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: Neue Naturschutzgebiete im Regierungsbezirk Karlsruhe
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Schichten des Muschelkalks. Auf Felsbändern
und Vorsprüngen sowie auf den Felsköpfen und
am Felsfuß haben sich verschiedene Vegetati-
onstypen entwickelt. Felsengebüsche in Form
von meist kleineren Strauchgruppen kommen
besonders auf Bändern und flacheren Felsbe-
reichen vor. Der Großteil der Felsengebüsche
befindet sich jedoch außerhalb des Felsens:
Oberhalb der Felsen hat sich ein durchgängiges
Gebüschband entwickelt; ein vergleichsweise
kleiner Anteil der Felsengebüsche befindet sich
auf steinigem Untergrund am Felsfuß. Die häu-
figsten gebüschbildenden Arten sind die Schle-
he (Prunus spinosa) und Rosen (Rosa canina, R.
corymbifera). Ein zerstreutes Vorkommen besit-
zen Gewöhnlicher Liguster (Ligustrum vulgare)
und Eingriffeliger bzw. Großfrüchtiger Weißdorn
(Crataegus monogyna, C. x macrocarpa). Ver-
gleichsweise geringer ist die Häufigkeit der Feld-
Ulme (Ulmus minor). In den Gebüschen am Fels-
fuß haben sich teils Jungbäume von Feld-Ahorn
(Acer campestre) und Esche (Fraxinus excelsior)
entwickelt. Weitere Arten mit geringer Häufigkeit
sind Hasel (Corylus avellana) und Europäisches
Pfaffenhütchen (Euonymus europaea).
Vor allem auf den regelmäßig ausgebildeten Fels-
bändern haben sich häufig Arten angesiedelt, die
typischerweise in Felsbandgesellschaften und/
oder Trockenrasen vorkommen; dabei kommt es
zur Ausbildung von Kalk-Pionierrasen. Häufig
anzutreffen sind Weiße Fetthenne und Scharfer
Mauerpfeffer (Sedum album, S. acre). Wertge-
bend sind weiter die gefährdete Edel-Schafgar-
be (Achillea nobilis) sowie die auf ihr schmarot-
zende, stark gefährdete Purpur-Sommerwurz
(Orobanche purpurea), das Wimper-Perlgras
(Melica ciliata, Gefährdungsgrad Vorwarnliste),
der Aufrechte Ziest (Stachys recta), der Edel-
Gamander (Teucrium chamaedrys) sowie die
Dach-Hauswurz (Sempervivum tectorum). Diese
Bestände konnten sich insbesondere auf alten,
nicht verbuschten Weinbergsbrachen ausbreiten
(T
homas
K
öberele
, pers. Mitt. 2010).
Am Felsfuß wachsen Arten ausdauernder und
einjähriger Ruderalvegetation trockenwarmer
Standorte. Typische Arten sind Schöner Pippau
(Crepis pulchra, Gefährdungsgrad Vorwarnliste),
Natternkopf (Echium vulgare) und Nickende Di-
stel (Carduus nutans). Innerhalb der einjährigen
Ruderalvegetation treten vor allem Arten wie
Rundblättriger Storchschnabel (Geranium rotun-
difolium) und Quirlige Borstenhirse
(Setaria ver-
ticillata)
auf, die auch in den umgebenden Wein-
bergen häufig sind.
Trockenmauern
Auf besonnten Mauerkronen und -flächen stellen
sich mit Felsbiotopen vergleichbare abiotische
Bedingungen ein (viel Licht, Hitze, Trockenheit).
Entsprechend finden sich auch hier die Pflan-
zen, die durch frühes Blühen und Fruchten,
eine Sommerpause, Zwergwuchs, Behaarung,
besondere Blattformen und -stellungen usw. an
diese Lebensbedingungen angepasst sind. Bei-
spiele sind hier u. a. das Frühlings-Fingerkraut
(Potentilla neumanniana), die Zypressen-Wolfs-
milch (Euphorbia cyparissias), Edel-Gamander
(Teucrium chamaedrys), Sand-Thymian (Thy-
mus serphyllum), Gemeiner Dost (Origanum vul-
gare) und Natternkopf (Echium vulgare). Hinzu
kommen Pflanzen, die Feuchtigkeit in den Blät-
tern speichern, etwa die Weiße Fetthenne, der
Scharfe Mauerpfeffer, die Felsen-Fetthenne (Se-
dum album, S. acre, S. reflexum) und die Dach-
Hauswurz (Sempervivum tectorum).
Die
Vegetation der Weinberge
ist durch reiche
Vorkommen der Weinbergs-Traubenhyazinthe
und der Kleinen Traubenhyazinthe (Muscari neg-
lectum, M. botryoides, beide gefährdet) wertvoll.
1990 konnten darüber hinaus der Schöne Pippau
(Crepis pulchra), der Acker-Rittersporn (Conso-
lida regalis), der Wilde Lauch (Allium scorodo-
phrasum), der Sand-Mohn und der Saat-Mohn
(Papaver argemone und P. dubium) nachgewie-
sen werden (T
reiber
& S
chmid
-E
gger
1990). Alle
diese Arten sind Arten der Vorwarnliste. Auch der
stark gefährdete Gelbe Günsel (Ajuga chamae-
pitys), die gefährdete Roggen-Trespe (Bromus
secalinus) und die gefährdete Weinbergstulpe
kommen vor (T
homas
K
öberle
und J
oachim
H
el
-
ler
, pers. Mitt. 2010).
Ein
Magerrasen
hat sich auf mehreren Stufen
im durch Trockenmauern terrassierten Hang im
nordöstlichen Gebietsteil entwickelt. Für den Ma-
gerrasen typisch ist das Vorkommen von (Karpa-
ten-) Wundklee (Anthyllis vulneraria ssp. carpati-
ca, Gefährdungsgrad Vorwarnliste), Aufrechtem
Ziest (Stachys recta), Zypressen-Wolfsmilch
(Euphorbia cyparissias) und Edel-Gamander
(Teucrium chamaedrys). Auf eine eher spora-
dische Pflege weist das Auftreten von Sichel-
blättrigem Hasenohr (Bupleurum falcatum),
Gemeinem Dost (Origanum vulgare) und Oder-
mennig (Agrimonia eupatoria) hin; dem ökolo-
gischen Wert der Pflanzengesellschaft tut dies
keinen Abbruch, sondern stellt vielmehr eine Be-
reicherung des Angebots für blütenbesuchende
Insekten dar.
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