G
regor
:
Carex-muricata-
Gruppe
81
als eine morphologisch zwischen
Carex divulsa
und
C. polyphylla
vermittelnde Sippe.
3.8
Carex muricata
subsp.
cesanensis
und
Carex nordica
In Rahmen einer Revision der Sektion Phaesto-
glochin in Europa durch eine Arbeitsgruppe der
Universität León wurden einige neue Sippen be-
schrieben (
M
olina
et al. 2008a, b). Zwei der Sip-
pen könnten unseren Bereich betreffen:
Carex
muricata
subsp.
cesanensis
M
olina
G
onz
., A
cedo
& L
lamas
wird von der Nominatunterart durch län-
gere Schläuche und einen nicht deutlich abge-
setzten Schnabel unterschieden. Die Sippe soll
im Alpenraum ab einer Höhe von 850 m ü. NN
vorkommen. Die Verbreitungskarte schließt den
größten Teil von Baden-Württemberg ein, was im
Widerspruch zu der Angabe über die Höhenver-
breitung steht.
Carex nordica
M
olina
G
onz
., A
ce
-
do
& L
lamas
wird von
C. polyphylla
durch kleinere
(4-4,75 statt 4,5-5,5 mm), geflügelte Schläuche
und braune (statt durchsichtige bis goldgelbe)
Spelzen der weiblichen Blüten unterschieden.
Die Art soll in Mitteleuropa zerstreut vorkommen.
Gesehene Belege aus den Herbarien in London
(BM) und Wien (W) wurden als
Carex polyphyl-
la
, in einem Fall auch als
C. muricata
, revidiert.
Die Länge der durchweg recht kurzen Schläu-
che wird noch als zur Variationsbreite von
Carex
polyphylla
gehörig gerechnet. Unterschiede in
der Flügelung der Schläuche und der Farbe der
Spelzen konnten nicht bestätigt werden.
4 Hybriden
Meldungen zu Hybriden innerhalb der
Carex-mu-
ricata-
Gruppe sind selten.
D
avid
& K
elcey
(1985)
berichten von teilweise sterilen, morphologisch
intermediären Pflanzen zwischen
Carex divulsa
und
C. polyphylla
(als
C. d.
subsp.
leersii
) in East
Anglia/England, bei denen es sich um Hybriden
handeln könnte.
O’M
ahony
(2004) berichtet von
etlichen Vorkommen von
Carex divulsa
×
pairae
in Südirland.
F
ocke
(1881) erwähnt die Hybride
Carex divulsa
(als
C. virens
) ×
spicata
(als
C.
contigua
) unter Berufung auf
H
aussknecht
für
die Umgebung von Pyrmont. Hybriden zwischen
Arten der
Carex-muricata-
Gruppe und anderen
Carex-
Arten sind dagegen bekannt. Häufiger
kommen
Carex divulsa
×
otrubae
,
C. divulsa
×
remota
,
C. otrubae
×
spicata
und
C. echinata
× spicata
vor (
J
ermy
&
S
impson
2007,
K
oopman
2011). Der Verdacht liegt nahe, dass Hybriden in-
nerhalb der
Carex-muricata-
Gruppe vorkommen,
diese aber nicht – wie bei
Carex
üblich – weitge-
hend steril bleiben und daher unerkannt bleiben.
Dies könnte das gelegentliche Vorkommen von
morphologisch zwischen einzelnen
Carex-mu-
ricata
-Sippen vermittelnden Pflanzen erklären.
Die bisher ermittelten Chromsomenzahlen der
einzelnen Arten liegen bei (56) 58 (60) (
D
avid
&
K
elcey
1985) und dürften kein Hindernis für Hy-
bridisierungen darstellen.
Aus dem Untersuchungsgebiet wurden wenige
Belege gefunden, bei denen es sich um Hybri-
den zwischen
Carex spicata
und anderen Arten
der
Carex-muricata-
Gruppe handeln könnte: Ba-
den-Württemberg: Alb-Donau-Kreis: Neipperg,
schattige Wälder. 6.1892. Allmendingen (STU).
Landkreis SchwäbischHall: Wiesenweg bei Lau-
fen. 16.5.1971. O. Sebald 4117 (STU). Zollern
albkreis: [7719SW] am Schafberg. 1.7.1933. [J.
P
lankenhorn
] (STU). Hessen: Landkreis Darm-
stadt-Dieburg: Neunkirchen SW, Westergiebel,
Nordhang, Feldweg. 28.5.1988. E.
S
chubert
55/88 (Herb. E.
S
chubert
).
Danksagung
Den Kustoden und Kustodinnen der Herbarien in Bad
Dürkheim (POLL), Berlin (B), Frankfurt am Main (FR),
Karlsruhe (KA), München (M), Prag (PR), Strasbourg
(STR), Stuttgart (STU) und Tübingen (TUB) danke ich
für die freundliche Aufnahme bei meinen Herbarbe-
suchen. Die Herbarien in Görlitz (GLM), Leipzig (LZ),
Linz (LI), London (BW), Tübingen (TÜB), Wien (W) und
Würzburg (WB) sandten mir Belege zur Revision.
B
ri
-
gitte
und
J
ürgen
A
dler
,
N
ils
B
öhling
,
T
homas
B
reunig
,
G
erold
H
ügin
,
F
ranco
K
ämmer
,
A
ndreas
K
leinsteuber
,
W
alter
L
ang
,
L
enz
M
eierott
,
W
alter
P
lieninger
und
H
ans
R
eichert
stellten mir Belege aus ihren Privat
herbarien zur Verfügung. Gemeinsam mit
K
arl
P
eter
B
uttler
revidierte ich 2007 Belege der
Carex-muricata-
Gruppe im Herbarium
H
aussknecht
(JE).
N
ils
B
öhling
gab mir Informationen zur Ökologie von
Carex divulsa
.
Die Erstellung der Karten wurde von
J
ohannes
S
chach
übernommen.
C
ornelia
D
ilger
-E
ndrulat
half mir bei der
Zuordnung von Ortsangaben aus demTübinger Herba-
rium.
R
ainer
D
öring
fertigte Scans von Belegen an.
A
na
M
olina
gab mir Auskünfte zu einzelnen Sippen. Für die
nomenklatorische Bewertung der Namen
Carex cha-
bertii
und
Carex durieui
danke ich
J
i
ř
í
D
anihelka
(Brünn)
und
J
ohn
W
iersema
(Beltsville, US/Maryland).
T
homas
B
reunig
, S
iegfried
D
emuth
, J
acob
K
oopman
und
D
ieter
K
orneck
danke ich für kritisches Lesen des Textes.