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R
aub
et al.: Zoologische Datenbanken am SMNK
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des Projektes neben Daten der Sammlungen
Collembola und Oribatida und Studiendaten zu
Oribatida aus dem UBA-Projekt ihre taxono-
mische Expertise bei der Erstellung eines taxo-
nomischen Oribatiden-Thesaurus eingebracht.
Außerdem hat die AG zusammen mit Informa­
tikern des Karlsruher Instituts für Technolo-
gie (KIT) die im Rahmen eines Plazi-Projektes
(
) entwickelte Software Golden-
GATE weiterentwickelt und mit „Edaphobase“
verknüpft. Hierbei geht es um semi-automatische
digitale Extraktion taxonomischer (und zukünftig
auch ökologischer) Information aus der Literatur
im xml-Format – zur retrospektiven Erschließung
wertvoller Daten und Schließung von Daten­
lücken (s.o.). Prospektiv geht es um die Publi-
kation maschinenlesbarer taxonomischer und
ökologischer Daten (P
enev
et al. 2011) und damit
um eine deutlich verbesserte Nutzung und Archi-
vierung wissenschaftlicher Daten.
Durch eine Verknüpfung dieser beiden Projekte
wird eine signifikante Vereinfachung des Auf-
wands bei der Erfassung von Datensätzen aus
der Literatur erreicht und damit der Datenbestand
von „Edaphobase“ erhöht. Die xml-Extraktion der
erfassten Literatur vergrößert auch den Daten-
bestand des Plazi-Projektes, und eine wechsel-
seitige Verknüpfung erhöht den Disseminations-
und Nutzungsgrad beider Projekte.
„Edaphobase“ bietet alle Funktionalitäten zur
Sammlungsverwaltung sowie auch zur wissen-
schaftlichen (Roh-)Datenverwaltung eines Insti-
tuts. Normalisierte und standardisierte, auf die-
sen Rohdaten basierende Datensätze können an
eine per Internet recherchierbare Gesamtversion
der Datenbank übergeben werden, die dann die
Information aller angeschlossenen Institutsda-
tensätze sowie die aus der Literatur extrahierten
Datensätze enthält und somit umfangreiche Re-
cherchen (z.B. im Vorfeld von neuen Projekten)
ermöglicht (Taf. 3). Dies macht das Datenbank-
system speziell für politische und wissenschaft-
liche Entscheidungsträger interessant, da mit
einem geringen Arbeitsaufwand bereits qualitativ
hochwertige, durch eine gesicherte Datenbasis
gestützte Ergebnisse erzeugt werden können.
Die EU hat in diesem Zusammenhang für die
nächsten Jahre weitreichende Veränderungen
angekündigt. Alle Daten, die in von öffentlicher
Hand geförderten Projekten erhobenen wur-
den, sollen der Öffentlichkeit zur freien Nutzung
zugänglich gemacht werden, und die einzelnen
Mitgliedstaaten sollen hierzu geeignete Werk-
zeuge und Workflows entwickeln und bereitstellen
(„A Reinforced European Research Area Part-
nership for Excellence and Growth“ COM[2012]
392 final, (European Commission 2012)).
GBIF
) ist ein gutes Beispiel einer Or-
ganisation, die schon seit Jahren international an
der freien Bereitstellung von Biodiversitätsdaten
arbeitet. „Edaphobase“ ist als zukunftsorientiertes
Datenrepositorium bereits gut für diesen Aspekt
der Datenhaltung und Bereitstellung geeignet.
Darüber hinaus hält „Edaphobase“ deskriptive
Statistik- und Analysefunktionen bereit und gibt
damit dem Nutzer die Möglichkeit, sich zum Bei-
spiel detailliert mit der Verbreitung eines Taxons
und den die Verbreitung beeinflussenden Mess-
größen im Rahmen von Metaanalysen zu be-
schäftigen.
„Edaphobase“ wird ein dauerhaftes deutsches
Archiv für bodenzoologische Daten. Experten
pflegen und aktualisieren Taxonomien, Metho-
den-Standards, Literatur- und Sammlungsdaten
im Informationssystem. Das System ist vernetzt
mit anderen Repositorien, Portalen und Informa-
tionssystemen (auf der europäischen Ebene).
Bodenökologisch arbeitende Wissenschaftler
nutzen das Informationssystem bereits für die
Planung ihrer Datenerhebung (Standards, Vor­
analysen), geben ihre Rohdaten in die Daten-
bank ein und managen ihre Daten über den ge-
samten Lebenszyklus. Nach Freigabe auf einem
bestimmten Aggregationsniveau stehen die Da-
ten zur weiteren Verwendung in komplexeren
Zusammenhängen auch anderen Nutzern zur
Verfügung.
Die Forschergemeinde multipliziert und aktuali-
siert dadurch dauerhaft den Datenbestand und
damit die Möglichkeiten, komplexe relevante
Fragestellungen im Bereich des Schutzes der
Biodiversität im Boden zu beantworten. Zur Kon-
trolle der Datenqualität, für einen Überblick über
den fragebezogenen Datenbestand und für erste
Auswertungen stehen integrierte Auswertungs-
werkzeuge zur Verfügung.
Die Nutzung des Informationssystems bzw. der
Datenbank generiert Rückmeldungen an die
Betreiber und an die Nutzer zu neuen Anforde-
rungen, relevanten Fragen, Auffälligkeiten im Da-
tenbestand und fehlenden Informationen.
Das System ermöglicht damit die für den Schutz
der Biodiversität im Boden, der damit verbun-
denen Funktionen und bereitgestellten Öko­
system-Dienstleistungen dringend erforderliche
forschungsgetriebene Mobilisierung (und öko-
nomische Nutzung) von Biodiversitäts- und Um-
weltdaten.
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