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etzler
: Forstpathologische Beiträge zur Erhaltung der Holzqualität
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Kurzfassung
In dieser Publikation werden wissenschaftliche Ergeb-
nisse und Projekte, die an der Forstlichen Versuchs-
und Forschungsanstalt (FVA) durchgeführt wurden,
vorgestellt. Fünf Themengebiete, den Einfluss von
Pilzen auf die Holzqualität betreffend, wurden bear-
beitet:
1. Bei der Epidemiologie des Buchenkrebses (Erreger:
Neonectria ditissima) spielt der Gesundheitszustand
der Überschirmung eine wesentliche Rolle. Buchen-
naturverjüngungen mit Kontakt zu infiziertem Altholz
wiesen einen dreifach höheren Befallsgrad auf als bei
gesunder Überschirmung. In einem Buchenprovenienz-
versuch konnte keine Abhängigkeit des Befallsgrads
von der Provenienz nachgewiesen werden. Jedoch wa-
ren Parzellen im Umkreis von 20 m um infizierte Über-
schirmung signifikant am stärksten infiziert. Es zeigte
sich auch ein Zusammenhang zwischen Befallsgrad
und dem Abstand der Parzellen auf der Lee-Seite von
infizierten Altbuchen.
2. Die Grünästung der Fichte wird sowohl in weitstän-
digen Reinbeständen als auch in stufigen Mischbe-
ständen zur Erziehung von Wertholz empfohlen. Sechs
Jahre nach einer sorgfältig durchgeführten Grünästung
waren Fäulen und holzzerstörende Pilze kaum nach-
weisbar. Geringe Verfärbungen traten ausschließlich
im asthaltigen Reifholz von wenigen Bäumen auf.
Neonectria fuckeliana wurde aus den Aststummeln
von geästeten Bäumen, insbesondere nach Ästung im
Herbst, am häufigsten isoliert.
3. Fichten-Erstaufforstungen auf der Schwäbischen
Alb wurden auf Stockfäulen untersucht, die von He-
terobasidion annosum s.l. verursacht wurden. Sieben
Bestände, deren Stubben aus der Erstdurchforstung
etwa zwölf Jahre zuvor mit Natriumnitrit behandelt wor-
den waren, zeigten einen um 71 % niedrigeren Befall
als unbehandelt gebliebene Bestände. Wenngleich
auch mittlerweile andere Mittel verwendet werden,
zeigt dieses Ergebnis doch, dass die Übertragung des
Pilzes von den frischen Stubben zu den Wurzeln der
Nachbarbäume vermindert werden kann.
4. Trotz fachgerechter Beregnung war es in Nasslagern
mit berindetem Fichten/Tannen-Stammholz zu um-
fangreichen Mantelfäulen gekommen. Es konnte ge-
zeigt werden, dass Hallimasch-Arten (Armillaria spp.)
in der Lage sind, in wassergesättigtem Holz Luftkanäle
zu erzeugen, welche die Sauerstoffversorgung für den
Abbau von Lignin (Weißfäule) ermöglichen. Basierend
auf diesen Untersuchungen wurden Maßnahmen ent-
wickelt, welche diese Art von Fäulnis weitgehend aus-
schließen.
5. Im Rahmen eines Versuchs zur Lagerung von berin-
detem Fichtenrundholz unter sauerstoffarmer Atmo-
sphäre wurde die Pilzentwicklung im Holz untersucht.
Die Holzzersetzung durch Pilze war bei etwa 1 %
Sauerstoff weitgehend ausgeschlossen. Dagegen
dominierten potentiell antagonistisch wirkende Pilze:
Clonostachys solani an der Oberfläche, Ascocoryne
sarcoides und Acremomum butyri (jetzt eine von meh-
reren Arten in Cosmospora) im Inneren des Holzes. In
Poltern mit einem höheren Restsauerstoffgehalt von
ca. 10 % kam es zu einer schwachen Entwicklung von
Stereum sanguinolentum und von Amylostereum areo-
latum. Über den gleichen Zeitraum im Freien gelagertes
Holz war stark von Holzzerstörern durchsetzt, während
Frischholz fast vollkommen frei von Pilzen war.
Abstract
Forest pathological contributions to the
maintenance of wood quality of standing trees
and cut timber
This paper presents scientific results of projects ac-
complished in the Forest Research Institute of Baden-
Württemberg (FVA). This is illustrated by five issues
dealing with the impact of fungi on timber quality:
1. The distribution of beech canker caused by Neonec-
tria ditissima has been surveyed in natural regenera-
tion. The naturally regenerating trees were significantly
more affected when grown under a diseased beech
shelterwood than under healthy trees. Forest stands of
lower altitudes were more affected than at higher al-
titudes. Correspondingly, disease incidence was more
than tripled in the warmer and dryer areas. Beech
canker was abundant in many plots of a large beech
provenance trial in Germany. Significant spatial cor-
relation was found between canker incidence in the
plantation and the distance to neighbouring diseased
shelterwood. The latter evidently served as a source
of inoculum. Wind dispersal zones were established
which had a stronger effect in disease dispersal than
the distance zones.
2. Five Picea abies stands in Baden-Württemberg were
green-pruned up to a tree height level of ca. 10 m. Six
years later the health of pruned trees and control trees
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Abgeleitet von der kumulativen, bisher unveröffentlichten
Habilitationsschrift der Fakultät für Forst- und Umweltwissen-
schaften, Universität Freiburg (M
etzler
2008).
Forstpathologische Beiträge zur Erhaltung der
Holzqualität bei stehendem und liegendem Holz
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B
erthold
M
etzler