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            andrias, 19
          
        
        
          (2012)
        
        
          gern und die evtl. je nach Baumart und Befallsort
        
        
          unterschiedlichen Baumreaktionen führen zu ei-
        
        
          ner hohen Vielfalt von Symptomen. Andererseits
        
        
          können auch unterschiedliche Schadfaktoren zu
        
        
          sehr ähnlichen Symptomen führen. Beispielswei-
        
        
          se wird in der Praxis oft die Stockfäule durch den
        
        
          Wurzelschwamm (Heterobasidion annosum s.l.)
        
        
          und die Wundfäule durch den Blutenden Schicht-
        
        
          pilz (Stereum sanguinolentum) verwechselt. Auch
        
        
          ähneln sich Überwallungsstrukturen an Buchen-
        
        
          rinde nach dem Befall durch den Kleinen Buchen-
        
        
          borkenkäfer Taphrorychus bicolor mit den Baum-
        
        
          reaktionen bei Buchenkrebs (Erreger: Neonectria
        
        
          ditissima). Bei Verwechslungen kommt es zu un-
        
        
          präzisen oder falschen Schlussfolgerungen.
        
        
          Ein weites Feld sind unspezifische Blatt- oder Na-
        
        
          delverluste, die oft zu Fehlinterpretationen Anlass
        
        
          geben, wenn keine näheren Untersuchungen ge-
        
        
          macht werden. Auch greifen Praxisversuche oft
        
        
          zu kurz, wenn wesentliche biotische oder abio-
        
        
          tische Einflussfaktoren ignoriert werden. Erfolg
        
        
          oder Misserfolg von Maßnahmen werden durch
        
        
          forstpathologische Begleitung besser erklärlich.
        
        
          Die möglichst präzise Erfassung der patholo-
        
        
          gischen Strukturen und die Art und Lokalisati-
        
        
          on der Defekte lassen meist erkennen, ob be-
        
        
          stimmte Symptome Teil des zu bearbeitenden
        
        
          Problems sind oder zufällig oder sekundär hin-
        
        
          zugekommen sind. Diese unter dem Einfluss von
        
        
          biotischen oder abiotischen Faktoren entstan-
        
        
          denen pathologischen Strukturen an Gehölzen
        
        
          sind sehr vielfältig und wurden umfassend von
        
        
          F
        
        
          ink
        
        
          (1999) analysiert und dargestellt.
        
        
          Der Symptombeschreibung muss die Identifi-
        
        
          zierung des Krankheitserregers folgen. Dies ge-
        
        
          schieht in der Regel anhand von Pilzfruchtkör-
        
        
          pern, lichtmikroskopisch, durch Isolierung und
        
        
          Hinzuziehung von mikrobiologischen Vergleichs-
        
        
          kulturen oder zunehmend auch durch molekular-
        
        
          biologische Techniken. Durch die Identifizierung
        
        
          des Erregers bis zur Art ist eine genauere Ein-
        
        
          schätzung des pathogenen Potentials möglich,
        
        
          ferner Angaben zum Wirtsspektrum, zum Infekti-
        
        
          onsort am Baum, zur Latenzzeit, zur Art der Ver-
        
        
          breitung, zu besonderen physiologischen Bedin-
        
        
          gungen und Fähigkeiten sowie zu spezifischen
        
        
          Wechselwirkungen mit anderen Organismen.
        
        
          Die vorgefundenen Organismen müssen als Er-
        
        
          reger identifiziert werden. In der klassischen Phy-
        
        
          topathologie erfolgt dies durch die Erfüllung der
        
        
          Koch’schen Postulate. Dies ist bei Bäumen relativ
        
        
          schwierig, weil die Infektionen oft an Bedingungen
        
        
          geknüpft sind, die teilweise während eines jahre-
        
        
          langen Prozesses zustande kommen und daher
        
        
          Abbildung 2. Forstpa-
        
        
          thologischeVorgehens-
        
        
          weise bei der Beratung
        
        
          der Forstpraxis.