274
andrias, 19
(2012)
anstelle von Cholesterin enthalten (s. Überblick
zum Thema z.B. in H
of
2003).
Somit stehen im Vergleich zur Unmenge an Anti
biotika gegen Bakterien eine vergleichsweise
geringe Anzahl an Antimykotika zur Behandlung
von systemischen Pilzinfektionen zur Verfügung.
Pilzinfektionen werden hauptsächlich von Candi
da spp. und Aspergillus spp. und in einigen Fällen
auch von Kryptokokken, bestimmten Zygomy-
zeten
1
, Fusarien und „Schwärzepilzen“ (Demati-
azeen) hervorgerufen. Sie werden sowohl für die
Therapie von manifesten Erkrankungen als auch
zur Prophylaxe benötigt (H
of
2011). Die Thera-
pie der Erreger von Haut- und Nagelmykosen
aus den Onygenales werden hier außer Betracht
gelassen.
2 Gruppen von Antimykotika
Im Prinzip gibt es nur drei Gruppen von Antimyko-
tika zur Behandlung von systemischen Mykosen
(Tabelle 1). Das 5-Fluorocytosin, welches in die
DNS-Synthese der Pilze eingreift, spielt nur eine
untergeordnete Rolle, da es nur noch bei ganz
wenigen Pilzinfektionen, z.B. einer Kryptokok-
keninfektion, indiziert ist. Darüber hinaus stehen
noch einige wenige andere Substanzgruppen
zur Behandlung von Dermatophyteninfektionen
zur Verfügung, die aber hier nicht berücksichtigt
werden.
In der Therapie von Pilzinfektionen von Pflanzen
sind noch weitere Substanzgruppen, z.B. die
Sordarine, im Einsatz. Viel wichtiger als diese
sind die Peptaibole oder Peptaibiotica aus Tri
choderma und anderen Pilzen für die biologische
Bekämpfung von Schadpilzen.
Die neuen Echinocandine (Abb. 1) sind eigent-
lich Naturprodukte. Viele verschiedene Schim-
melpilze bilden Pneumocandine, welche wegen
ihrer antimykotischen Wirkung den Produzenten
im Überlebenskampf gegen die Konkurrenz ei-
nen Vorteil verschaffen. In der pharmazeutischen
Industrie wurden diesem Grundgerüst diverse
Seitenketten angefügt, was die Wirkung noch
verstärkte, so dass sogar Schimmelpilze, wie
z.B. Aspergillen, attackiert werden können. Die-
se Substanzen sind nicht wasserlöslich und sind
somit nicht über den Intestinaltrakt resorbierbar
sondern nur mittels Lösungsvermittler als Infusi-
onslösung zu gebrauchen.
Die Polyene gehören in die große Gruppe der
Makrolide, d.h. sie sind gekennzeichnet durch
einen „großen Ring“ (Abb. 2).
Die große Gruppe der Imidazole wird heute fast
nur noch zur topischen Therapie verwendet. Die
neuen Triazole (Abb. 3) kann man von ihrer che-
mischen Struktur her in zwei Gruppen untertei-
len, nämlich solche mit einer kurzen und solche
mit einer langen Seitenkette.
3 Wirkmechanismen
Echinocandine
Die Echinocandine binden an das Enzym Glu-
cansynthase, welches in einer menschlichen
Zelle kein Pendant hat, weil nur in einer Pilzzelle
Glucan zum Aufbau der Zellwand verwendet wird.
Folglich gibt es keine Störungen der Physiologie
der menschlichen Zelle, d.h. die Verträglichkeit
ist sehr gut. Durch das Defizit an Glucan kommt
es zu einer Wachstumshemmung bei den Pil-
zen; da Hyphen von Schimmelpilzen meistens
nur an den Spitzen wachsen, kommt es nur dort
zu einer Störung. Dagegen ist das Wachstum
einer Sprosspilzzelle ringsum möglich, so dass
erhebliche Störungen der Stabilität der Zellwand
auftreten, was zum Tod der Pilzzelle führt. Die
Wirkung auf Schimmelpilze ist also im Prinzip
fungistatisch, aber auf Sprosspilze fungizid (H
of
2009).
Polyene
Nach Durchtritt durch die dicke Zellwand der
Pilze binden die Polyene an das Ergosterin in
Tabelle 1. Einige medizinisch relevante Antimykotika
Substanzgruppe Wirkstoffe
Wirkmecha-
nismus
Polyene
Amphotericin B Bindung an
Nystatin
Ergosterin
Azole
Clotrimazol
Hemmung der
Fluconazol
Produktion von
Itraconazol
Ergosterin
Fluconazol
Voriconazol
Posaconazol
Isavuconazol
Echinocandine Anidulafungin
Hemmung der
Caspofungin
Glucan-
Micafungin
synthese
1
Zygomyzeten werden jetzt den Mucoromyzeten zugeordnet
(vergleiche das System von H
ibbett
et al. 2007).