M
etzler
: Forstpathologische Beiträge zur Erhaltung der Holzqualität
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In 83 der 111 untersuchten Bestände war Bu-
chenkrebs in der Naturverjüngung zu finden. Der
durchschnittliche Befallsgrad pro Bestand lag bei
4,8 %. Sieben Bestände aus fünf Forstbezirken,
repräsentiert mit insgesamt 60 Probekreisen,
wiesen einen Befall von über 20 % bis maximal
40,7% auf. 16 Bestände hatten weder Befall in der
Überschirmung noch in der Naturverjüngung.
Im Durchschnitt aller Probekreise in allen be-
teiligten Forstbezirken liegt der Befallsgrad mit
5,3 % im Vergleich mit Literaturangaben (P
er
-
rin
& V
ernier
1979, S
agheb
-T
alebi
1996) relativ
niedrig. Wirtschaftlicher Schaden ist bei einem
Befallsgrad von unter 10 % nicht zu erwarten, da
immer noch eine sehr große Zahl gesunder Bäu-
me für den Endbestand zur Verfügung steht. Bei
einem Befallsgrad von über 25 % dürfte jedoch
ein Risiko für den Endbestand bestehen. Dies ist
in unserer Untersuchung bei 5,2 % der Probe-
kreise und bei 4 der 111 Bestände der Fall.
Untersucht man den Befallsgrad differenziert
nach Altersstufen, erkennt man, dass die Buchen
auf den Probekreisen bis zu einem Alter von fünf
Jahren nur schwach (1,6 %) befallen waren. Der
maximale Befall liegt mit 8,9 % bzw. 7,3 % in den
beiden Altersstufen oberhalb 15 Jahren.
Eine Abhängigkeit des Befallsgrades in der Na-
turverjüngung von Überschirmung durch alle
vorhandenen Baumarten war nicht festzustellen.
Auch wenn man nur den Überschirmungsgrad
allein durch Altbuchen direkt über den Probekrei-
sen oder im 45°-Trichter berücksichtigt, ergibt
sich ebenfalls kein Zusammenhang zwischen
Überschirmungsintensität und Buchenkrebsbe-
fall in der Naturverjüngung.
379 Probekreise (47 %) hatten Kontakt mit in-
fiziertem Altholz direkt über dem Probekreis
oder innerhalb des 45°-Trichters. Hier war mit
durchschnittlich 8,2 % ein erhöhter Anteil infi-
zierter Naturverjüngung festzustellen. Diesen
Wert wiesen auch die 104 Probekreise auf, bei
denen der leichter zu diagnostizierende Klebast-
befall bei den Altbäumen vorlag. Dagegen sind
die Probekreise, die nur mit gesunden Bäumen
überschirmt waren, durchschnittlich nur zu 2,4 %
befallen. Diese Unterschiede sind bei einer Wahr-
scheinlichkeit von 99% signifikant.
Auf die Bedeutung der Erkrankung im Altholz-
schirm für die Übertragung der Krankheit hat
erstmals P
errin
(1981) hingewiesen. K
lein
(1997)
sieht in der langen Überschirmungszeit bei im
Femelverfahren verjüngten Beständen einen
wesentlichen Grund für eine Zunahme von Bu-
chenjungwüchsen mit Krebsbefall im Forstbezirk
St. Märgen. Flächen, die nach angesamter Ver-
jüngung rasch geräumt wurden, blieben gesund.
S
agheb
-T
alebi
(1996) fand ebenfalls den höch-
sten Befall am Rand von Femellöchern. Eine
besondere Bedeutung beim Übergang von der
Überschirmung zur Naturverjüngung schreiben
G
erwen
(1980) und P
errin
(1981) den Vorwüch-
sen zu, die nach ihrer Beobachtung besonders
oft verkrebst sind. Sie sind als Sporenquelle nä-
her an der übrigen Verjüngung und sind damit für
die Infektion von besonderer Bedeutung.
Mit der Beimischung anderer Baumarten in der
Überschirmung sinkt der Anteil der vom Krebs
befallenen Buchen in der Naturverjüngung um
über 40 %.
Wegen der ungleichen Verteilung der Altersstu-
fen auf die verschiedenen Höhenlagen wurden
für diese Auswertung nur die Probekreise mit
Naturverjüngung in einem Durchschnittsalter
zwischen 6-15 Jahren berücksichtigt. In der Hö-
henstufe 601-750 m ist der Befallsgrad am ge-
ringsten. In Höhenlagen unter 300 m N.N. ist mit
9,0 % signifikant häufiger Buchenkrebs festzu-
stellen als oberhalb 600 m.
Bei Buchen auf kalkbeeinflussten Standorten
zeigte sich, dass mit abnehmendem Ariditätsin-
dex der Befallsgrad zunimmt, so dass die wär-
meren und trockeneren, in geringerer Höhenlage
stockenden Bestände deutlich stärker betrof-
fen waren. Da mit Ausnahme der untersuchten
Flächen im Forstbezirk Schopfheim fast alle in
diese Studie einbezogenen Standorte kalkbe-
einflusst sind, wurde die Bedeutung der geolo-
gischen Gegebenheiten nicht weiter quantifiziert.
Bemerkenswert ist allerdings, dass gerade die
Schopfheimer Flächen (teils auf Granit, teils mit
Buntsandstein überlagert) die geringsten Befalls-
zahlen aufweisen.
2.4 Konsequenzen für den Waldbau
Für den waldbaulichen Umgang mit vom Buchen-
krebs befallenen Beständen wird ein abgestuftes
Vorgehen nach dem Befallsgrad in der Naturver-
jüngung vorgeschlagen:
1) Bei Befall bis 10 % der Stammzahl: Unbedenk-
licher Befall; es sind deshalb keine besonderen
Maßnahmen erforderlich.
2) Der Befall 11-25 % wird als Warnstufe ange-
sehen: Der Umfang des Befalls ist verstärkt zu
beobachten, Schlag- und Jungbestandspflege
sind zu intensivieren und kranke Vorwüchse zu
entfernen. Zu großzügiges Aushauen erkrank-
ter Jungbäume muss jedoch vermieden wer-
den. Dies würde die Ästigkeit der verbleibenden