Germany. In Germany, F. medi-
terranea reaches its northernmost range of distribution,
also indicated by the almost exclusive occurrence on
V. vinifera.
Autor
Dr. M
ichael
F
ischer
, Julius Kühn-Institut, Bundesfor-
schungsinstitut für Kulturpflanzen, Institut für Pflan-
zenschutz in Obst- und Weinbau, Geilweilerhof, 76833
Siebeldingen
1
. E-Mail:
Ein Basidiomycet als Neubürger:
Vorkommen und Ausbreitung des Mittelmeer-
Feuerschwamms (Fomitiporia mediterranea,
Hymenochaetales) in den badischen
Weinbaugebieten, mit Hinweisen zum
Vorkommen in Deutschland
M
ichael
F
ischer
1
Die Arbeit wurde während der Beschäftigung des Au-
tors am Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg, Merz-
hauser Str. 119, 79100 Freiburg begonnen. Auch ein
wesentlicher Teil der Freilandarbeiten zum Thema
wurde dort durchgeführt.
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