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Auswertung
zu einem Verschwinden besagter Arten in die-
sem Gebietsteil geführt haben.
Neben demArtenschutz verfolgt die Europäische
Union mittels des Schutzgebietssystems NATU-
RA 2000 auch den Schutz bestimmter Lebens-
räume von gemeinschaftlichem Interesse. Unter
den im Anhang I der FFH-Richtlinie gelisteten
Lebensraumtypen gibt es auch mehrere, die
durch Flechtenarten charakterisiert und in ihrem
Wert maßgeblich bestimmt werden. Hierzu zäh-
len im Untersuchungsgebiet Felsen, Blockmeere
und Schutthalden, Zwergstrauchheiden sowie
Magerrasen.
In den letzten Jahren ist der Artenschutz nicht
zuletzt durch die FFH-Richtlinie bei Planungs-
vorhaben in den Fokus gerückt. Hierzu trägt
auch die
Bundesartenschutzverordnung
(BArtSchV) bei, in der Flechtenarten als „be-
sonders geschützte Arten“ (z.B.
Anaptychia ci-
liaris
,
Bryoria
spp.,
Cetraria
spp.,
Evernia
spp.,
Parmelia
s.l. spp.,
Ramalina
spp.,
Usnea
spp.)
oder – im Falle von
Lobaria pulmonaria
– als
„streng geschützte Art“ ausgewiesen werden.
Um den artenschutzrechtlichen Vorschriften zu
entsprechen, sind bei bestimmten Planungsver-
fahren die Vorkommen besonders und streng
geschützter Tier- und Pflanzenarten sowie ihre
Lebensstätten bzw. Wuchsorte zu berücksichti-
gen.
Der Odenwald ist ein waldreiches Mittelgebirge.
Waldanteile von 70–80 % je Messtischblatt sind
im Sandstein-Odenwald keine Seltenheit; ledig-
lich zum südöstlich angrenzenden Bauland hin
nimmt der Anteil der mit Wald bestandenen Flä-
che ab. Im Vorderen Odenwald sind demgegen-
über zumeist nur 40–50 % eines Messtischblat-
tes mit Wald bestockt.
Trotz der beträchtlichen Waldfläche gibt es nur
sehr wenige, zumeist kleinflächige Bestände al-
ter Wälder. Viele Organismen (v.a. Tiere, Pilze)
sind in ihrer Existenz auf alte Wälder bzw. Wälder
mit zumindest einzelnen alten Baumindividuen
angewiesen. Entsprechende Waldbestände sind
daher wichtige Zielobjekte des Naturschutzes.
Auch unter den Flechten gibt es eine größere
Zahl von Arten, die als
Zeiger für alte Wälder
bzw. Bestände mit alten Bäumen gelten. Insge-
samt lassen sich 41 aktuell im Gebiet vertrete-
ne Sippen zu dieser ökologischen Artengruppe
rechnen, wobei bis zu 19 Arten auf einem MTB-
Quadranten vorkommen. Als besonders reich
an solchen Arten erwiesen sich Teilbereiche der
Messtischblätter 6420 (v.a. Waldleiningen und
Umgebung), 6519 (Neckartal zwischen Neckar-
steinach und Hirschhorn) und 6520 (Umgebung
des Katzenbuckels, Weis- und Seebachtal).
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Vorkommen von Rentierflechten
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Arten alter Bäume oder Wälder
1 - 5 Arten
11 - 15 Arten
6 - 10 Arten
16 - 19 Arten