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andrias, 19
(2012)
Merkmale wurden kladistisch ausgewertet um
ein phylogenetisches System der echten Brand-
pilze zu erhalten. Dieses System wurde durch
molekulare Daten phylogenetisch untermauert
(B
egerow
et al. 1997, B
auer
et al. 1998, B
ege
-
row
et al. 2006). M
oore
’s „Ustomycota“ sind von
B
auer
& O
berwinkler
(1997) kritisch besprochen
worden. Ihre Abspaltung von den übrigen Basi-
diomyceten wurde begründet zurückgewiesen.
Den damals aktuellen Kenntnisstand über Brand-
pilze haben B
auer
et al. (2001a) in einem Über-
sichtsartikel zusammengefasst. Morphologische
Daten und Sequenzen von Brandpilzen wurden
von P
iepenbring
& O
berwinkler
(2003) hinsicht-
lich ihrer Eignung für eine optimierte phyloge-
netische Interpretation besprochen. In der phy-
logenetischen Systematik der gesamten Pilze
(H
ibbett
et al. 2007) wurde unser System der
Ustilaginomycotina übernommen. – Zur Charak-
terisierung von Brandpilzen hat D
eml
(1977a) für
seine Dissertation Feinstrukturuntersuchungen
an Zellwänden und Zellsepten durchgeführt. Bei
Tilletia- und Entyloma-Arten konnte er Dolipo-
ren ohne Parenthesome nachweisen. Von vier
verschiedenen Brandpilz-Sideraminen konnten
Ferrichrom, Ferrichrom A und Ferricrocin iden-
tifiziert werden. Aus Schizonella melanogramma
isolierte er neue Antibiotika und stellte sie rein
dar. Diese bis dahin unbekannten Glycolipide
wurden Schizonellin A und B genannt (D
eml
et
al. 1980). Sie besitzen antibiotische Aktivitäten
gegen Gram-positive und Gram-negative Bakte-
rien sowie gegen einige Pilze. – D
eml
(1986) hat
die Basidiosporenenstehung mehrerer Brand-
pilze vergleichend untersucht. Er fand sitzende,
aus dem Meiosporangium ausknospende Basi
diosporen bei Arten der Gattungen Microbotryum
und Sphacelotheca. Bei Anthracoidea-, Sporiso-
rium- und Ustilago-Spezies entstehen die Sporen
dagegen an kurzen, sterigmenartigen Auswüch-
sen. – Die Verwendbarkeit der Brandsporenmor-
phologie für die Taxonomie der Ustilaginales hat
V
ánky
(1991d) diskutiert und (1998a) auf die
Sporenballen bildenden Taxa bezogen. Für Eu-
ropa hat V
ánky
(1994a) 400 Brandpilzarten aus
28 Gattungen im traditionellen Sinne erfasst und
mit 1003 Abbildungen illustriert. Weitere 70 Ar-
ten wurden von ihm neu beschrieben. – Thema
der Dissertation von P
iepenbring
(1994) waren
die Brandpilze Costa Ricas. Sie konnte 52 Ar-
ten aus 16 Gattungen für das Land nachweisen,
mikroskopisch und ultrastrukturell untersuchen
sowie auf das Keimverhalten überprüfen. Über
Costa Ricanische Ustilaginales hat P
iepenbring
(1995a, 1996b) taxonomisch weiter gearbeitet,
aber auch deren Ökologie, saisonale Variabili-
tät und Höhenverbreitung untersucht (P
iepen
-
bring
1996a). Die Brandpilze von Kuba haben
P
iepenbring
(1999) und P
iepenbring
& R
odriguez
(1998a,b) bearbeitet. Über neue neotropische
Arten hat P
iepenbring
(2000a) berichtet, dann
über Ustilaginomycetes und Microbotryales von
Panama (P
iepenbring
2001). – Sporenfreisetzung
und -verbreitung bei Arten der Ustilaginales und
Tilletiales, aber auch von Microbotryum, haben
P
iepenbring
et al. (1998d) behandelt. – Die On-
togenie, Sporenwand- und Ornamentbildung so-
wie die Keimporen der Brandsporen wurden von
P
iepenbring
et al. (1998a, b, c) an 120 Arten von
37 Gattungen transmissionselektronenmikrosko-
pisch untersucht. – Die Septenbildung in Basidi-
en von Ustilago-Arten verläuft irisblendenartig,
bis ein schmaler Porus resultiert, der dann durch
Zellwandauflagerungen verschlossen wird. B
au
-
er
et al. (1989) haben diese Septenontogenie
untersucht und mit derjenigen von Sphacelothe-
ca polygoni-serrulati verglichen. Bei dieser Art,
die zu den Microbotryales gehört, werden keine
Poren in Basidiensepten ausgebildet. – Die sub-
zellulären Differenzierungen der Wirt-Brandpilz-
Interaktionen haben B
auer
& O
berwinkler
(2004)
in einem Übersichtsartikel dargestellt. – Basie-
rend auf molekularen Daten haben B
egerow
et
al. (2000) Brandpilzhefen in phylogenetische Hy-
pothesen integrieren können. – Die Besiedelung
geernteter Äpfel durch Brandpilzhefen wurde von
B
oekhout
et al. (2006) studiert.
Urocystidales
(Tafel 3, Abb. 11)
In einem neuen, phylogenetischen System der
Brandpilze (B
auer
et al. 1997) haben B
auer
&
O
berwinkler
die Ordnung Urocystales und die Fa-
milieMycosyringaceaeeingeführt.Ultrastrukturell
können die Arten der Ordnung durch den Septen-
porenbauplan mit zwei plattenartigen Strukturen
im Porus charakterisiert werden. Die verglei-
chenden, licht- und elektronenmikroskopischen
Untersuchungen von Nebenfruchtformen, Myce-
lien, Sporenbildung, Sporenmorphologie, Keim-
stadien, Septenporen und Haustorien mehrerer
Arten der Gattungen Ginanniella und Urocystis
ergaben, dass diese Genera nicht getrennt wer-
den können (N
agler
1986, 1987). Primär- und
Sekundärkonidiengenerationen von Urocystis
(Ginanniella) primulicola wurden von N
agler
&
O
berwinkler
(1984) unter Freiland- und Kultur-
bedingungen untersucht, um bisher unbekannte
Stadien im Nebenfrucht-Entwicklungsgang des