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Carolinea 72

(2014)

standorten und Grünland. Obwohl Waldbereiche

eindeutig den Schwerpunkt des Vorkommens

darstellen, kann die Pflanze auch, offenbar in

größerem Maße als

Carex muricata

, Offenland-

standorte der Kulturlandschaft besiedeln.

3.6

Carex spicata

H

uds

. – Dichtährige Segge

(Karte 5, Abb. 11 und 12)

Als einzige Sippe der

Carex-muricata-

Gruppe

kann

C. spicata

auch ohne Blütenstände durch

die spitzbogigen Blatthäutchen und die zumin-

dest teilweise auf der Innenseite violetten Wur-

zeln erkannt werden. Die Früchte sind durch ihr

grundständiges Schwammparenchym charakte-

ristisch. Trotzdem war ein nicht unerheblicher An-

teil (etwa 20 %) der ca. 350 registrierten Belege

falsch bestimmt.

Die Verbreitung der Dichtährigen Segge im Un-

tersuchungsgebiet ist auffallend gleichmäßig, nur

Hochlagen und basenarme Böden werden kaum

besiedelt. Im Siedlungsbereich ist die Pflanze

aber auch in diesen Gebieten zu erwarten. Die

Verbreitungskarte zeigt Sammelschwerpunkte

um Städte.

Die standörtlichen Angaben auf Scheden zei-

gen die Unempfindlichkeit der Pflanze gegen­

über Tritt. Weg- und Straßenränder stellen häufig

genannte Sammelorte dar. Auch Grünlandnut-

zung wird toleriert. Die Unempfindlichkeit ge-

genüber Tritt macht die Dichtährige Segge zu

einem erfolgreichen Bewohner von Siedlungen.

Die Pflanze wird auch regelmäßig aus Wäldern

genannt; aber wie bei den anderen Arten dürf-

ten die Wuchsorte zumeist Waldwegränder und

höchstens ausnahmsweise die Wälder selbst ge-

wesen sein.

3.7 Was ist

Carex chabertii

F. W. S

chultz

?

Nur eine sehr geringe Zahl von Belegen aus

dem Untersuchungsgebiet war als

Carex cha-

bertii

bestimmt. Dies ist bemerkenswert, da die

Sippe von dem in Weißenburg ansässigen F. W.

S

chultz

beschrieben wurde und 2 der 4 im Proto-

log genannten Fundorte im Saarland knapp au-

ßerhalb des Gebietes liegen. Nach dem Protolog

(

S

chultz

1871) unterscheidet sich

Carex cha-

bertii

(„

Chaberti

“) von

C. divulsa

durch (1) einen

deutlich kürzeren Blütenstand, (2) nur unterwärts

deutlich voneinander abgesetzte Ähren sowie

(3) deutlich längere Schläuche von (4) eher el-

liptischer Form.

S

chultz

verstand

Carex chabertii

als Ersatznamen für seine 1870 ohne Beschrei-

bung publizierte

Carex duriaei

, scheinbar ein

überflüssiger Name für

Carex virens

L

am

.

S

chultz

(1871), schloss aber den Typus von

Carex virens

aus, indem er „C. virens Lam. teste Degland“ un-

ter den Synonymen von

Carex divulsa

nennt.

Im Protolog werden vier Fundorte genannt: (1)

auf der Vogesias bei Saarbrücken, (2) zwischen

Kirkel und Würzbach, (3) St. Vallier im Départe-

ment de Drôme und (4) Pyrenäen [Bagnères-de-

Luchon nach

D

urieu

de

M

aisoneuve

1859]. Leider

ist es bisher nicht gelungen, von

S

chultz

gese-

henes Material zu finden. Die Sammlung von F.

W.

S

chultz

ging 1876 an J.

S

criba

(

S

criba

1877),

um „sie der Wissenschaft zu erhalten“. Dies miss-

Abbildung 11. Auf

Scheden ausgewiesene

Standorte von

Carex

spicata

(n = 196), zu

ökologischen Gruppen

zusammengefasst.