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O
berwinkler
: Mykologie am Lehrstuhl der Universität Tübingen 1974-2011
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entsprechen in Lage, Struktur und Teilungsver-
halten jenen der Ascomyceten. Erst in der späten
Interphase entstehen die für Basidiomyceten
typischen Mittelstücke zwischen den Spindel-
polkörperplatten. In molekularphylogenetischen
Analysen bilden Cryptomycocolax und Colacosi-
phon einen gut unterstützten Ast, der eine basale
Position im Dendrogramm der Basidiomyceten
einnimmt und als eigene Klasse, Cryptomyco-
colacomycetes, ausgewiesen wurde (B
auer
et al.
2006).
Mixiales
Mixia osmundae, die einzige Art der Mixiales,
parasitiert in ihrer Hyphenphase auf den japa-
nischen und nordamerikanischen Königsfarnen,
Osmunda japonica und O. cinnamomea. An bla-
senförmigen Zellen des Parasiten, die aus den
Wirtsblättern heraus wachsen, werden viele
Sporen nach außen abgegliedert, die daher kei-
ne Asci sein können, wie ursprünglich falsch an-
genommen wurde. Es ist unbekannt, ob es sich
bei den Sporen um Konidien oder um Basidio-
sporen handelt. Diese Zellen knospen und leiten
damit die Hefephase ein. Mehrfach wurden uns
Aufsammlungen von M. osmundae aus Japan
von J
unta
S
ugiyama
für elektronenmikroskopische
Untersuchungen zugesandt. Es sollte mit hie-
siger Expertise herausgefunden werden, ob die
sporenbildenden Zellen Meio- oder Mitosporan-
gien sind. Trotz zeitraubender Untersuchungen
sind leider keine Kernteilungs- und Chromoso-
menstadien gefunden worden, die mitotische
oder meiotische Teilungen belegen konnten.
Ultrastrukturelle Details der Zellwände, der exo-
genen Sporen und der Spindelpolkörper wurden
von B
auer
et al. (2006) dokumentiert. Eine ba-
sale Stellung von M. osmundae innerhalb der Ba-
sidiomyceten erscheint danach wahrscheinlich.
Dies wird auch durch molekularphylogenetische
Hypothesen (W
eiss
et al. 2004a, A
ime
et al. 2006,
B
auer
et al. 2006) gestützt.
Agaricostilbales
(Tafel 1, Abb. 3)
Nach den bisher bekannten Aufsammlungen
von Agaricostilbum-Arten bevorzugen diese
Pilze abgestorbene Palmenblätter als Substrat.
In der Ordnung finden sich keine Pilzparasiten,
wohl aber in der Klasse der Agaricostilbomyce-
tes. Basidiosporen knospen mit Hefen. Das ur-
sprünglich als Deuteromycet beschriebene und
wie der Name andeutet, stilboide (gestielte mit
Köpfchen) Agaricostilbum pulcherrimum (als A.
palmicolum), wurde in Tübingen und Vancou-
ver nachuntersucht. Wir fanden (W
right
et al.
1981), dass die Verbreitungseinheiten bildenden
Zellen Basidien sind, die sitzende Basidiospo-
ren abgliedern. Meiose, meiotischer Zyklus der
Spindelpolkörper und Basidienontogenie von A.
pulcherrimum wurden von B
auer
et al. (1992)
transmissionselektronenmikroskopisch unter-
sucht. B
auer
& O
berwinkler
(1986a) haben ex-
perimentell-ontogenetische Untersuchungen an
Phragmobasidien von Agaricostilbum pulcherri-
mum, Gymnosporangium clavariiforme, Helico-
gloea lagerheimii, Phleogena faginea, Platygloea
peniophorae und Sphacelotheca polygoni-persi-
cariae durchgeführt. Sie fanden, dass bei diesen
Arten die Basidiosporenbildung und -keimung
durch die äußeren Faktoren Luft, Wasser und
Wasseragar stark beeinflusst werden. Es kön-
nen Schleudersporen, Mikrokonidien oder He-
fen gebildet werden. Die Basidienzelle kann sich
also in ihrer Weiterentwicklung so verhalten wie
die Basidiospore. Mit der Bildung der Basidien-
zellen ist die Ontogenie des Meiosporangiums
abgeschlossen. Die Basidiosporen haben wir als
vegetative Verbreitungseinheiten definiert. – Mit
der Auswertung vollständiger 5S rRNA-Sequen-
zen konnte G
ottschalk
(1985) zeigen, dass Aga-
ricostilbum pulcherrimum (als A. palmicolum)
die Typ-A-Sekundärstruktur besitzt, wie dies u.a.
auch für Atractiella solani, Phleogena faginea,
Pachnocybe ferruginea, Platygloea peniophorae
(Colacogloea p.) und die Brandpilze Microbotry-
um violaceum, Sphacelotheca sp. und Ustila-
go scabiosae (Microbotryum s.), aber auch für
Taphrina deformans, zutrifft. In nachfolgenden
molekularphylogenetischen
Untersuchungen
(B. M
üller
1989, W
eiss
et al. 2004, A
ime
et al.
2006, B
auer
et al. 2006, B
auer
et al. 2009) wurde
die basale Stellung der Agaricostilbomycetes im
phylogenetischen System der Basidiomyceten
untermauert. Die Chionosphaera-Arten sind von
K
irschner
et al. (2001b) vergleichend untersucht
worden. Sie beschrieben die neue Spezies C.
cuniculicola, die mit Koniferen-Borkenkäfern
vergesellschaftet ist. Fibulostilbum phylacicola
(S
eifert
et al. 1992) wurde in Chionosphaera
einbezogen. – Eine neue anamorphe Hetero-
basidiomycetenhefe, Kurtzmanomyces insolitus
wurde von S
ampaio
et al. (1999b) beschrieben.
Mycogloea nipponica war das durch K
irschner
et al. (2003) erstmals gefundene Teleomorph in
der Hefegattung Kurtzmanomyces. – Die Aga-
ricostilbales wurden mit den Spiculogloeales in
der Klasse Agaricostilbomycetes (B
auer
et al.
2006) zusammengefasst.
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