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Die Arten
Thelomma ocellatum
tritt in Deutschland nur
steril auf und war im außeralpinen Mitteleuro-
pa lange Zeit lediglich von hochmontanen und
subalpinen Lagen nachgewiesen. In der jüngs-
ten Vergangenheit wurden jedoch zahlreiche
Vorkommen aus tieferen Lagen verschiedenster
Teile Deutschlands bekannt, vergl. z.B. W
IRTH
(1981), J
ACOBSEN
& E
RNST
(1987), C
EZANNE
et al.
(2002). Nach eigenen Beobachtungen dürfte
Thelomma ocellatum
inzwischen in kaum einem
deutschen Mittelgebirge fehlen; stellenweise
kommt sie sogar bereits in der kollinen Stufe vor
(z.B. hessische Untermainebene).
Im Untersuchungsgebiet wurde
Thelomma ocel-
latum
in Höhenlagen von 190–520 m angetroffen
– immer auf Weide- bzw. Zaunpfosten und zwar
bevorzugt auf Holzstirnflächen siedelnd. Interes-
santerweise wurde die Art jedoch nur im Nord-
westen und vereinzelt im Nordosten des Ge-
bietes beobachtet. Möglicherweise spiegelt die
Verbreitungskarte den momentanen Stand der
Einwanderung in den Odenwald wider. Es bleibt
abzuwarten, ob sich die derzeit festzustellende
Ausbreitungstendenz in der Zukunft fortsetzt.
Thelopsis rubella
Nyl.
Rötliche Goldzitzenflechte F 1 1
4
Î
L: K
OERBER
1855: S. 333, Z
WACKH
-H
OLZHAUSEN
1862: Nr. 309, B
AUSCH
1869: Nr. 472, Z
WACKH
-
H
OLZHAUSEN
1883: Nr. 539, B
ERTSCH
1964:
Nr. 1162, W
IRTH
1980, W
IRTH
1995b: Abb.
H: 6518-3: Heidelberg, an Buche, Z
WACKH
, Bayrh.
442 (WIES) – Heidelberg, rarius an
Fagus
,
1850, Z
WACKH
50 (WIES) – An bejahrten Bu-
chen bei Heidelberg, A
HLES
, Hepp 707 (KR,
WIES) – Heidelberg, A
HLES
, Z
WACKH
(KR, 2
Belege)
V: s. selten (BW) – am Stamm von sehr alten Ei-
chen, s. selten an Spitzahorn
Im Odenwald ist diese charakteristische Krus-
tenflechte alter Laubbäume vom Aussterben
bedroht. Die Art wurde aktuell nur viermal im Un-
tersuchungsgebiet angetroffen. Es handelt sich
in der Regel um sehr alte Eichen – Wuchsorte,
deren Fortbestand heutzutage infolge fehlender
waldbaulicher Kontinuität nicht gewährleistet ist.
Der Wandel der Bestandssituation von
Thelopsis
rubella
im Odenwald stellt sich besonders dras-
tisch dar, wenn man die Fundortangaben von
Z
WACKH
-H
OLZHAUSEN
(1883) aus dem 19. Jahr-
hundert zum Vergleich zitiert: „An Buchen bei
der Brunnenstube, bei Ziegelhausen, auf dem
Königstuhle; an Eichen bei der Hochstrasse
und hinter dem Stifte; an
Pop
[
ulus
]
ital
[
icus
] im
Stiftsgarten; an Linden im Stückgarten; an
Sor-
bus
beim Neuhofe; an Kastanien über Neuen-
heim und im Mühlthale bei Handschuhsheim”.
Hier werden neben diversen Lokalitäten in der
Umgebung von Heidelberg sechs verschiedene
Phorophyten genannt.
F: 6518-4: Sandsteinbruch an der Neckarhalde
so von Ziegelhausen, 200 m, 15.04.1992,
4HELOMMA OCELLATUM
4HELOPSIS RUBELLA
1...,411,412,413,414,415,416,417,418,419,420 422,423,424,425,426,427,428,429,430,431,...532