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carolinea, 70
(2012)
Charakteristischfürdie
Magerrasen
desGebietes
– sie bedecken über 3 ha – sind Fiederzwen-
ke (Brachypodium pinnatum), Schafschwingel
(Festuca ovina) und Pyramiden-Kammschmiele
(
Koeleria pyramidata)
. Wertgebende Blüten-
pflanzen sind Bienen-Ragwurz (Ophrys apife-
ra), Stattliches Knabenkraut und Helmknaben-
kraut (Orchis mascula, O. militaris), weiter die
Gemeine Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris),
die Ästige Graslilie (Anthericum ramosum), der
Karpaten-Wundklee (Anthyllis vulneraria), die
Karthäuser- und die Büschel-Nelke (Dianthus
carthusianorum, D. armeria) und das Gemeine
Sonnenröschen (Helianthemum nummularium).
Alle diese Arten werden (mit Ausnahme der
Gemeinen Küchenschelle Pulsatilla vulgaris,
diese ist in Baden-Württemberg gefährdet) auf
der „Vorwarnliste“ zur Roten Liste geführt. Auf
der Vorwarnliste finden sich Arten, „die deutlich
zurück gegangen sind und für die ein weiterer,
zu einer Gefährdung führender Rückgang wahr-
scheinlich ist“ (B
reunig
& D
emuth
1999).
Aktuell nicht mehr nachweisbar waren die im
Jahr 2000 noch vorhandenen Orchideen Hum-
mel-Ragwurz (Ophris holoserica) und Bocks-
Riemenzunge (Himantoglossum hircinum) sowie
das Steppen-Lieschgras (Phleum phleoides; alle
gefährdet). Verglichen mit der Kartierung aus
dem Jahr 1990 fehlten weiter der Fransen- und
der Deutsche Enzian (Gentianella cilianella und
G. germanica, Arten der Vorwarnliste). Das fast
vollständige Fehlen der im Jahr 2000 noch häu-
fig gefundenen Saat-Esparsette (
Onobrychis
viciifolia)
, eine überaus wichtige Wildbienen- und
Schmetterlingspflanze, führte zumVerschwinden
des stark gefährdeten Kleinen Esparsetten-Bläu-
lings (
Polyommatus thersites)
, dessen Raupe
ausschließlich auf Arten der Gattung
Onobrychis
lebt und im Jahr 2000 noch nachgewiesen wer-
den konnte. 2010 erstmalig gesichtet wurden
die Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera) und die
Büschel-Nelke (Dianthus armeria).
Wiesen
bedecken heute rund 24,4 ha des Ge-
bietes. Es lassen sich folgende Ausprägungen
unterscheiden: 6,0 ha (25 % des Grünlandes)
sind artenreiche Salbei-Glatthafer-Wiesen in
gutem Pflegezustand, weitere 1,4 ha (5 % des
Grünlandes) dieses Vegetationstyps sind brach
gefallen. Mit einem Flächenanteil von 25-30 %
am vorhandenen Grünland sind die artenreichen
Wiesen im Gebiet 5-6 mal häufiger als im Lan-
desdurchschnitt (B
reunig
& S
chach
2007); auch
das belegt die naturschutzfachliche Bedeutung
des untersuchten Gebietes.
Charakterisiert sind die artenreichen Salbei-
Glatthafer-Wiesen durch den Glatthafer (Ar-
rhenaterum elatius), den Wiesen-Salbei (Salvia
pratensis), die Margerite (Leucanthemum vul-
gare), den Knolligen Hahnenfuß (Ranunculus
bulbosus), die Schafgarbe (Achillea millefolia),
den Hufeisenklee (Hippocrepis comosa) und den
Gemeinen Hornklee (Lotus corniculatus). Arten
der Vorwarnliste sind hier der schmalblättrige
Klappertopf (Rhinanthus minor), die Ranken-
Platterbse (Lathyrus aphaca), die Große Brau-
nelle (Prunella grandiflora), die Kleine Sommer-
wurz (Orobanche minor) und die Gemeine Akelei
(Aquilegia vulgaris, möglicherweise keine Wild-
form, sondern ein Gartenflüchtling).
Am westlichen Rand des Gebietes stockt älterer
Laubwald
, der in natürlicher Sukzession ent-
standen ist. Hervorzuheben sind tief beastete,
heute im dichten Bestand kaum noch sichtbare
Sommerlinden (Tilia platyphyllos). Die übrigen
Wälder des Gebietes sind überwiegend Be-
stände der Waldkiefer (Pinus sylvestris). Im Jahr
1988/89 präsentierten sie sich als lockere und
krautreiche Wäldchen. Zwischenzeitlich wurden
einige Bereiche als Ausgleichsmaßnahmen für
Gesteinsabbau und Straßenbau aufgelichtet.
Hecken und Gebüsche
bereichern und gliedern
das Gebiet mit einer beeindruckenden Gesamt-
fläche von fast 20 ha. Es dominieren Schlehe
(Prunus spinosa), Weißdorn (Crataegus mono-
gyna), Liguster (Ligustrum vulgare) und Blutroter
Hartriegel (Cornus sanguinea), dazwischen auch
größere Hainbuchen (Carpinus betulus). Vorge-
lagerte Magerrasen, Altgras- oder Staudensäu-
me bilden Randstrukturen. Die Übergänge sind
von besonderer Bedeutung für die Tierwelt: Hier
nistet eine ganze Reihe der Vogelarten des Ge-
bietes, Spinnen und Insekten leben hier naturge-
mäß in überdurchschnittlich hoher Dichte.
Steinriegel
wurden auf einer Gesamtlänge von
300-500 m kartiert (J
essberger
1990). Leider
sind aktuell nur wenige Steinriegel nicht von Ge-
hölzen überschattet. Ihre Funktion als Standorte
entsprechend angepasster Pflanzenarten und
Lebensraum wärmebedürftiger Tierarten können
sie so nicht mehr erfüllen: die im Jahr 2000 noch
vorhandene Schlingnatter konnte 2010 nicht
mehr nachgewiesen werden, ein weiteres Bei-
spiel für den Lebensraumverlust in Folge natür-
licher Gehölzentwicklung bei nicht mehr durch-
geführter Landschaftspflege.
Seit Jahrzehnten sind die mageren
Kalkscher­
benäcker
des Gebietes für die Vorkommen
seltenster Ackerwildkräuter bekannt. Im Jahr
1...,130,131,132,133,134,135,136,137,138,139 141,142,143,144,145,146,147,148,149,150,...246
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