carolinea, 70
(2012): 103-113, 2 Farbtaf.; Karlsruhe, 19.12.2012
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Auweinberge-Fuchsenloch – ein neues
Naturschutzgebiet im Neckar-Odenwald-Kreis
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Kurzfassung
Das Naturschutzgebiet „Auweinberge-Fuchsenloch“
umfasst auf 31,4 ha Lebensräume einer traditionellen
Kulturlandschaft an einem typischen südwestexpo-
nierten Steilhang des Neckars. Den besonderen Reiz
dieses Naturschutzgebietes macht die außerordent-
lich hohe Artenvielfalt eines kleinstrukturierten Mosa-
iks verschiedenster Lebensgemeinschaften aus. Das
Landschaftsbild ist geprägt von wärmeliebenden Ge-
büschen, mageren Wiesen und Halbtrockenrasen, al-
ten Obstbaumbeständen und einem reich strukturierten
Waldsaum. Lesesteinriegel und Trockenmauern sind
Relikte früherer Weinbergsnutzung. Sie sind für den
Neckar-Odenwald-Kreis von besonderer Einzigartig-
keit, denn die Weinbergsmauern sind überwiegend gut
erhalten und erreichen insgesamt eine Länge von über
4,7 km. Die Lesesteinriegel haben eine beachtliche
Größe von bis zu 50 m Länge und 10 m Breite erreicht.
Abstract
Auweinberge-Fuchsenloch –
a
new nature reserve
in Baden-Württemberg, Germany
The nature reserve “Auweinberge-Fuchsenloch”, es-
tablished in 2010, is located at a south-west exponated
precipice of the river Neckar in Baden-Württemberg.
On 31 hectares it represents the scenic cultural land-
scape of the Neckar valley, which came into existence
by family-scale vineyards, orchards and meadows. At
present, there is little economic use, but a mosaic of
habitats, namely dry grassland, shrubbery, piles of
stones, and thermophile natural borders of forests.
Rare Plants, birds, locusts, bees and butterflies are
named and document the value of the reserve for na-
ture protection.
Autorin
B
eate
M
üller
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aug
, Regierungspräsidium Karlsru-
he, Referat 56 – Naturschutz und Landschaftspflege,
76247 Karlsruhe, Tel.: 0721 / 926-43 46, E-Mail: beate.
Einleitung
Am 27.10.2010 wurde das 31,4 ha große Natur-
schutzgebiet „Auweinberge und Fuchsenloch“ auf
den Gemarkungen Neckarzimmern undMosbach
imNeckar-Odenwald-Kreis ausgewiesen.Es han-
delt sich um einen südwestexponierten, mäßig
steilen Muschelkalk-Prallhang des Neckars, der
auf engstem Raum die Lebensgemeinschaften
einer traditionellen Kulturlandschaft – ein klein-
strukturiertes Mosaik aus wärmeliebenden Ge-
büschen, mageren Wiesen, Halbtrocken- und
Trockenrasen, Streuobstwiesen und einem reich
strukturierten Waldsaum – beherbergt. Von be-
sonderer Einzigartigkeit sind die im Gebiet auf
eine Länge von insgesamt 4,7 km kartierten, gut
erhaltenen alten Weinbergsmauern sowie die
großen, schon von Weitem sichtbaren Lesestein
riegel, deren Längenausdehnung bis zu 50 m
und in der Breite bis zu 10 m betragen (B
ern
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hardt
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2010).
Gebietsentwicklung
Bereits im Jahr 2000 unternahm die damalige
Bezirksstelle für Naturschutz und Landschafts-
pflege erste Anstrengungen, dieses außerge-
wöhnliche Gebiet als „Projektgebiet“ auszuwei-
sen und zu sichern. Nach ersten Pflegearbeiten
2006, der Freistellung einiger Weinbergsmauern,
waren nicht nur Naturschützer, sondern auch An-
wohner überrascht, was nach langem Dornrös-
chenschlaf zum Vorschein kam. Die vielen posi-
tiven Rückmeldungen und gute Zusammenarbeit
mit der Gemeinde Neckarzimmern ermutigte
das Regierungspräsidium Karlsruhe 2009, das
Schutzgebietsverfahren zu eröffnen, dem die
Gemeinderäte der Stadt Mosbach und der Ge-
meinde Neckarzimmern mit großer Mehrheit zu-
stimmten. Von Beginn an waren Eigentümer und
Anwohner in das Verfahren mit einbezogen, wäh-
rend einer Ökomobil-Informationsveranstaltung
konnten Anregungen und Einwände eingebracht
werden. Innerhalb von nur 1,5 Jahren war das
Verfahren abgeschlossen.
Biotope, Fauna und Flora
Kernbereich des heutigen Naturschutzgebietes
sind ohne Zweifel als herausragendes Merkmal
die vielen alten Weinbergsmauern, die vorwie-
gend aus Kalksteinblöcken, aber auch aus Bunt-
sandstein aufgebaut sind. Bis zu acht Mauern
sind stufenartig, hangparallel hintereinander
gebaut. Je nach Exposition, Schichtung, Vege-
tationsaufwuchs und Höhe der Mauer existieren
dicht nebeneinander verschiedenste Lebensbe-