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O
berwinkler
: Mykologie am Lehrstuhl der Universität Tübingen 1974-2011
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synonymisiert, diese Gattung aber auf die war-
zigsporigen Arten beschränkt. In molekular be-
gründeten Dendrogrammen repräsentieren die
Phlebiellen eine eigene Gruppe.
Phallales, Stinkmorchel-Verwandtschaft
(Tafel 9, Abb. 28)
Unter Anmerkungen zur Evolution und Systema-
tik der Basidiomyceten hat O
berwinkler
(1985)
auch die Entstehung von gastroiden Sippen
(Bauchpilzen) behandelt. Gestielte Phallales
wurden in vormolekularer Zeit hinsichtlich zuneh-
mender Differenzierungen ihrer Fruchtkörperhüte
und Hymenien interpretiert.
Hymenochaetales, Borstenscheiben,
Feuerschwamm- und Schillerporlings-
Verwandtschaft
(Tafel 8, Abb. 29)
Die Ordnung wurde von O
berwinkler
(1977a),
basierend auf mikromorphologischen Merkma-
len und demPigmentchemismus, vorgeschlagen.
Die so definierten Hymenochaetales beinhal-
teten u.a. die Gattungen Hymenochaete (Bor-
stenscheibe), Inonotus (Schillerporling), Phelli-
nus (Feuerschwamm) und Cyclomyces. – In der
molekularphylogenetischen Ära wurde dieses
Konzept so stark erweitert, dass der Umfang der
Hymenochaetales nur noch als molekulare Hy-
pothese zu verstehen ist. Einige der neuerdings
hierher gestellten Taxa, die von uns bearbeitet
wurden, sollen erwähnt werden. – Sphaerobasi-
dium wurde als neue Gattung von O
berwinkler
(1965) eingeführt. Sie erscheint auch mikromor-
phologisch nah verwandt mit Repetobasidium.
Den damals bekannten Arten hat O
berwinkler
(1965) die neue Art R. erikssonii hinzugefügt.
Aus Taiwan beschrieben und illustrierten O
ber
-
winkler
&T
schen
(1989) R. intermedium. In mole-
kularen Phylogrammen stehen Repetobasidium
und Sphaerobasidium in den Tubulicrinaceae.
– Die damals bekannten Tubulicrinis-Arten hat
O
berwinkler
(1966) beschrieben und illustriert
und die Gattung gegenüber Tubulicium, Dacry-
obolus sudans und Hyphodontia abgegrenzt. –
Aus Taiwan wurde von E. L
anger
(in L
anger
et al.
1992) Hyphodontia serpentiformis beschrieben.
Arten der Gattungen Hyphoderma, Hyphodon-
tia, Hypochnicium und Schizopora wurden von
L
anger
& O
berwinkler
(1993) licht- und trans-
missionselektronenmikroskopisch untersucht.
Sie fanden Doliporen mit kontinuierlichen Paren-
thesomen bei Arten von Hyphodontia und Schi-
zopora. Dagegen konnten für Hyphoderma- und
Hypochnicium-Arten Doliporen mit perforierten
Parenthesomen nachgewiesen werden. Die
Gattung Hyphodontia wurde durch E. L
anger
(1994) monographiert. Inklusive Hyphodontiella,
Schizopora und Echinoporia hat L
anger
60 Ar-
ten untersucht, Hyphodontia adhaerispora neu
beschrieben und sieben gültig veröffentlichte
Hyphodontia-Arten und eine Schizopora-Spe-
zies nicht akzeptiert. Die charakterisierbaren
Merkmale wurden kladistisch ausgewertet und
für phylogenetische Hypothesen verwendet,
die behandelten Arten wurden geschlüsselt.
L
anger
et al. (1996) hatten vorgeschlagen, Hy-
phodontia als nomen conservandum gegenüber
Schizopora und Xylodon zu schützen. Moleku-
larphylogenetische Hypothesen zur Phylogenie
von Hyphodontia und Schizopora sowie von
verwandten Aphyllophorales wurden von L
anger
(1998) entwickelt. Schizopora muss in Hypho-
dontia einbezogen werden. Letztere erwies sich
als nicht monophyletisch. Aus dem Bayerischen
Wald hat E. L
anger
(2000) Schizopora bresins-
kyi beschrieben und im Changbai Shan konnten
L
anger
& D
ai
(1998) Hyphodontia syringae ent-
decken.
Polyporales, Porlinge und Verwandte
(Abb. 30)
Diese Ordnung von G
äumann
, der in diese Ord-
nung Sippen mit poroidem Hymenophor (Frucht-
trägerschicht) stellte, wurde von O
berwinkler
(1977a) wieder aufgegriffen und nach mikromor-
phologischen Merkmalen charakterisiert. Dem-
entsprechend wurde sie durch Sippen mit cor-
ticioiden (Epithele) und stereoiden (Mycobonia)
über polyporoide Vertreter bis zu agaricoiden
(Lentinus) und gastroiden (Lentodium) Sippen
erweitert. – S
auter
(1978) hat im Rahmen seiner
Dissertation an 12 Polyporaceen, an Epithele
typhae und an Lentinus tigrinus vergleichend
morphologische, licht- und rasterelektronen-
mikroskopische Untersuchungen durchgeführt
und, soweit machbar, die Arten unter Kulturbe-
dingungen studiert. – An Phlebiopsis gigantea
wurden die genetische Variabilität, die phylo-
genetische Position und das antagonistische
Verhalten gegenüber dem Wurzelschwamm
Heterobasidion annosum, einem bedeutenden
Forstschädling, von F
roböse
(1998) untersucht.
Es konnten molekulare Unterschiede der Phle-
biopsis-Stämme gefunden werden. Von Picea
abies isolierte Stämme zeigten für den Einsatz
gegen Heterobasidion günstigere Eigenschaften
als die von Pinus sylvestris stammenden Isolate.
Die Berechtigung der Gattung Phlebiopsis wur-
1...,55,56,57,58,59,60,61,62,63,64 66,67,68,69,70,71,72,73,74,75,...376
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