R
aub
et al.: Zoologische Datenbanken am SMNK
95
Datenbankplattform Oracle
®
von Joanneum
Research in Graz entwickelt. Die Fokussierung
des Systems liegt auf der Verwaltung von Beleg-
sammlungen (besonders im Kunst- und kulturhis
torischen Bereich). Besondere Stärken dieses
Datenbanksystems sind umfangreiche Felder zu
Umständen des Erwerbs und den Archivierungs-
modalitäten (Taf. 2, a). Allerdings wurde bei der
Entwicklung eher von der direkten Eingabe einer
begrenzten Zahl neuer Objekte ausgegangen
und weniger an wissenschaftliche (statistische)
Auswertung der Daten gedacht. Einschrän-
kungen bestehen deshalb noch in der Handhab-
barkeit für wissenschaftliche Auswertungen. Die
se betreffen einfache und schnelle Import- und
Exportroutinen zum Datenaustausch mit ande-
ren Programmen, z.B. Software zur statistischen
Analyse. Zudem resultieren neue wissenschaft-
liche Erkenntnisse und Fragen in ständig neuen,
individuellen Anforderungen an eine Datenbank.
In diesem Aspekt erweist sich „imdas pro“ auf-
grund der geschlossenen Architektur und der
zentralisierten Entwicklungsweise in Auftragsar-
beit als schwer handhabbar und unflexibel.
Die Belegsammlungen der Spinnentiere (Arach-
nida, Araneae, Oribatida) und kleinere Samm-
lungen anderer Bodentiere (Protura, Collembola,
Nematoda) wurden am SMNK bis vor kurzem mit
dem kommerziellen (aber kostengünstigen) Da-
tenbanksystem BIOTA
®
(
-
nn.edu/biota) verwaltet, das für das Management
von Biodiversitätsdaten im Nationalen Erfas-
sungsprogramm in Costa Rica entwickelt wurde.
Das englischsprachige Programm ist in Deutsch-
land wenig verbreitet. Es war bisher auch nicht
für eigene Anpassung offen, und der Import von
Daten ist aufwändig. Dagegen ist ein Export von
Daten in andere relationale Datenbanksysteme
einfach, weil die Daten bereits relational vorlie-
gen. Aufgrund der Vorgaben des MWK wurden
deshalb die meisten Wirbellosen-Datensätze
(Collembola: 4.533; Oribatida: 6.002; Araneae:
4.554; Nematoda: 98) bereits nach „imdas pro“
migriert. Auch die Belegsammlung der Pilze mit
21.818 Datensätzen, die bisher in einer individu-
ell erstellten Access
®
-Datenbank gepflegt wur-
den, wurde nach „imdas pro“ überführt.
Außerdem wird „imdas pro“ am SMNK für die
Inventarisierung und Verwaltung der Wirbeltier-
sammlung verwendet: Vögel: 4.663 Objekte; Säu-
getiere: 20.032 Objekte (Stand: 9/2012). Dafür
wurden diese Objekte erstmalig digital erfasst.
Das SMNK wird in Zukunft einige seiner Samm-
lungen, die bereits in „imdas pro“ vorliegen über
Kataloge auf den eigenen Internetseiten verfüg-
bar machen.
3.2 Verknüpfungen von taxonomischen,
biogeographischen und ökologischen
Daten aus Belegsammlungen, Studien-
daten und der Literatur
Die wissenschaftliche Arbeit an einem Naturkun-
demuseum führt zu wesentlich umfangreicheren
Anforderungen an Datenbanken als die reine In-
ventarisierung von Objekten:
– Verwaltung verschiedener Taxonomien bzw.
Taxonlisten mit unterschiedlichem Informati-
onsgehalt (z.B. global/regional, Informationen
zu Roten Listen, Angaben zu Habitatpräfe-
renzen)
– Ausreichender und erweiterbarer Umfang an
Feldern für taxonspezifische Informationen in
der Sammlungsverwaltung (z.B. Geschlecht,
Entwicklungsstadium, Kaste, Aufbewahrungs-
art, Präparationsweise)
– Einbindung von taxon- und standortbezogenen
ökologischen Daten (z.B. Klimadaten, Mikro-
habitate) und Werkzeuge zur Georeferen-
zierung (z.B. Umrechnung von Koordinaten,
MTB-Angabe, Ortsthesauri) sowie Metadaten
(Projekt, übergeordnetes Programm, Daten-
erhebung, Abbildung von Beprobungsdesign,
Methodenstandards)
– Verbindung zu externen Datenbanken, z.B. zu
Biodiversitätsdatenbanken wie GBIF
1
, zu taxo-
nomischen Thesauri wie „Catalogue of Life“
2
oder P
latnick
’s „The World Spider Catalog“
3
und genetischen Datenbanken (BOLD
4
,
ECBOL
5
, GBOL
6
)
– Einbindung von bzw. Verbindung zu umfang-
reichen Literaturdaten (diese liegen am SMNK
bisher im kommerziellen „Reference Manager“
mit wenig Netzwerkfunktionalität vor): Spinnen
34.177 Datensätze, Oribatiden 4.667 Daten-
sätze (Stand: November 2012).
– Aufnahme von ökologischen und Nachweis-
daten aus der Literatur, z. Zt. ca. 5.000 um-
fangreiche Datensätze von Oribatiden für
„Edaphobase“ aufbereitet und ca. 10.000 Da-
tensätze mit Basisinformationen (Fundort und
Taxon)
1
Global Biodiversity Information Facility -
2
3
4
Barcode of Life Database -
5
European Consortium for the Barcode of Life -
ecbol.org/
6
German Barcode of Life -