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Carolinea 72
(2014)
tensammlung für die Ernährungs-Analyse wurde
für Darmstadt allerdings bereits bei früherer Ge-
legenheit im Jahr 2009 gesammelt. Die Samm-
lungen im Heimatmuseum Immendingen und
Donaueschingen sind in Bezug auf Material von
der Höwenegg-Fundstelle wenig umfangreich,
beherbergen aber kraniales Material, das für
dieses Projekt untersucht werden konnte.
Für die
Vermessung und anatomische Be-
schreibung
des weitgehend vollständigen Ma-
terials wurde, dem Beispiel von
B
ernor
et al.
(1997) folgend, ein Vermessungskonzept erstellt.
Dieses entspricht für das postkraniale Skelett
wegen der genauen Instruktion und verbreiteten
Anwendung und dadurch verbesserter Vergleich-
barkeit mit Ergebnissen anderer Autoren weitge-
hend den Empfehlungen von
von
den
D
riesch
(1976) für kleine Boviden (wo angegeben, Zie-
gen und Schafe). Weitere Anregungen wurden
u.a. von
K
ostopoulos
(2006),
K
ostopoulos
&
K
oufos
(2006),
K
ostopoulos
& B
ernor
(2011)
und
G
e
raads
et al. (2012) übernommen, um der
wichtigen Morphologie der Hornkerne gerecht zu
werden. Messstrecken für Untersuchungen der
funktionalen Anatomie
wurden für den Astra-
galus den Studien von
D
e
G
usta
& V
rba
(2003)
und
P
lummer
et al. (2008) entnommen. Plots
ausgewählter Messwerte insbesondere für Horn-
kerne zur Visualisierung von
Variabilität
(gerade
im Sinne von Sexualdimorphismus) folgen u.a.
K
ostopoulos
(2006).
Zur Analyse der
Ernährung
wurden zwei Ansät-
ze gewählt: Microwear-Analyse bei niedriger Ver-
größerung sowie zwei Methoden der Mesowear-
Analyse. Die Microwear-Analyse liefert durch die
Untersuchung von mikroskopischen Abnutzungs-
spuren am Zahnschmelz dabei ein eher kurzzei-
tiges Signal, während die Mesowear-Analyse die
Form der gesamten Zahnspitze berücksichtigt
und damit ein längerfristiges Nahrungssignal er-
mittelt. Die Auswertung der Ergebnisse erfolgte
zusammen mit
R
aymond
L. B
ernor
, Howard Uni-
versity, Washington, DC, und
G
ina
M. S
emprebon
,
Bay Path College, Longmeadow, Massachu-
setts.
Die Microwear-Analyse
durch Stereomikrosko-
pie in geringer Vergrößerung wurde nach
S
olou
-
nias
& S
emprebon
(2002) durchgeführt. Das zwei-
te Schmelzband des Paracons (oder, wenn nötig,
des Metacons) an vierten oberen Prämolaren
bis dritten Molaren wurde gesäubert, abgeformt
und mit Kunstharz abgegossen. Nur ein Zahn
pro Individuum, vorzugsweise ein M2, wurde be-
rücksichtigt. Das Schmelzband jedes Exemplars
wurde in 35-facher Vergrößerung untersucht und
die durchschnittliche Anzahl von Gruben (Pits)
Abbildung 2. Bivariater Plot der anterior-posterioren (AP) und medio-lateralen (ML) Längenmessungen von
Miotra-
gocerus
-Hornkernen der Höwenegg-Fundstelle, gemessen an der Basis.