Andrias 19 - page 85

O
berwinkler
: Mykologie am Lehrstuhl der Universität Tübingen 1974-2011
77
der Mykorrhizierungstypen von Bäumen, Erica-
ceen, Orchideen, Farnen und Lebermoosen
(K
ottke
et al. 2008a). – In ursprünglichen Bergre-
genwäldern und benachbarten Aufforstungsflä-
chen Südecuadors konnten H
aug
et al. (2010)
jeweils hoch diverse, aber verschieden zusam-
mengesetzte, arbuskuläre Mykorrhizagesell-
schaften beobachten. Angepflanzte Baumarten
waren Cedrela montana, Heliocarpus america-
nus, Juglans neotropica und Tabebuia chrysan-
tha. – Phylogenetische Überlegungen zu obli-
gaten
Pilz-Lebermoos-Vergesellschaftungen
haben N
ebel
et al. (2004) und K
ottke
& N
ebel
(2005) angestellt. Sie postulieren primäre Glo-
meromycota-Bindungen an Moose der Marchan-
tiales und Monocleales und die „einfach-thallo-
sen“ Pelliaceae, Fossombroniaceae und
Pallaviciniaceae. Nach Verlust dieser glomeralen
Pilzassoziationen seien erneut Symbiosen evol-
viert, von Tulasnella-Arten mit Aneuraceae sowie
von Sebacina und/oder Hymenoscyphus mit
Jungermanniales und Lepicoleales p.pte. Es
muss angenommen werden, dass obligate Pilz-
Pflanzen-Assoziationen lange vor den Wurzeln
und den Mykorrhizen der Gefäßpflanzen ent-
standen sind.
Oophyta, Falsche Mehltaupilze und ihre
Verwandten
(Tafel 16, Abb. 53)
Durch Plastidenverlust sind die Oophyten aus
Algen hervorgegangen, die zu den Verschieden-
geißlern (Heterokonta, Stramenopiles) gehören.
Die noch im Wasser lebenden oder davon ab-
hängig gebliebenen Pilze dieser Gruppe besit-
zen Flagellaten und/oder Gameten mit je einer
Peitschen- und Flimmergeißel (heterokont). Da-
mit unterscheiden sie sich grundsätzlich von den
echten Pilzen, die in ihrer basalen Gruppe (Chy-
tridiomycota) Flagellaten mit je einer Schubgei­
ßel (opisthokont) besitzen und damit ihre nahe
Verwandtschaft mit den Tieren erkennen lassen.
In 26 Proben natürlicher Oberflächengewäs-
ser Baden-Württembergs konnten E
l
-H
issy
&
O
berwinkler
(1999a) an Sesamködern 38 Arten
von 10 Gattungen aquatischer Pilze (Allomy-
ces, Aqualinderella, Thraustotheca, Woronina,
Achlya, Dictyuchus, Pythiopsis, Pythium, Phy-
tophthora und Saprolegnia) aquatischer Pilze
finden. Aus unterschiedlichen Böden der Umge-
bung von Tübingen haben sie (E
l
-H
issy
& O
ber
-
winkler
1999b) 13 Gattungen aquatischer Oomy-
ceten und Chytridiomyceten nachgewiesen. Die
größte Diversität fanden sie in Böden mit hohen
organischen Substratanteilen und geringen Men-
gen löslicher Salze. – Für ihre Dissertation hat
R
iethmüller
(2000) die Diversität aquatischer
Oomyceten aus Baden-Württemberg untersucht.
Die Biotope wurden selbst beprobt. Es wurden
29 Arten aus 8 Gattungen isoliert, ökologisch
und morphologisch charakterisiert, systematisch
zugeordnet und phylogenetisch interpretiert. Se-
quenzen der großen Untereinheit der ribosoma-
len DNA haben R
iethmüller
et al. (1999) benutzt,
um phylogenetische Untersuchungen an Sa-
prolegniomycetidae durchzuführen. Sie konnten
die Untergliederung der Peronosporomycetes in
Saprolegniomycetidae, Rhipidiomycetidae und
Peronosporomycetidae sowie die Positionen der
Saprolegniales und Leptomitales in den Sapro-
legniomycetidae bestätigen. Die Peronosporales
und Pythiales konnten nicht getrennt werden,
dagegen bildeten Phytophthora und die Perono-
sporales ein Monophylum. Die Gattung Achlya
erwies sich als heterogen. Um die Verwandt-
schaftsverhältnisse der Peronosporomycetes zu
klären, haben R
iethmüller
et al. (2002) 92 Arten
der Peronosporales, Pythiales, Leptomitales,
Rhipidiales, Saprolegniales und Sclerosporales
molekularphylogenetisch untersucht. Pythiales
und Peronosporales sowie Saprolegniales, Lep-
tomitales und Rhipidiales repräsentierten die bei-
den Hauptgruppen. Die Sclerosporales erwiesen
sich als polyphyletisch. Albugo bildet eine basale
Gruppe, Peronophytophthora und Phytophthora
lassen sich nicht trennen und gehören in die Pe-
ronosporaceae. Peronospora erscheint paraphy-
letisch und Peronospora-Arten auf Brassicaceae
bilden ein Monophylum. – Mit Bayesscher Ana-
lyse von Sequenzen der nukleären 28S rDNA
haben G
öker
et al. (2003) phylogenetische Zu-
sammenhänge der Peronosporaceae geklärt.
Sie konnten bestätigen, dass Peronospora und
Phytophthora paraphyletisch sind. Einige Arten
wurden in Hyaloperonospora transferiert und für
Peronospora oplismeni wurde die neue Gattung
Viennotia eingeführt. Es konnte glaubhaft ge-
macht werden, dass obligat biotropher Parasitis-
mus innerhalb der Peronosporales mindestens
zweimal entstanden ist. – Die Auswertung von
ITS-Sequenzen lieferte überzeugende Hypo-
thesen zur Phylogenie von Hyaloperonospora
(G
öker
et al. 2004), wonach für viele Arten ta-
xonomische Umgruppierungen vorgenommen
wurden. Es stellte sich auch heraus, dass unter
Hyaloperonospora brassicae bisher mehrere Ar-
ten zusammengefasst wurden. Mit ribosomalen
ITS- und LSU-Sequenzen haben G
öker
et al.
(2009) Hyaloperonospora erneut phylogenetisch
1...,75,76,77,78,79,80,81,82,83,84 86,87,88,89,90,91,92,93,94,95,...376
Powered by FlippingBook