Andrias 19 - page 337

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of
: Resistenzen von Pilzen
273
Kurzfassung
Pilze sind Eukarionten, gleich Mensch und Tier. Es
gibt deshalb nur wenige geeignete pilz-spezifische
Angriffsorte für Antimykotika. Im Gegensatz zur The-
rapie der bakteriellen Infektionen, für welche eine Viel-
zahl von Antibiotika zur Verfügung steht, ist die Zahl
der Antimykotika für die Therapie von Pilzinfektionen
gering. Die wichtigsten Gruppen sind die Polyene,
die Azole und neuerdings die Echinocandine. Die se-
lektive Wirkung der Polyene und der Azole beruht auf
der Tatsache, dass (fast alle) Pilze Ergosterin anstelle
von Cholesterin als wichtigsten Lipidbaustein in ihrer
zytoplasmatischen Membran verwenden. Die Echino-
candine hemmen die Synthese von Glucan, das in die
Zellwand der Pilze eingebaut wird. Die menschlichen
Zellen werden dadurch nicht attackiert, weil sie keine
Zellwand haben. Das Spektrum der Polyene ist ganz
breit (nur wenige resistente Pilze existieren) und sie
wirken fungizid auf Schimmel- und Sprosspilze. Sekun-
däre Resistenzen sind extrem selten. Die Azole haben
ebenfalls ein breites Wirkspektrum, wobei sie auf die
Schimmelpilze fungizid und auf die Sprosspilze fungi-
statisch wirken. Sekundäre Resistenzen durch Muta-
tionen im Genom und durch Ausprägung von Efflux-
pumpen kommen hier jedoch vor. Umgekehrt haben
die Echinocandine ihre Stärke bei der Therapie von
Sprosspilzinfektionen, wo sie fungizid wirken, während
sie auf Schimmelpilze nur fungistatischen Effekt ha-
ben. Resistenzen durch Genmutationen sind im Prinzip
möglich, spielen aber praktisch noch keine Rolle. Die
Resistenzen von Bakterien sind oft auf genetischen
Elementen kodiert, die sich horizontal und vertikal aus-
breiten können, so dass Resistenzprobleme schnell
zunehmen. Die Resistenzen von Pilzen sitzen nicht auf
mobilen Genstrukturen; folglich ist eine ähnliche Ent-
wicklung nicht zu erwarten.
Abstract
Resistance of fungi against medically
relevant antifungals.
Both, human and fungal cells are eukaryotic; hence,
they are genetically rather similar. This means that
there are only few differences that could function as
selective targets for antifungals, which can act exclu-
sively on fungal cells but do not hamper human or
animal cells. Hence, only rather few antifungals are
available in contrast to the large number of antibiotics
for the therapy of bacterial infections. The most impor-
tant groups are the polyenes, the triazoles and the new
echinocandins. The selective action of polyenes and
azoles is due to the fact that fungal cells (with only few
exceptions) possess ergosterol as the essential lipid
component in their cytoplasmatic membrane instead of
cholesterol in human cells. The echinocandins inhibit
the synthesis of glucan, which is a major constituent
of the cell wall of most fungi, whereas human cells do
not have such a structure. The spectrum of polyenes is
very broad; resistance is rare; their action is fungicidal
for moulds as well as for yeasts. Azoles also have a
broad spectrum of activity; they are fungicidal only for
moulds but fungistatic for yeasts. Secondary resistance
may develop due to either mutation in their genome or
to activation of efflux pumps. Echinocandins are primar-
ily used for the therapy of yeast infections, where they
are fungicidal, whereas their action on moulds is only
fungistatic. Resistance due to gene mutations is prin-
cipally possible but still rather exceptional. Resistance
genes of bacteria are often encoded on mobile genetic
elements, which might be transmitted horizontally and
vertically, so that problems of resistance with bacteria
are steadily increasing. In contrast, there are no such
mobile genetic elements that could transfer resistance
in fungi, so that we will not be confronted by similar
problems in the therapy of fungal infections. Fungi are
indeed quite different from bacteria.
Autor
Prof. Dr. med. habil. H
erbert
H
of
, Labor Limbach, Im
Breitspiel 15, 69126 Heidelberg, E-Mail: herbert.hof@
labor-limbach.de
1 Einleitung
Pilze stehen als Eukarionten dem Menschen
phylogenetisch näher als den prokaryotischen
Bakterien. Dies bedeutet, dass es sehr viele An-
satzpunkte für Medikamente gibt, die selektiv bei
Bakterien einen Stoffwechselprozess hemmen
und ihn im Wachstum behindern, ohne dabei
auch gleichzeitig die menschliche Zelle zu beein-
flussen. Folglich steht in der Medizin eine Unzahl
von verschiedenen Antibiotika zur Bekämpfung
von bakteriellen Infektionen zur Verfügung. Da-
gegen gibt es nur relativ wenige Unterschiede
zwischen menschlichen und pilzlichen Zellen, die
als Ziel für Antimykotika genutzt werden können.
Dies ist zum einen die Präsenz einer Zellwand
aus Glucan, Mannan und Chitin, zum andern
zytoplasmatische Membranen, die Ergosterin
Resistenzen von Pilzen gegen medizinisch
relevante Antimykotika
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1...,327,328,329,330,331,332,333,334,335,336 338,339,340,341,342,343,344,345,346,347,...376
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