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andrias, 19
(2012)
Auricularia-Arten haben reif quer septierte, die
Arten der meisten übrigen Gattungen der Ord-
nung besitzen längs septierte Basidien (Meiospo-
rangien). Auf diese Tatsache wurde des öfteren
mit der Bemerkung verwiesen, dass Basidien-
morphologien hier und vielleicht auch in ande-
ren Verwandtschaften, für phylogenetische Sy-
stematik nicht verwendbar seien. Dabei wird die
Bandbreite morphologischer Differenzierungen
übersehen, die Übergänge zwischen unter-
schiedlichen Bauplänen herstellen. O
berwinkler
(1982) hat dies an Basidien der Gattung Pa-
touillardina gezeigt. – Die mikromorphologischen
Ähnlichkeiten einiger Arten der Gattungen Exidi-
opsis, Basidiodendron, Heterochaete, Myxarium
und Tremellodendropsis mit holobasidialen Taxa
der Aphyllophorales hat O
berwinkler
(1972)
dargestellt. – Die von B
andoni
et al. (1982) un-
tersuchten Vertreter „poroider Tremellaceae“,
Aporpium caryae, Protodaedalea japonica und
Protomerulius brasiliensis sind nach heutiger Sy-
stematik Auriculariales mit längs septierten Ba-
sidien. – Ab 1974 haben unsere mikromorpho-
logischen Studien, wann immer machbar, auch
Ultrastrukturuntersuchungen eingeschlossen. So
war für uns und unsere Kooperationspartner klar
geworden, dass die Unterscheidung Tremellales
/ Auriculariales am sichersten durch die unter-
schiedlichen Parenthesomtypen der Doliporen
getroffen werden kann. Es wurde dann auch
immer deutlicher, dass die meisten Tremellen
Mykoparasiten sind, die Haustorien und Hefe-
phasen besitzen, Merkmale, die bei Auriculari-
ales-Arten nicht vorkommen. – Resupinate Ver-
treter der Exidia- und Myxarium- Verwandtschaft
aus Costa Rica wurden von K
isimova
-H
orovitz
et
al. (1997b, 2000a, b) studiert. Sie haben Myxari-
um mesonucleatum und M. subsphaerosporum
als neue Arten beschrieben (K
isimova
-H
orovitz
et
al. 2000a). – W
eiss
& O
berwinkler
(2001) stell-
ten molekularphylogenetische Hypothesen zu
Auriculariales und verwandten Taxa vor, die auf
der Auswertung von Sequenzen der großen Un-
tereinheit der 28S rDNA basierten. Innerhalb der
Auriculariales unterschieden sie 5 Gruppen: (1)
Auricularia, Exidia, Exidiopsis, Heterochaete und
Eichleriella; (2) Bourdotia und Ductifera; (3) kugel-
sporige Basidiodendron-Arten; (4) Myxarium und
Hyaloria; (5) Protomerulius, Tremellodendropsis,
Heterochaetella und Protodontia. Diese Gruppen
können größtenteils durch mikromorphologische
Merkmale gestützt werden. Arten der Gruppe (1)
konnten mit ITS-Sequenzen inclusive den 5.8S
rDNA Genen so aufgelöst werden, dass Auricu-
laria-Arten monophyletisch clustern. – Zwei re-
supinate Arten mit apikal partiell längs septierten
Repetobasidien und stark angeschwollenen
Sterigmen haben C.-J. C
hen
& O
berwinkler
(in
C
hen
et al. 2002) als Heterorepetobasidium el-
lipsoideum und H. subglobosum aus Taiwan be-
schrieben. Nach mikromorphologischen Charak-
teristika schlossen die Autoren, dass diese Pilze
am besten bei den Auriculariales unterzubringen
wären. Die Eingruppierung in die Tulasnellales
erschien gleichermaßen sinnvoll. W
eiss
et al.
(2004a) listeten die Gattung unter Taxa incertae
sedis. Molekulare Daten fehlen bis jetzt.
Tulasnellales
(Tafel 7, Abb. 25)
Basidien von Tulasnella spp. (Wachskrustenpilz)
haben wir in unseren Lehrveranstsaltungen we-
gen ihrer höchst ungewöhnlichen Morphologie
immer wieder gezeigt und mikroskopieren las-
sen. Mehr Interesse wurde den sehr schwer un-
terscheidbaren, unscheinbar corticioid fruktifizie-
renden, „saproben“ Heterobasidiomyceten nicht
entgegen gebracht. Dies änderte sich schlagar-
tig mit dem Auffinden von Tulasnella-Arten als
mykorrhizierende Pilze. – Über die Zuordnung
von Tulasnella und verwandten Taxa zu höheren
taxonomischen Einheiten besteht derzeit kein
Konsens. Wir bevorzugen eine von den Cantha-
rellales getrennte, eigene Ordnung. – B
andoni
& O
berwinkler
(1982) haben die neue Gattung
Stilbotulasnella vorgeschlagen, die durch eine
stilboide Nebenfruchtform, hefeartige Keimung
von Konidien und Basidiosporen sowie Dolipo-
ren ohne Parenthesome charakterisiert wird. –
Für einen Pilz aus Taiwan hat O
berwinkler
eine
neue Gattung, Heteroacanthella, eingeführt, in
die O
berwinkler
& L
anger
die Art H. variabilis
stellten (O
berwinkler
et al. 1990d). Auch Platy-
gloea acanthophysa wurde von O
berwinkler
in
Heteroacanthella transferiert. Basidien mit sta-
chelartigen Auswüchsen (Acanthobasidien) und
Acanthophysen, Sporen mit Sekundärsporen-
bildung und Doliporen mit kontinuierlichen Pa-
renthesomen kommen in beiden Arten vor, sind
somit für die Gattung charakteristisch. – Ein in
Termitenbauten in Sambia vorkommender Pilz
wurde von O
berwinkler
& R
yvarden
(1990a) als
eine monotypische Gattung, Monosporonella
termitophila, beschrieben und illustriert. Die Art
hat einsterigmige Basidien, die gelegentlich re-
petieren. Basidiosporen keimen mit Sekundär-
sporen und Doliporen besitzen kontinuierliche
Parenthesome. – Das heterotrophe Lebermoos
Cryptothallus mirabilis konnte als epiparasitisch