G
regor
:
Carex-muricata-
Gruppe
75
Carex muricata
und
C. polyphylla
enthalten. Kurze
Zeit später, die Arbeit trägt das Datum „septembre
1868“, veröffentlichte
S
chultz
(1868b) eine aus-
führliche Beschreibung der neuen Sippe.
Dass
Carex muricata
und
Carex pairae
noch in
Florenwerken der 1960er Jahre vereinigt wurden,
zeigt die große Ähnlichkeit der beiden Sippen, die
auf Grund der unterschiedlichen geographischen
Verbreitungsschwerpunkte teilweise auch als
Unterarten angesehen werden. Da beide Sippen
aber großflächig gemeinsam vorkommen, wird
hier eine Unterscheidung auf Artniveau bevor-
zugt. Auf Unterschiede wurde bereits unter
Ca-
rex muricata
eingegangen. Typisch entwickelte
Exemplare mit reifen Früchten sind unverkenn-
bar: Die Spelzen (Tragblätter) sind hell, relativ
lang und kontrastieren mit den dunkelbraunen
Früchten. Zu Beginn der Fruchtreife fehlt dieser
Kontrast: Spelzen und Früchte sind dann einfar-
big. Gelegentlich finden sich aber auch Pflanzen
mit bräunlichen Spelzen der weiblichen Blüten.
Im Spessart scheint dies häufiger zu sein. In
diesen Fällen lässt sich durch die relative Länge
der Spelzen zur Frucht und durch die absolute
Fruchtlänge eine Bestimmung durchführen. Es
verbleiben aber Zweifelsfälle, und Fehlanspra-
chen sind ohne Gartenkultur fraglicher Pflanzen
schwer zu vermeiden.
Die Hauptverbreitung liegt auf basenarmen
Sandböden des Pfälzer Waldes (siehe auch
L
ang
& W
olf
2011) und der Oberrheinebene. Beson-
ders häufig wurde die Pflanze aus dem Karlsru-
her Raum belegt. Belege liegen aber auch aus
Odenwald, Schwarzwald und Spessart vor. Im
Ostteil des Gebietes außerhalb des Spessarts
fehlt die Pflanze weitgehend. Kalkgebiete bleiben
generell unbesiedelt. Angaben zu den Habitaten
auf den Herbarbelegen zeigen, dass für
Carex
pairae
der Schwerpunkt ihres Vorkommens nicht
in Wäldern, sondern in Saumbiotopen liegt. Auch
in Grünland und Ruderalflächen wurde die Pflan-
ze mehrfach gesammelt.
3.5
Carex polyphylla
K
ar
. & K
ir
. –
Leers‘ Segge
(Karte 4, Abb. 9 und 10)
Über die Anwendung des Namens
C. polyphylla
bestehen deutlich unterschiedliche Meinungen.
Nach
D
avid
& C
hater
(1977) „corresponds [ihr
Lectotypus] in every respect with
C. leersiana
R
auschert
1
“. Dieser Meinung wird hier gefolgt.
Der in Moskau (MW) aufbewahrte Beleg wurde
„in sylvaticis ad torrentem Tscheharak-Assu,
circa montes Tarbagatai“ in Ost-Kasachstan ge-
sammelt.
M
olina
et al. (2008a) sind dagegen der
Meinung, dass der Typus nicht einmal zu Sek-
tion Phaestoglochin, was in etwa gleichbedeu-
tend mit der
Carex-muricata-
Gruppe ist, gehört.
Schließt man sich der Ansicht der Arbeitsgruppe
um
A
na
M
olina
an, so steht mit
Carex leersii
F. W.
S
chultz
für die Sippe wiederum ein Name aus
dem Untersuchungsgebiet zur Verfügung, nach-
dem dieser Name gegenüber dem älteren Ho-
monym
Carex leersii
W
illd
. sowie
Carex chaber-
tii
F. W.
S
chultz
konserviert wurde (
M
olina
et al.
2008c,
B
rummitt
2010). Von
M
olina
et al. (2008c)
wurde für
Carex leersii
F. W.
S
chultz
ein Typus
bestimmt, ein Exemplar in Berlin (B) des Exsik-
katenwerks „
S
chultz
&
W
inter
, Herb. Normale
Phanerog., ser. 2: No. 173“. Die von
L
oos
(1996)
befürwortete Anwendung des Namens
Carex
guestfalica
B
oenn
. ex
O. F. L
ang
für Leers‘ Segge
ist nach
B
uttler
(2006) nicht möglich, da
Carex
guestfalica
ein Synonym zu
C. divulsa
ist.
Die Bestimmung von
Carex polyphylla
ist meist
problemlos. Die verhältnismäßig langen, ellip-
tischen Früchte – ohne schwammartiges Ge-
webe am Grund – unterscheiden sie von den
anderen Arten der Gruppe. Auffällig ist zumeist
auch der deutlich unterbrochene Blütenstand
mit spreizenden Früchten. Probleme bestehen
bei Schattenpflanzen, die sich soweit
C. divulsa
annähern, dass sie von dieser „nicht zu unter-
scheiden sind oder Übergänge zu dieser Art dar-
zustellen scheinen“ (
L
oos
1996).
L
oos
empfiehlt
derartige Pflanzen in Kultur zu nehmen. Exem-
plare mit gedrängten Ähren werden gelegentlich
mit
Carex muricata
verwechselt, insbesondere
bei dunkler Spelzenfärbung.
Die Verbreitung von
Carex polyphylla
in Baden-
Württemberg wurde bereits von
S
ebald
(1993)
dargestellt. Danach konzentrieren sich die Funde
im Neckargebiet, Alpenvorland sowie im süd-
lichen Oberrheingebiet. Auffällig ist das Fehlen
der Pflanze auf der Schwäbischen Alb. In der
Pfalz wurden die meisten Belege aus dem Saar-
Nahe-Berg- und Hügelland ermittelt, was mit den
Angaben bei
L
ang
&W
olff
(2011) übereinstimmt.
Die Pflanze stellt gewisse Ansprüche an den Ba-
sengehalt des Bodens. Sie meidet die von Bund-
sandstein geprägten Mittelgebirge Pfälzer Wald
und Odenwald, aber auch Kalkgebiete wie die
Schwäbische Alb.
Carex polyphylla
hat nach den
Angaben auf Herbarscheden eine deutliche Bin-
dung an Saumstandorte, besonders Waldsäume.
Etwa 10 % der Funde stammen von Ruderal-