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andrias, 19
(2012)
den zytoplasmatischen Membranen. Mehrere
Moleküle aggregieren und bilden einen Kanal,
der diese Lipiddoppelschicht durchbohrt. Somit
entsteht eine Pore, durch welche die Elektrolyte
nach außen dringen. Dann bricht das Membran
potential zusammen und die Zelle stirbt ab.
Polyene wirken also im Prinzip rasch fungizid.
Sie haben eine ca. 1.000fach höhere Affinität
an das Ergosterin als an das Cholesterin in den
zytoplasmatischen Membranen menschlicher
Zellen. Daraus folgt, dass bei einer hohen Kon-
zentration auch menschliche Zellen unter die-
sem Medikament leiden. Im Grund ist bei einer
für den Pilz notwendigerweise zu erreichenden,
optimalen Wirkkonzentration auch schon die
Grenze der Verträglichkeit überschritten (H
of
2003).
Azole
Die Azole wirken auf die Pilzzelle fungistatisch,
indem sie das für die Produktion von Ergosterin
essentielle Enzym 14
α
-Demethylase hemmen.
Dadurch tritt im Laufe von Stunden und Tagen
ein Mangel an diesen notwendigen Lipidbau-
steinen der zytoplasmatischen Membran auf,
was nach und nach zu einer Störung der Zell-
funktionen und der Vermehrung führt. Zudem
häufen sich in der Pilzzelle toxische Vorstufen
an, wodurch schlussendlich die Pilzzelle unter
Azoleinwirkung abstirbt (H
of
2003). Das En-
zym 14
α
-Demethylase der Pilzzelle ist verwandt
mit den Cytochrom P450 (Cyp)-Enzymen der
menschlichen Zellen, z.B. in der Leber. Bei ho-
her Dosierung kommt es daher evtl. auch zu Ne-
benwirkungen.
4 Wirkspektren
Echinocandine
Der Anteil an Glucan in der Zellwand ist bei
verschiedenen Gruppen von Pilzen recht unter-
schiedlich (Tabelle 2). Generell haben Ascomy-
zeten, z.B. Candida spp. und Aspergillus spp.,
einen hohen Glucananteil, weshalb sie recht
empfindlich auf Echinocandine reagieren. Die
Basidiomyzeten und die Zygomyzeten sind da-
gegen von vornherein ziemlich resistent, weil sie
Abbildung 2. Chemische Struktur der Polyene.