O
berwinkler
: Mykologie am Lehrstuhl der Universität Tübingen 1974-2011
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konnte drei neue Arten der Gattung Flagelloscy-
pha (A
gerer
1980a) und die neuen Gattungen
Deigloria (A
gerer
1980b) und Cyphellocalathus
(A
gerer
1981) beschreiben. Für Paraguay hat
A
gerer
(1982) Deigloria paraguayensis nach-
gewiesen. Studien zur Sippenstruktur der Gat-
tung Cyphellopsis haben A
gerer
et al. (1980)
durchgeführt. – Die Gattung Flagelloscypha
wurde von A
gerer
(1975) monographiert und
eine neue Gattung cyphelloider Pilze, Cephalo-
scypha, vorgeschlagen. – Zu cyphelloiden Pil-
zen aus den Gattungen Cyphellopsis, Lachnella
und Halocyphina sollen nach molekular begrün-
deten Phylogenien auch die marinen Arten Nia
vibrissa (ein Bauchpilz) und Digitatispora mari-
na gehören. Letztere Art wurde wegen der un-
gewöhnlichen Basidien- und Sporenmorpholo-
gie von O
berwinkler
(1982) in einer Arbeit über
Meiosporangien der Basidiomyceten berück-
sichtigt und zellulär illustriert.
Physalacriaceae (Armillariaceae) Familie der
Hallimaschpilze und Verwandte
(Abb. 40)
Aus Strobilurus tenacellus (Kiefernzapfen-Na-
gelschwamm) haben S
chramm
et al. (1978) die
antifungisch wirkenden Strobilurine A und B iso-
liert und charakterisiert. Strobilurine haben in der
praktischen Anwendung als Fungizide eine be-
achtliche wirtschaftliche Bedeutung erlangt.
Marasmiaceae, Schwindlinge und Verwandte
(Abb. 41)
Den auf Tannen spezialisierten cyphelloiden Pilz
Cyphella digitalis hat A
gerer
(1976) dargestellt.
Es ist die Typusart der Gattung. Friesula platensis
wurde von O
berwinkler
(1985) lichtmikroskopisch
untersucht. Die gastroiden Basidien können als
Anpassung an zeitweise Überflutungen im Mün-
dungsgebiet des Rio de la Plata, wo diese Art
vorkommt, verstanden werden. Die kugelzellige
Hutoberfläche erinnert an sehr ähnliche Struk-
turen von Marasmius-Arten. Molekular ist die
Art bisher nicht untersucht. – Die Gattung Amy-
loflagellula in Westafrika haben A
gerer
& B
oidin
(1981) behandelt. – Antibiotika aus Arten der Gat-
tungen Crinipellis (Zitzen-Haarschwindling), Fla-
gelloscypha, Halocyphina, Lachnella, Marasmius
(Schwindlinge) und Pleurotellus (Zwergseitlinge)
hat K
upka
(1979) in ihrer Dissertation bearbeitet.
Halocyphina villosa wurde von O
berwinkler
1978
an der Mündung des Rio Atrato in Kolumbien ge-
sammelt. Ein neuartiges Antibiotikum, Crinipellin,
wurde von K
upka
et al. (1979) aus Crinipellis stipi-
taria isoliert und charakterisiert.
Amanitaceae, Knollenblätterpilze, Wulstlinge
und Verwandte
(Tafel 13, Abb. 42)
Markantes Merkmal vieler Arten dieser Blätter-
pilzfamilie ist das Universalvelum, das häufig in
Abbildung 41. Der Halsband-
Schwindling, Marasmius rotula,
die Typusart der Gattung, Burg-
walden 22.8.1970. a) Fruchtkör-
per, Messbalken 1 cm.
b) Schnitt durch eine Huthälfte
mit Lamellen- und Stielansatz
zur Verdeutlichung der Kragen-
bildung. Messbalken 1 mm.
c) Stielhyphen, Außenseite links.
d) Hutausschnitt mit blasigen
und bewarzten Endzellen.
e) Subhymenium und Hyme-
nium mit unterschiedlich reifen
Basidien und Basidiosporen.
f) Lamellenschneiden mit Chei-
locystiden, die den Huthaut-
Endzellen entsprechen.
c)-f) Messbalken 20 µm,