Andrias 19 - page 46

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andrias, 19
(2012)
grenzungen nach Wirtsspektren, Befallsbildern
und Brandsporenmorphologien möglich sind. Von
Madeira haben wir Sphacelotheca polygoni-per-
sicariae auf Polygonum persicaria als neue Art
beschrieben (D
eml
et al. 1985). Sphacelotheca-
Arten hatten wir damals auf Polygonaceen be-
grenzt interpretiert und die Ähnlichkeiten mit den
Antherenbränden der Gattung Microbotryum er-
kannt. – Licht- und rasterelektronenmikroskopisch
haben D
eml
et al. (1981a) die Sporenbildung mi-
crobotryaler Brandpilze (als Ustilago pustulata
und U. scabiosae) untersucht. Sie fanden in
schnallentragenden Hyphen intrazelluläre, ket-
tenförmig angeordnete Brandsporen. – Arten der
Gattung Ustilago s.l. von mono- und dikotylen
Wirten wurden von S
chmitter
(1984) vergleichend
für ihre Dissertation untersucht. Sie fand, dass
erste Gruppeneinteilungen nach Wirtspflanzen
getroffen werden können und dass innerhalb die-
ser Gruppen Befallsbilder, Sporenfarben, Spo-
rengrößen, -oberflächen und -wände sowie Kei-
mungsverhalten bei vergleichbaren Versuchs-
bedingungen systematisch wichtige Merkmale
liefern. Unter den behandelten Taxa waren auch
Sphacelotheca- und Ustilago-Arten auf Caryo-
phyllaceen und Polygonaceen, die nachfolgend
zu Microbotryum gestellt wurden. – V
ánky
& O
ber
-
winkler
(1994) haben die Brandpilze der Polygon-
aceen revidiert und 48 Arten anerkannt, die den
Gattungen Liroa, Melanopsichium, Sphacelothe-
ca, Thecaphora, Ustilago und Zundeliomyces zu-
geordnet wurden. K
emler
& al. (2009) fanden eine
hohe Wirtsspezifität von Microbotryum-Arten auf
Wirten, die nicht zu den Caryophyllaceen zählen.
Übergreifende Wirtsbindungen konnten für Fallo-
pia und Polygonum glaubhaft gemacht werden. –
An Sphacelotheca polygoni-serrulati haben B
auer
et al. (1991) die Meiose und den Spindelpolkör-
perzyklus untersucht. – Für Ustilago subnitens
auf Scleria melaleuca aus Costa Rica haben wir
(P
iepenbring
et al. 1996) die neue Gattung Auran-
tiosporium vorgeschlagen. Das Gattungskonzept
gründet auf der Brandsporenbildung, den unre-
gelmäßigen Sporengruppierungen und hellen,
mehrfach geschichteten Sporenwänden. K. & C.
V
ánky
(in V
ánky
1999a) haben eine weitere Art, A.
marisci, die auf Mariscus thunbergii parasitiert,
hinzugefügt. – Vier Ustilago Arten, die von Cype-
rus, Juncus und Luzula bekannt waren, hat V
ánky
(1999b) wegen des Vorhandenseins „interzellu-
lärer Hyphen“ in eine eigene Gattung, Bauerago,
transferiert. Die Berechtigung der Gattung wurde
nachträglich molekularphylogenetisch (B
auer
et
al. 2006, K
emler
et al. 2006) bestätigt. Dagegen
musste die neue Gattung Tothiella V
ánky
(1999b)
von V
ánky
et al. (2008a) mit Thecaphora synony-
misiert werden. – Ein höchst ungewöhnlicher Pa-
rasit der Microbotryomyceten auf Scirpus, Krie-
geria eriophori, ist von uns ausführlich
mikromorphologisch, ultrastrukturell und moleku-
larphylogenetisch untersucht worden (B
auer
et al.
2006, S
ampaio
& O
berwinkler
2011b). Die einzige
Art der Gattung lebt in den großen Lufthöhlen der
Blattgewebe von Scirpus sylvaticus in Europa
und verwandter Wirte in Nordamerika. Die Proba-
sidien entwickeln sich als dünnwandige, sackar-
tige Zellen und wachsen zu mehreren mit extrem
schmalen Hyphen durch die Spaltöffnungen nach
außen. An der Oberfläche des Blattes werden
quer septierte Basidien gebildet, die leicht abfal-
len und im Wasser flutend Basidiosporen ab-
schleudern. Diese können sekundäre Schleuder-
sporen bilden, die mit Hefezellen keimen. Hyphen
besitzen Schnallen und Septen, die durch jeweils
mehrere, einfache Poren durchbrochen sind. Der
Pilz dringt mit Haustorien in die Wirtszellen ein. –
Die neue, phylogenetische Systematik der Brand-
pilze (B
auer
et al. 1997) veranlassten B
auer
&
O
berwinkler
, die Ordnung Microbotryales und die
Familie Ustilentylomataceae einzuführen. – Da-
mals verfügbare Daten zur Evolution von Brand-
pilzen im traditionellen Sinne, also Microbotryales
und Ustilaginomycetes, haben B
egerow
et al.
(2004b) zusammengefasst und theoretisch pro-
blematisiert. Näher behandelten sie die Gat-
tungen Microbotryum, Ustilago/Sporisorium,
Entyloma und Exobasidium.
Ustilaginomycotina, Echte Brandpilze
(Abb. 10)
Die meisten echten Brandpilze sind dimorphe,
überwiegend an Pflanzen parasitierende und in
ihrer Hyphenphase obligate Parasiten. Viele Ver-
treter bilden dunkle Brandsporen aus und verlei-
hen damit ihren Wirtspflanzen ein angebranntes
Aussehen. Von den beiden anderen Unterabtei-
lungen der Basidiomycota unterscheiden sie sich
durch eine Kohlenhydratzusammensetzung der
Zellwände, in der Glucose dominiert und Xylo-
se fehlt. Zumeist treten bei diesen Pilzen auch
submikroskopische Interaktionszonen mit Vesi-
keln beim zellulären Kontakt mit ihren Wirten auf.
Septenporen sind überwiegend durch Membra-
nkappen umschlossen.
Die Anhebung der Klasse Ustilaginomycetes
(B
auer
et al. 1997) zur Unterabteilung der Basi-
diomycota wurde von B
auer
et al. (2006) vorge-
schlagen. Morphologische und ultrastrukturelle
1...,36,37,38,39,40,41,42,43,44,45 47,48,49,50,51,52,53,54,55,56,...376
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